Die frühen Maler waren lange Zeit reisefaule Stubenhocker, die in dunklen Ateliers Heiligenbilder oder Herrschaftsporträts anfertigten. Für die Landschaft interessierten sie sich höchsten als mythisch überhöhtes Hintergrundmotiv für ihre Gemälde. Erst die Holländer rückten im 17. Jahrhundert die Landschaft in den Vordergrund, und als ein Jahrhundert später deutsche Künstler in Scharen zu Bildungszwecken über die Alpen nach Italien reisten, endeckten auch sie auf ihren Wanderungen die Schönheit der Natur.
Zu ihnen gehörte Heinrich Reinhold, der mit seinen Landschaftsgemälden und -zeichnungen dafür sorgte, dass dieses Genre sein stiefkindliches Dasein beendete. In der Hamburger Kunsthalle sind noch bis zum
10. März mit der Ausstellung „Der Landschaft auf der Spur“ 120 Werke des aus einer Geraer Künstlerfamilie stammenden Malers zu sehen.
Wer prachtvolle großformatige Landschaftspanoramen erwartet, wird enttäuscht sein. Reinhold hat vor Ort auf nur kleinen, transportfähigen Leinwänden gearbeitet. Zum Teil haben seine Ansichten auf Olevano, Frascati oder die Campagna bei Rom nur Postkartenformat. Ihn als Vorreiter der Postkartenmotive zu bezeichnen wäre wohl übertrieben, aber er wusste offenbar, was sich gut verkaufen lässt.
Dass man sich auch als Künstler nicht nur von Luft und Liebe ernähren kann, sondern sich nach dem Geschmack des Publikums richten sollte, erfuhr Reinhold in seiner Pariser Zeit von 1809 bis 1814. Dort fertigte er acht auch in der Kunsthalle ausgestellte Radierungen an, die Napoleons Feldzüge glorifizierten.
Doch statt für Schlachten, Stillleben oder Porträts reicher Pariser hatte der menschenscheue Reinhold eher den Blick für die Natur. Seine Leidenschaft lebte er aus, als er nach Wien und später nach Rom zog. Unterwegs malte er bei Berchtesgaden den Watzmann, den er auch bestiegen hätte, hätten seine Füße nicht vom vielen Wandern geschmerzt. Zeitlos ist sein naturgetreues Bildnis von Heiligenblut mit dem Großglockner. Die Ansicht kennt jeder, der dort zu Urlaub war.
Mit kristallinem Pinselstrich schuf er auch Abendstimmungen, ähnlich denen französischer
Barockmaler, oder dramatische Strandszenen mit Schiffbrüchigen. In der Kunsthalle, die mit zwölf Gemälden und vielen Zeichnungen den größten Bestand mit Reinholds Werken besitzt, kann man so interessante Facetten dieses auch für viele Kunstkenner recht unbekannten Malers entdecken, der 1825 mit nur 36 Jahren starb.
Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Eintritt: 14 Euro. www.hamburger-kunsthalle.de