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01.02.19 / Frei gedacht / Der Bürger als Spitzel und Systemmarionette?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-19 vom 01. Februar 2019

Frei gedacht
Der Bürger als Spitzel und Systemmarionette?
Eva Herman

Die Mainstreammedien haben so große Probleme wie noch nie: Die Auflagen der Zeitungen stürzen seit geraumer Zeit ab, Einschaltquoten von Informationssendungen sinken kontinuierlich, und das Geld wird allerorten knapp (außer natürlich bei den zwangsfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen). Warum? Ja, natürlich, es ist nicht neu: wegen der wachsenden Konkurrenz durch das Internet. Noch mehr jedoch dürfte das Problem der Glaubwürdigkeit den Medienmachern ins Genick schlagen. Weswegen diese nun mit immer neuen Ideen aufwarten, um wieder Boden unter ihren strauchelnden Füßen erreichen zu können. Leider jedoch scheint man an den Entscheidungsstellen bereits derart ins geistige Dilemma abgesunken zu sein, dass die stolz präsentierten Ideen eher den einst berühmten Schildbürgerstreichen gleichkommen. Die Frage ist: Merken sie es nicht mehr – oder wollen beziehungsweise sollen sie es nicht merken? Kurios, was man sich jetzt wieder ausgedacht hat.

Kürzlich berichtete ich über die Misere der Tageszeitungen, die so gut wie kein Geld mehr für eigene Korrespondenten im Ausland haben. Und die deswegen nahezu ausnahmslos nur noch mit zentralen Nachrichtenquellen wie der Deutschen Presse-Agentur arbeiten, nach dem Motto: Ein Journalist vor Ort für alle. Die Weltpolitik in unseren sogenannten Qualitätsmedien wird also genau so gleichgeschaltet, wie die europäischen Länder unter den Befehl Brüssels gestellt wurden. Doch auch die Lokalseiten dieser Medien scheinen derbe zu stolpern: Auch hier fehlt Geld! Und so gründete man nun unter der Ägide des bekannten „Zeit“-Redakteurs Cord Schnibben die „Reporterfabrik“. Das Ziel ist, Otto Normalverbraucher im Netz als Reporter auszubilden, damit er dann über sein lokales Umfeld im Netz berichten kann. Hobby-Journalismus für jedermann? Die Macher scheinen das ernst zu meinen, obwohl doch als erstes die Frage erlaubt sein muss, warum so viele Top-Journalisten für diese Arbeit erst lange Studiengänge, mühsame Volontariate und Re­daktionsassistenzen absolvieren müssen?

Was steckt in Wirklichkeit hinter diesem merkwürdigen und gleichzeitig verzweifelt klingenden Plan? „Eine Journalistenschule im Netz“ wird das als Start-up-Unternehmen deklarierte Projekt bezeichnet, das, wie es heißt, für diese Herausforderung genügend Gründungskapital zur Verfügung haben soll. An dieser Stelle sei der Hinweis erlaubt, dass die neugegründete „Reporterfabrik“ unter der Ägide des Internetportals „Correctiv“ läuft, das mit Hunderttausenden Euro aus den berühmten George-Soros-Stiftungen finanziert wird. „Correctiv“, auch das sollte am Rande erwähnt werden, besteht aus einer langen Reihe von prominenten Mainstreamjournalisten von „Spiegel“, „Stern“, „Zeit“ & Co, die unter anderem die Aufgabe haben, in Facebook nach „rechten Störenfrieden und Verschwörungstheoretikern“ zu fahnden, diese wegen ihrer „Fake-News“ zu verwarnen, sperren beziehungsweise gegebenenfalls auch löschen zu lassen. Gegen den „Correctiv“-Geschäftsführer Oliver Schröm wird seit Monaten übrigens von der Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt. Dem voraus ging ein „Strafübernahmeersuchen“ der Staatsanwaltschaft Zürich. Letztere ermittelt seit geraumer Zeit gegen Schröm wegen des Vorwurfs „Wirtschaftlicher Nachrichtendienst (Wirtschaftsspionage) und Verletzung des Geschäftsgeheimnisses“. Aber auch das nur am Rande.

