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01.02.19 / Müll oder Merkel / Wie der E-Mail-Dienstleister GMX die Regierungslinie unterstützt und Kritik unterbindet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-19 vom 01. Februar 2019

Müll oder Merkel
Wie der E-Mail-Dienstleister GMX die Regierungslinie unterstützt und Kritik unterbindet
Lydia Conrad

Seit dem Jahre 2005 wirbt der deutsche Internetdienstleister GMX mit dem alten deutschen Volkslied „Die Gedanken sind frei“. In der Realität folgt das Unternehmen dahingegen einem ganz anderen Prinzip, was wiederum aus der politischen Agenda des Hauptaktionärs von GMX zu resultieren scheint.

GMX (kurz für: „Global Message eXchange“, also „Globaler Nachrichtenaustausch“) hat derzeit rund 15,5 Millionen Kunden in Deutschland. Das heißt, jeder vierte Internet-Nutzer besitzt eine E-Mail-Adresse bei diesem Anbieter. 

Wer auf sein elektronisches Postfach zugreifen möchte, stößt dabei am Rande auf täglich mehrmals wechselnde Nachrichten oder sonstige Artikel, welche recht knallig illustriert sind. In aller Regel lassen sich die Beiträge drei Kategorien zuordnen: Klatsch und Tratsch über Prominente und Personen, die nur angeblich Promis sind, Ratgeber- oder Lebensstil-Seiten sowie Berichte zu aktuellen Ereignissen aus den Bereichen Politik und Gesellschaft.

Was die erste Rubrik betrifft, so erreicht die Banalität der Themen oft ein kaum mehr zu überbietendes Ausmaß, wie einige Beispiele der jüngsten Zeit zeigen: „RTL gibt die Dschungelcamp-Kandidaten bekannt!“, „Der Bachelor ist wieder da – alle 20 Ladys finden Bachelor Andrej superheiß“, „So heißt das neue Wollny-Baby“, „Lilly Becker oben ohne: 2019 startet sexy“, „Tom greift Heidi an Allerwertesten“, „Thomalla knutscht ihren Neuen“.

Wessen Schmerzgrenze damit noch nicht erreicht ist, der kann sich Texte zu Gemüte führen, in denen es unter anderem um folgende weltbewegende Themen geht: „Dürfen Kassenbons in den Papiermüll?“, „Was es bei der Zahnpflege zu beachten gilt“, „Trinkgeld – wann und wie viel?“  

Seriöser kommen dahingegen die Meldungen zum Tagesgeschehen einher – zumindest auf den ersten Blick. Denn beim genaueren Hinsehen entpuppen sich diese vielfach als höchst einseitig, tendenziös und manipulativ. Beispielsweise vergeht fast kein Tag ohne plumpe Trump- oder AfD-Schelte, zumeist kombiniert mit unvorteilhaften Fotos der Protagonisten. 

Dahingegen wird die Asyl- und Einwanderungspolitik von Bun­deskanzlerin Angela Merkel in den rosigsten Farben gezeichnet und immer wieder kräftig auf die Tränendrüse gedrückt, wenn es um das Elend in der Welt geht, um Verständnis für illegale Immigration zu wecken. Dazu gehört auch die möglichst weitgehende Relativierung der Straftaten der „Schutzsuchenden“ – sofern diese überhaupt zur Sprache kommen. Ebenfalls eine große Rolle spielt der angeblich vom Menschen verursachte Klimawandel: Nahezu jede Meldung über Wetter-Ereignisse ist mit dramatisierenden Querverweisen auf denselbigen garniert. Im Prinzip sollen die Nutzer von GMX die Möglichkeit haben, die Beiträge zu kommentieren. 

Aber eben nur im Prinzip. Denn die Kommentarfunktion wird inzwischen bloß noch höchst selten geöffnet. Und wenn, dann zu unverfänglichen Themen und nicht etwa bei „Migrationspakt unterzeichnet!“ oder „Amberg: Prügel­attacken von Jugendlichen“. 

