28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
01.02.19 / Der letzte Kampf des Schlachtschiffs »Bismarck« / Ein großer Sieg und totale Vernichtung bei der ersten Feindfahrt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-19 vom 01. Februar 2019

Der letzte Kampf des Schlachtschiffs »Bismarck«
Ein großer Sieg und totale Vernichtung bei der ersten Feindfahrt
Klaus J. Groth

Die „Bismarck“ war der Stolz der deutschen Kriegsmarine. Unsinkbar sollte sie sein. Ein Schlachtschiff wie kein zweites. Doch die erste Feindfahrt war zugleich die letzte. Die „Bismarck“ lief vor 80 Jahren, am 14. Februar 1939, bei Blohm & Voss in Hamburg vom Stapel, sie sank am 27. Mai 1941. Erst Jahrzehnte später wurde bestätigt: In aussichtsloser Situation war der Untergang aus eigenem Willen befohlen worden.

Als die „Bismarck“ vom Stapel lief, war Adolf Hitler anwesend. Sie galt als das kampfstärkste Schlachtschiff auf den Weltmeeren, das erste vollwertige neue Schlachtschiff der Kriegsmarine, das sich mit den größten Einheiten der Kriegsgegner messen konnte. Erst das deutsch-britische Flottenabkommen von 1938 ermöglichte den Bau von Schiffen bis 35000 Tonnen. Tatsächlich lag die „Bismarck“ noch 10000 Tonnen darüber. Der Bau stand ab September 1939 nach dem Kriegseintritt Großbritanniens und Frankreichs unter erheblichem Zeitdruck. Die Ausrüstung war noch nicht vollständig, als das Schiff in Dienst genommen wurde. Es wurde nach Gotenhafen (Gdingen) verlegt und galt erst im Frühjahr 1941 als einsatzbereit. Nun sollte der Seekrieg gegen Großbritannien verstärkt geführt werden. Vor allem wollte man die Nachschubwege über den Atlantik stören. 

Großadmiral Erich Raeder schick­te die „Bismarck“ und den Schweren Kreuzer „Prinz Eugen“ in den Atlantik. Die „Bismarck“ sollte die gegnerischen Kriegsschiffe binden, während die „Prinz Eugen“ Handelsschiffe angriff. Beide Schiffe verließen zum „Unternehmen Rheinübung“ Gotenhafen am 18. Mai 1941, begleitet von mehreren kleineren Kampfschiffen. Sie sollten durch die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland den offenen Atlantik erreichen. Flottenchef Admiral Günther Lütjens war an Bord der „Bismarck“, die von Kapitän zur See Ernst Lindemann kommandiert wurde. Der Verband nahm in der Nähe von Bergen (Norwegen) Treibstoff auf und wurde von den Briten entdeckt. Da die Briten ein solches Unternehmen für kaum wahrscheinlich gehalten hatten, waren in der Wasserstraße lediglich zwei Schwere Kreuzer, die „Suffolk“ und die „Norfolk“, po­stiert. Beide zogen sich angesichts der auftauchenden Übermacht zwar am 23. Mai zurück, hielten aber Kontakt. Nun führten die Briten einen eigenen Verband heran, sechs Zerstörer, das neue Schlachtschiff „Prince of Wales“ und den Schlachtkreuzer „Hood“, bis zum Bau der „Bismarck“ das schnellste und größte Schlachtschiff der Welt. Sie stellten den deutschen Verband in den Morgenstunden des 24. Mai und eröffneten das Feuer. An den Operationsplan denkend, zögerte Flottenchef Lütjens, das Feuer zu erwidern, aber Kapitän Lindenmann befahl „Feuer frei. Ich lasse mir doch mein Schiff nicht unterm Arsch kaputtschießen“. 

