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25.01.19 / Deutsche Heimatvertriebene / Die neue Heimat in der Bundesrepublik Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-19 vom 25. Januar 2019

Deutsche Heimatvertriebene
Die neue Heimat in der Bundesrepublik Deutschland
Wolf Werda

Nein, ganz vergessen sind sie nicht, die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, die in den Wirrnissen des Zweiten Weltkrieges und dann ab 1945 in Folge der so genannten Potsdamer Beschlüsse per Zwangsaussiedlung ihre angestammte Heimat verlassen mussten. Über zehn Millionen Menschen strömten unter schwierigsten Umständen aus den ehemals deutschen Ostgebieten von 1945 bis 1950 in die vier Besatzungszonen bzw. in die Bundesrepublik Deutschland. Nicht immer und nicht überall waren sie wirklich willkommen, bis sie ein vorübergehendes oder schließlich endgültiges neues Zuhause fanden. Keiner hat dies vergessen; nicht die Eingesessenen und nicht die Heimatvertriebenen. 

Nicht zuletzt auf dem Hintergrund der aktuellen und weiter anhaltenden Zuwanderungsbewegungen hat sich nun der junge Sozialphänomenologe Frank Wolfram Wagner, sein Großvater stammte aus Ostpreußen, der Frage angenommen, wie deutsche Heimatvertriebene und Russlanddeutsche heute ihr Ankommen und ihr Leben in der Bundesrepublik einschätzen und beurteilen. 

Dazu befragte Wagner, Schüler von Richard Grasshoff, der als Soziologe und Bevölkerungswissenschaftler mit dem Forschungsschwerpunkt „Deutsche Aussiedler und Heimatvertriebene“ mit der Thematik bestens vertraut ist, im Gesprächsteil seines im letzten Sommer erschienenen Buches (121 Seiten), gestützt auf zahlreiche wissenschaftliche Quellen, Zeitschriften und Zeitungen, u. a. auch etliche Zeitzeugen. Es äußern sich insgesamt sechzehn Persönlichkeiten; Experten, Politiker, Wissenschaftler, tüchtige Unternehmer und Privatleute, darunter auch die Bundestagsabgeordnete und ehemalige Präsidentin des Bundes der Heimatvertriebenen Erika Steinbach sowie der in Genf lebende Publizist und Schriftsteller Harry R. Wilkens. 

Die Kenntnisse und Erfahrungen der in dem Buch zu Wort Gekommenen, ihre Einsichten und Überzeugungen sind beeindruckend. In Frank Wolfram Wagner neuem Werk schimmert letztendlich aber auch eine Wahrheit durch: Ohne die handfeste Mitarbeit der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, ohne ihre starken Verbände und Landsmannschaften wäre die zweite Republik nicht das, was sie heute ist. Und Wagners Arbeit zeigt: Es war und ist in keiner Zeit leicht, Flüchtling zu sein. So gesehen beleuchtet der Autor präzise Historie und Gegenwart der Flüchtlings- und Vertriebenen-Debatte unserer Tage in ihrer ganzen Vielschichtigkeit. 

Wagners Verdienst ist es, nun noch einmal die verheerenden Folgen der Vertreibung von über zehn Millionen Deutschen, überwiegend Frauen, Kinder und alte Menschen, aus ihrer angestammten Heimat deutlich aufzuzeigen. Die Erinnerung an die schreck-lichen Beschlüsse der Siegermächte von 1945 in Potsdam war überfällig. Das Abkommen war und bleibt eine Fehlentscheidung von historischem Ausmaß.