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25.01.19 / Entschuldigungsfloskeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-19 vom 25. Januar 2019

Entschuldigungsfloskeln

Die arme Jugend heutzutage: Sie habe es wirklich sehr schwer – deshalb dürfe man die Jungs und Mädchen keinesfalls zu hart anfassen, wenn sie kriminell würden. So lautet das Credo von „Auf Abwegen“ aus der Feder von Werner Gloss, seines Zeichens Polizeihauptkommissar und Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Polizei in der Deutschen Vereinigung für Jugendrichter und Jugendgerichtshilfen.

Deshalb wimmelt das Buch auch vor all den sattsam bekannten Entschuldigungsfloskeln, wie man sie aus dem Sozialarbeiterjargon kennt: „Schwere Kindheit“, „Druck“, „Verzweiflung“, „jugendliche Dummheit“ und „Zukunfts-ängste.“ Desgleichen wird jedwede „Elternschelte“ vehement abgelehnt. Vielmehr sollen die Väter und Mütter delinquenter Heranwachsender eine Art Leitfaden in die Hand bekommen, der ihnen zeigt, wie sie am besten ihre Interessen und die ihres kriminellen Nachwuchses gegenüber Justiz und Gesellschaft vertreten können. Die Nöte und Leiden der Opfer jugendlicher Schläger, Diebe, Räuber und so weiter spielen dahingegen keine Rolle.

Einseitig bis regelrecht absurd sind zudem auch die Fallbeispiele, welche Gloss anführt, um das Phänomen Jugendkriminalität anschaulicher zu machen. So befasst er sich unter der Überschrift „Parallelwelten“ nicht etwa mit jugendlichen Intensivtätern aus orientalischen Großfamilien, sondern mit den Verfehlungen des Sohnes eines deutschen Oberarztes in der bayerischen Provinz. Letztlich bleiben diejenigen, welche heute die Sta-

tistik bei der Jugendkriminalität anführen, wenn es um schwere oder schwerste Delikte geht, und vielfach der „Flüchtlings“-Szene oder dem linksradikalen Milieu angehören, in dem Buch fast komplett unerwähnt.W.K.

Werner Gloss: „Auf Abwegen. Wenn Jugendliche kriminell werden“, Ch. Links Verlag, Berlin 2018, broschiert, 240 Seiten, 18 Euro