Die Seeschlacht dauerte nur ein paar Minuten, dann versenkte die „Bismarck“ die „Hood“. 1416 Besatzungsmitglieder der „Hood“ kamen ums Leben, nur drei überlebten. Die ebenfalls schwer getroffene „Prince of Wales“ drehte ab. Die „Bismarck“ hatte drei, die „Prinz Eugen“ keinen Treffer erhalten. 

Der Schock der Briten war gewaltig. Premierminister Winston Churchill wies die Admiralität an, alle Seestreitkräfte im Atlantik zur Jagd auf die „Bismarck“ zu mobilisieren. Fünf Schlachtschiffe, zwei Schlachtkreuzer, zwei Flugzeugträger, 13 Kreuzer, 33 Zerstörer und acht U-Boote nahmen die Suche auf. Unterstützt wurden sie durch zahlreiche Aufklärungsflugzeuge.

Auf der „Bismarck“ hatte ein nicht detonierter Durchschuss die Zuleitungen zu den Öltanks zerstört. Der Einsatz musste abgebrochen, der Hafen von Saint-Nazaire an der französischen Atlantikküste angelaufen werden. Dabei gelang es, die verfolgenden britischen Einheiten abzuschütteln. 

In der irrigen Annahme, die „Bismarck“ sei noch auf dem Radar der Briten, machte Admiral Lütjens einen verhängnisvollen Fehler. Er ließ einen lang andauernden Funkkontakt mit der Heimat aufnehmen und bat um Unterstützung durch U-Boote und andere Einheiten. Die Funksprüche gingen hin und her – und die Briten horchten mit. So fanden sie die „Bismarck“ wieder. Bald waren Aufklärungsflugzeuge über dem Schiff. Ihnen folgten Torpedo-Flieger. Einer traf die Ruderanlage der „Bismarck“. Der Treffer machte das Schlachtschiff nahezu manövrierunfähig. 750 Seemeilen vor Brest war die „Bismarck“ ihren Verfolgern hoffnungslos ausgeliefert. Admiral Lütjens ließ an Hitler funken: „Wir kämpfen bis zur letzten Granate.“ 

Die war am 27. Mai 1941 gegen 9 Uhr verschossen. Da lag die „Bismarck“ seit 15 Minuten unter dem Feuer von zwei Schlachtschiffen, unterstützt von zwei Schweren Kreuzern und Torpedobombern. Das Ende dauerte nur 90 Minuten. 2876 Geschosse der Briten bereiteten das Ende vor. „King George V“ erzielte einen schweren Treffer. Drei Torpedos des Kreuzers „Dorsetshire“ waren die letzten Schüsse. Auf der „Bismarck“ wehte noch der Stander des Admirals, als das Schlachtschiff zur Seite drehte und schließlich kieloben versank. Nur 115 Mitglieder der Besatzung von 2092 Mann überlebten. Lütjens und Lindemann waren unter den Toten.

Den Untergang der „Bismarck“ begleitete die Kriegspropaganda jeweils auf ihre Weise: Die Briten feierten lautstark die Überwindung der „Bismarck“ durch die Royal Navy, die NS-Propaganda feierte deren heroische Besatzung, die bis zuletzt gekämpft und das Schiff durch eigene Hand versenkt habe. Überlebende hatten berichtet, die Flutventile seien geöffnet worden, erst dadurch sei die „Bismarck“ gesunken.

Seitdem wurde über die Ursachen des Untergangs gestritten. US-amerikanische Tiefseeforscher fanden 1989 das Wrack. Eine britische Expedition schickte 2001 Tauchroboter 4800 Meter hinab zum Wrack. Das Ergebnis des Tauchgangs: eindeutig Versenkung durch Torpedos. 2002 reiste der „Titanic“-Regisseur James Cameron zum Wrack der „Bismarck“. Seine bestechend scharfen Bilder zeigen einen relativ unbeschädigten Rumpf. Die Kameraroboter fanden zwar einen Torpedotreffer, der aber keinen größeren Schaden angerichtet hatte. Das belebte den Mythos „Bismarck“ neu.