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01.02.19 / Chinesen hinterm Mond / Peking setzt Sonde auf Mondrückseite ab – USA sind beindruckt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-19 vom 01. Februar 2019

Chinesen hinterm Mond
Peking setzt Sonde auf Mondrückseite ab – USA sind beindruckt
Thomas W. Wyrwoll

Der Volksrepublik China ist es mit der Chang’e 4 erstmals gelungen, eine Weltraumsonde auf der dauerhaft von der Erde abgewandten Seite des Mondes zu landen. Gesteuert wird das Gefährt über einen Satelliten auf der Mondumlaufbahn. 

Am 3. Januar setzte die Sonde in dem nach einem ungarisch-amerikanischen Raketenpionier benannten Von-Kármán-Krater in der Leibniz-Ebene nahe dem lunaren Südpol weich auf. Um 

22.22 Uhr Pekinger Zeit wurde das zugehörige 140 Kilogramm schwere Mondfahrzeug Yutu-2 (Jadehase-2) zu Boden gelassen, zu dessen Ausstattung ein deutscher Neutronen- und Strahlungsdosendetektor gehört, der als erstes wissenschaftliches Gerät zum Einsatz gelangte. Das Fahrzeug führt zudem ein Biotop mit sich, in dem getestet werden soll, ob sich die darin platzierten Insekten­eier und Pflanzensamen unter Weltraumbedingungen gemeinsam entwickeln.

Die Landung ist Teil eines großangelegten chinesischen Mondforschungsprogramms, das mit Chang’e 1 und 2 2007 erstmals die Umlaufbahn und 2013 mit Chang’e 3 die Oberfläche des Erdtrabanten erreichte. Die beiden laufenden Expeditionen dienen jetzt der Sammlung und orbitalen Auswertung von geologischem Probenmaterial. 

Ihre beiden Nachfolger sollen solches Material dann erstmals auf die Erde bringen. Bis 2030 würde sich daran in allerdings noch nicht näher geklärter Weise die Vorbereitung einer Landung von Menschen auf dem Mond anschließen. Langfristig denkt China sogar an eine Mondsiedlung im Bereich des jetzigen Landungsgebietes, deren Hauptzweck wohl weniger die Wissenschaft als der lukrative Abbau des auf der Erde seltenen Isotops Helium-3 sein dürfte, das sich vor allem als Grundstoff für Kernfusionsreaktoren nutzen ließe. 

Bis dahin ist allerdings neben einer Erkundung der Geologie und Physik der Mondoberfläche noch eine Fülle an Grundlagenforschung zu leisten, die schon jetzt von konkretem Interesse für die Menschheit ist. So sollen etwa die Sonnenkorona und ihr Strahlungseinfluss auf die Erde sowie mithilfe eines soeben von 

Chang’e 4 erfolgreich ins Mond­orbit gebrachten Satelliten die allgemeine Weltraumstrahlung gemessen werden.

Schon angesichts einer wohl zwischen minus und plus 200 Grad Celsius schwankenden Temperatur der Mondoberfläche stellt die Expedition eine enorme technische Herausforderung dar. Auf ein allein daher bereits durchaus nicht unwahrscheinliches Scheitern dürften Vertreter der NASA spekuliert haben, als sie ihren chinesischen Gegenspielern ziemlich voreilig und überschwänglich zu ihrem letztlich dann doch beachtlichen Erfolg gratulierten. 

Die staatlichen Abendnachrichten des chinesischen Fernsehens vom Landungstag waren daher wohl nicht nur bescheiden, sondern auch berechtigt vorsichtig, als sie die Meldung über die Expedition nur kurz und als fünfte ausstrahlten: Ein Großteil der Sendezeit war für die neuen Anstrengungen der Staatsführung unter Xi Jinping zur Wiedervereinigung mit Taiwan verwendet worden, die nicht nur den meisten Chinesen lebensnaher und erfolgversprechender als eine Weltraumexpedition erscheinen.