Nun, auch die „Reporterfabrik“ besteht aus Top-Journalisten des Mainstream wie dem genannten Mainstreamjournalisten Schnibben, im Kuratorium sitzen unter anderem der Chefredakteur der „Zeit“, Giovanni di Lorenzo, Matthias Müller von Blumencron vom „Tagesspiegel“, Claus Kleber vom ZDF, Telekom-Vorständin Claudia Nemat, daneben viele ARD- und ZDF-Mitarbeiter, halt die üblichen Verdächtigen. Wen wundert es dann noch, dass beide Geschäftsführer der „Reporterfabrik“ gleichzeitig auch die Geschäftsführer beim Facebook-Räumungskommando „Correctiv“ sind: Simon Kretschmer, einst Verlagsmanager bei Gruner+Jahr beziehungsweise der „Stern“-Verlagsleitung, wie auch der Top-Mainstreamjournalist David Schraven, der bei nahezu allen großen Tageszeitungen schon tätig war.

Diese Combo will also jetzt den Internet-Nutzer als Journalisten ausbilden: „Die Journalistenschule im Netz“ sei seit Mitte vergangenen Monats für jeden Mann und jede Frau zugänglich, lassen die öffentlich-rechtlichen Sender stolz verlauten. Das Angebot richte sich an „interessierte Bürger, Journalisten, aber auch an Schüler“. Der frühere „Spiegel“-Reporter und jetzige stolze „Fabrikdirektor“, wie Schnibben sich selbst nennt, berichtet, es gebe vier Stufen, in denen jedermann nun den sogenannten Journalismus im Netz durch Workshops und Übungsaufgaben erlernen könne. Seine Aufzählung klingt wirklich bizarr und befremdlich, aber der mit zahllosen Medienpreisen ausgezeichnete „Qualitätsreporter“ meint es offenbar ernst: 1: Was ist Journalismus? 2: Was ein Journalist können muss. 3: Was ein Journalist können sollte. 4: Was gute Journalisten können. 

Der erste Workshop sei kostenlos, erklärt der Mann, als wolle er dem Hörer Appetit machen, doch dann müsse der Interessierte für die Angebote zahlen. Die weiteren Erklärungen werden immer aberwitziger, denn man steckt die Ziele des Nutzers gleich richtig hoch: „Die Themen reichen vom Bloggen, vom Drehen mit dem Smartphone bis hin zu guter Sprache und der Frage: Wie werde ich Chefredakteur?“, berichtet eine öffentlich-rechtliche Reporterin. Dafür stehe dann niemand geringerer als „Zeit“-Chefredakteur di Lorenzo Rede und Antwort, heißt es. Vision des Projektes sei, so die Reporterin, dass nach einigen Jahren die sogenannte redaktionelle Gesellschaft erreicht worden sei. Das heiße, dass „mündige Bürger in Zukunft immer mehr Aufgaben von Journalisten übernehmen“ sollten. „Sie berichten dort, wo es beispielsweise keine Lokalzeitung mehr gibt“, wird Geschäftsführer Schraven zitiert, „und stärken damit die Demokratie“! Ach, ja? Ist die eventuell als Ausbildungslager für linientreue Bürger gedacht, die sich eilfertig und ergeben den berühmten Mainstreamjournalisten unterwerfen und politisch korrekte Angaben zu ihrem lokalen Umfeld weiterleiten? Ein Schelm, der dabei Böses denkt.

Auf der Webseite der „Reporterfabrik“ heißt es jedenfalls wörtlich: „Journalistenschule für jeden. Wir möchten den Weg in eine redaktionelle Gesellschaft begleiten durch die Qualifizierung von Nicht-Journalisten und Journalisten. Die Desinformation hat dramatisch zugenommen. Jede demokratische Gesellschaft braucht jedoch eine funktionierende Öffentlichkeit, sonst ist die freie Meinungsbildung nicht mehr gewährleistet.“ Und weiter: „Durch die gezielte Verbreitung von Fake News und das Negieren erwiesener Fakten durch Regierende und Populisten hat die Desinformation dramatisch zugenommen. Jede demokratische Gesellschaft braucht eine funktionierende Öffentlichkeit, sonst ist die freie Meinungsbildung nicht mehr gewährleistet.“

Eine neue Qualität, sofern dieser Begriff hier überhaupt zutreffend ist, wird sichtbar. Eine Abrichtung ungeahnten Ausmaßes inklusive Deutungshoheit und politisch korrekter Neusprech-Rahmenbedingungen nach George Orwell kann nun als Fakt analysiert werden. Bleibt die Frage, warum Orwell in seinem Buch 1984 so stark untertrieben hat.