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25.01.19 / Moslems radikalisieren Westafrika / Die Sahel- wird zur Dschihadzone – Islamischer Terror breitet sich wie ein Virus auch in Burkina Faso aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-19 vom 25. Januar 2019

Moslems radikalisieren Westafrika
Die Sahel- wird zur Dschihadzone – Islamischer Terror breitet sich wie ein Virus auch in Burkina Faso aus
Bodo Bost

Nach Mali wird auch in Burkina Faso, dem ehemaligen Obervolta, die Sicherheitslage immer dramatischer. Nach den Tuareg haben sich auch andere muslimische Völker vom Dschihad-Virus anstecken lassen und radikalisieren sich. Im Schatten der religiösen gewinnt auch ethnisch motivierte Gewalt immer mehr an Boden unter den größten Volksgruppen der Sahelzone.

Burkina Faso könne nicht mehr für die Sicherheit seiner knapp 20 Millionen Einwohner sorgen, erklärte der christliche Präsident Roch Marc Christian Kaboré in seiner Neujahrsansprache und verhängte gleich über sechs Regionen den Ausnahmezustand. Nach dem Norden gilt der Notstand nun auch im Zentrum und im Osten, wo Burkina Faso an Togo, Benin und Niger grenzt. Seit 2015 sollen in Burkina Faso etwa 250 Menschen durch Terrorangriffe getötet worden sein. 

Das Land, das bis 2014 als Zentrum des gemäßigten Islams und Sicherheitspol der Region galt, wird nach Mali immer mehr zur Hochburg des islamischen Terrors in der Sahelzone. Von der sich ausbreitenden Unsicherheit ist die ganze westafrikanische Sahelzone betroffen. Im an Burkina Faso angrenzenden Südwesten des Niger gilt seit Anfang Dezember der Ausnahmezustand, hier kommt der Terror nicht aus Mali sondern aus Nigeria. Vom islamischen Terror sind auch die immer noch großen Migrationsströme aus Schwarzafrika durch den Niger nach Norden zum Mittelmeer betroffen, die von den Immigranten erpressten Schutzgelder sind nach dem Wegfall des Hauptsponsors Gaddafi das Haupteinkommen der Dschihadisten. 

Für die neue grenzüberschreitende Gewalt im Westen der Sahelzone ist vor allem die in Mali entstandene „Gruppe für die Unterstützung des Islams und der Muslime“ (JNIM) verantwortlich. Die al-Kaida-nahe Organisation gilt als Zusammenschluss verschiedener radikal-islamischer Gruppen. Ihr Anführer Iyad Ag Ghali ist ein ehemaliger Tuareg-Rebellenführer, der sein Handwerk in Libyen unter Gaddafi und bei den verschiedenen Tuareg-Aufständen in Mali gelernt hat. Er hat bereits mehr Macht als viele afrikanische Staatschefs, denn auf der aktuellen Liste der einflussreichsten Afrikaner des französischen Magazins „Jeune Afrique“ steht er auf Platz 25. 

Auch die Terrorgruppe Boko Haram befindet sich nach Jahren des Niedergangs seit einiger Zeit in Nigeria wieder im Aufschwung. Zum Jahresende soll es den islamischen Kämpfern gelungen sein, die Marktstadt Baga am Tschadsee einzunehmen. Mehrere Hundert Soldaten der nigerianischen Armee werden vermisst, 2000 sollen von Boko Haram gefangen gehalten werden. Es verstärkt sich immer mehr der Eindruck, dass Nigerias Regierung kurz vor den Wahlen im Februar die Kontrolle über weite Teile des größten Landes Afrikas entgleitet. Viele halten den Norden von Nigeria, wo sich der Terror immer mehr ausdehnt,  für den Ausgangspunkt des gesamten Terrors in der Region.

Radikale Moslems sind nicht mehr die einzigen Gewaltakteure. Der Gewaltbazillus hat auch traditionell verfeindete Ethnien und Kommunen erfasst, Milizen sprießen aus dem Boden. Am Neujahrstag gab Malis Regierung bekannt, dass Dogon-Milizen in einem Dorf der Region Mopti 37 Angehörige der Fulani-Volksgruppe, in Mali Peul genannt, umgebracht haben sollen. Schon im April letzten Jahres war es zu einer Gewaltorgie in dieser Region gekommen, als Dutzende von Dogon von Peul-Milizen ermordet worden waren.

Die Peul oder Fulani leben als Nomaden in allen Ländern Westafrikas. Weil die muslimischen Peul schon immer enge Beziehungen zu den muslimischen Tuareg hatten, haben diese ihre Rekrutierungsbemühungen in den letzten Jahren vor allem auf die Peul konzentriert. Dadurch hat sich der radikale Islam, der von Libyen aus als erstes von den Tuareg übernommen wurde, auf alle Länder Westafrikas ausgebreitet, wo die Peul leben. Die noch nicht ganz islamisierten Bambara und Dogon in Mali und Burkina Faso stellen alle Peul unter Generalverdacht und wehren sich. Politik und Armee in den Ländern sind nicht mehr in der Lage, diese Entwick­lung aufzuhalten. 

Von diesen neuen Konflikten im Windschatten des globalen islamischen Terrors gibt es in West-, aber auch Zentral- und Ostafrika viele. Nach Schätzungen forderte der Peul/Fulani-Konflikt in Mali im vergangenen Jahr über 500 Tote, in Nigeria mehrere Tausend. Damit erreicht dieser Konflikt fast die Dimension des Boko-Haram-Terrors. Betroffen von dem Furor der Fulani/Peul sind alle sesshaften Völker, ganz gleich welcher Religion.