Wenn man in Königsberg den Wrangelturm passiert hat und am Oberteich nach Norden geht, verläuft zur linken eine breite Straße, die wir unter dem Namen „Cäcilienallee“ kennen. Alte Villen säumen den Verlauf, doch plötzlich scheint zwischen dem Grün der Bäume ein modern anmutendes Gebäude hervor. Welch eine Überraschung zu erfahren, dass dieses Haus schon 1930 gebaut wurde. Der Neubau wurde damals erforderlich, denn 600 Studenten brauchten Platz. Dieser wurde von der Stadt in den Parkanlagen am Oberteich zur Verfügung gestellt. Es entstand eine Schule im Stil des Dessauer Bauhauses: kubische Baukörper, schlichte Außenwände, große Fenster und insgesamt klare Formen und Linien.
Die Handelshochschule hat die Stürme der Zeit nahezu unverändert überstanden. Wer in den Anfangsjahren nach der Öffnung der Exklave in Königsberg war, hat das Gebäude noch mit einem mintgrünen Außenanstrich in Erinnerung. Vor zwei Jahren ist diese Farbexplosion behoben worden, und ein neutraler, weißer Anstrich hat der Handelshochschule ihr ursprüngliches Aussehen zurückgegeben. Sie wird immer noch als Schule genutzt, heute vorwiegend für Schüler der Luftfahrt. Dies brachte vor ein paar Jahren ein Kuriosum mit sich, das man von außen nicht bemerkte: Auf dem Schulhof im rückwärtigen Teil des Gebäudes war ein Passagierflugzeug gelandet. Wie diese Meisterleistung geschafft wurde, bleibt ein Geheimnis, denn die nähere Umgebung wies keine frischen Landebahnen auf. Heute ist das Flugzeug wieder verschwunden, und ein moderner Sportplatz sorgt dafür, dass die Studenten bei allem Studium auch die physische Ertüchtigung und Gesunderhaltung nicht zu vernachlässigen brauchen.