25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
01.02.19 / Europas Luftfahrt besorgt / Ein harter Brexit hätte schwerwiegende Konsequenzen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-19 vom 01. Februar 2019

Europas Luftfahrt besorgt
Ein harter Brexit hätte schwerwiegende Konsequenzen
Norman Hanert

In Europas Luftfahrtbranche wachsen die Sorgen vor einem harten Brexit, einem EU-Ausstieg Großbritanniens ohne einen Vertrag. In einem solchen Fall müssten insbesondere britische Fluglinien den Verlust von Streckenrechten befürchten.

In Gefahr geraten könnten möglicherweise auch direkte Verbindungen von und nach Großbritannien, mit Sicherheit aber Flüge britischer Anbieter zwischen Flughäfen innerhalb der EU. Denn ohne ein Verkehrsabkommen dürfen innerhalb der EU nur Fluggesellschaften Strecken bedienen, deren mehrheitliche Eigner ihren Sitz in der EU haben. 

Prominenter Leidtragender könnte das britische Unternehmen Easyjet werden. Seit der Insolvenz von Air Berlin ist Easyjet nach dem Lufthansa-Konzern der zweitgrößte Anbieter von Flügen in Deutschland. In Vorbereitung auf den Brexit hat Easyjet deshalb bereits einen Ableger in Österreich aufgebaut. Ein Teil der Flotte ist schon in der Alpenrepublik registriert und inzwischen mit einer „OE“-Länderkennung unterwegs. Zusätzlich will Easyjet versuchen, ein Unternehmen zu werden, das mehrheitlich Anteilseignern aus der EU der 27, also ohne Großbritannien, gehört. Aktuell soll deren Anteil bei 49 Prozent liegen. Um die entscheidende Schwelle von 50 Prozent zuzüglich einer Aktie zu erreichen, könnte Easyjet die Stimmrechte britischer Aktionäre aussetzen oder sogar einen Verkauf an EU-Eigentümer erzwingen.

Auch der britisch-spanische Luftfahrtkonzern „International Airlines Group“ (IAG) muss damit rechnen, dass die Eigentumsverhältnisse einer genauen Prüfung unterzogen werden. Die IAG ist im Jahr 2011 durch die Fusion der spanischen Iberia und British Airways entstanden. 

Probleme zeichnen sich ebenso bei Ryanair ab. Sitz der Fluggesellschaft ist zwar Irland, doch liegt die Aktienmehrheit bislang bei britischen Eigentümern. 

Gleiches gilt für die deutsche Fluggesellschaft Condor, die zum großen britischen Touristikkonzern Thomas Cook gehört. Auch das deutsche Touristikunternehmen TUI könnte Probleme bei den Flugrechten bekommen. Zwar liegt die TUI-Zentrale in Hannover, die Mehrheit der Aktien halten allerdings britische Investoren und ein russischer Großaktionär. Bei allen betroffenen Firmen sind offenbar mittlerweile Notfallpläne in Vorbereitung, damit die Flugzeuge Ende März nicht am Boden bleiben müssen. 

Auch für den Flugzeugbauer Airbus zeichnen sich bei einem ungeregelten Brexit Schwierigkeiten ab. Das europäische Gemeinschaftsunternehmen lässt in Großbritannien bislang Tragflächen für fast alle seine Passagier- und Frachtflugzeuge fertigen. Steigt das Land Ende März ohne einen Vertrag aus der EU aus, ist die Zulassung von Flugzeugteilen in Gefahr, die im Vereinigten Königreich gefertigt werden. Zuständig für die Zulassung ist die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) mit Sitz in Köln. Die Agentur könnte auch für britische Unternehmen zu einem Problem werden, die Fluggeräte per Leasing bei Kunden auf dem Kontinent im Einsatz haben.

Einen sehr pessimistischen Kommentar hat Tom Enders abgegeben. Der Airbus-Chef sieht die britische Luftfahrt vor einem Abgrund. Für den Fall eines ungeordneten Brexits kündigte er sogar einen Rückzug der Produktion aus Großbritannien an.