Das merken natürlich viele GMX-Kunden. So schrieb Michael Klose zum Beitrag „Lilly Becker oben ohne“: „Die Kommentare zur Politik sind natürlich nicht zugänglich, aber hier darf sich jeder gerne unterhalten. Das ist freie Meinungsäußerung auf höchstem Niveau.“ Und Johannes Startner fügte in sprachlich etwas zweideutiger Weise hinzu: „Mittlerweile nimmt die ‚Volksverdummung‘ per GMX-Redaktion schon narzistische Züge an.“ Solche Wortmeldungen werden umgehend gelöscht oder die Verfasser gesperrt. Neuerdings kommen die Zensoren damit aber gar nicht mehr nach. Dann steht in schöner Regelmäßigkeit folgende Nachricht auf dem Bildschirm: „Liebe Nutzer, die Diskussion wurde aufgrund zahlreicher Verstöße gegen unsere Kommentar-Regeln geschlossen. Wir bitten um Ihr Verständnis. Die Redaktion.“ 

Es versteht sich von selbst, dass die Schreiber ihrem Ärger dann unter anderen Beiträgen mit noch offener Kommentarfunktion Luft machen. Das wiederum führt zu Schneeballeffekten, und am Ende darf dann selbst keine Klatsch­meldung mehr kommentiert werden, weil die Zuschriften immer politischer beziehungsweise polemischer ausgefallen waren.

Das Ganze vermittelt den Anschein, als ob GMX bestimmte Nutzerstimmen nicht nur aus rechtlichen Gründen oder wegen der sogenannten „Netikette“ unterdrückt, sondern auch, weil sie der politischen Agenda des Internetdienstleisters zuwiderlaufen, welche im Wesentlichen darin zu bestehen scheint, Angela Merkel und deren Unterstützern den Rücken zu stärken. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich ein Blick auf die Eigentums­verhältnisse bei GMX – beziehungsweise die Person von Ralph Dommermuth. 

Der 55-Jährige ist Gründer, Vorstandsvorsitzender und Hauptaktionär der United Internet AG mit Sitz im rheinland-pfälzischen Montabaur. Das Unternehmen hat den E-Mail-Dienstleister GMX im Jahre 2001 geschluckt, seitdem wird er innerhalb des Konzerns durch die 1&1 Mail und Media GmbH geleitet. Insofern dürfte Dommermuth, dessen Vermögen sich laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ auf rund sechs Milliarden US-Dollar beläuft, was ihn zu einem der 300 reichsten Menschen auf der Welt macht, erheblichen Einfluss auf die gesamte Ausrichtung von GMX haben. 

Und das ist insofern bemerkenswert, als sich der Milliardär schon des Längeren im Umfeld der früheren CDU-Vorsitzenden und Noch-Regierungschefin Merkel bewegt. Diese berief ihn beispielsweise 2014 in den Steuerkreis Innovationsdialog zwischen Bundesregierung, Wirtschaft und Wissenschaft, einem illustren Zirkel, dem 16 vom Bundeskanzleramt handverlesene Personen angehören. 

Rund drei Jahre später spendete Dommermuth dann die vergleichsweise hohe Summe von 500000 Euro an die CDU. Außerdem betreut die Ralph-und-Judith-Dommermuth-Stiftung seit Anfang 2016 auch das von dem Unternehmer mitbegründete Netzwerk „Wir zusammen“, welches das Ziel verfolgt, die von Merkel illegal ins Land geholten „Geflüchteten“ in die Gesellschaft und Arbeitswelt der Bundesrepublik zu integrieren. Nicht zuletzt dafür erhielt Dommermuth 2018 den „Preis Soziale Marktwirtschaft“ der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.

Angesichts dieser Konstellation kann kaum verwundern, dass GMX den Eindruck vermittelt, als Sprachrohr der Merkel-CDU zu fungieren. Das sehen viele Nutzer des Mailanbieters inzwischen ebenso wie beispielsweise folgende, schon nach wenigen Minuten wieder gelöschte Wortmeldung von Sören Holger vom         7. Dezember 2018 zeigt: „Habe gehört … dass GMX der CDU ziemlich nahe stehen soll. Insofern ist es kein Wunder, dass hier zu ‚relevanten‘ innenpolitischen Themen keine Kommentarfunktion offen ist … Dann könnten dem Wähler durch andere Wähler ja mal die Augen geöffnet werden oder Informationen an die Öffentlichkeit kommen, die nicht so bekannt, aber wahlentscheidend sein könnten.“ 

Vor diesem Hintergrund erscheint das Vorhaben von GMX, seinen Kunden ein „intelligentes elektronisches Postfach“ für Mails zum Thema Bestellungen im Internet anzubieten, noch problematischer, als es ohnehin schon ist. Zwar hätten diejenigen, die exzessiv im Netz einkaufen, dann einen besseren Überblick über ihre Transaktionen, aber eben um den Preis, dass GMX die eingehenden E-Mails durchsucht, um all jene herauszufiltern, welche etwas mit den Einkäufen zu tun haben. 

Solcherart Einbrüche in die Privatsphäre der Kunden sollen angeblich nur auf maschinellem Wege erfolgen, aber letztendlich ist nicht ausgeschlossen, dass auch Menschen Einblick in die Korrespondenz nehmen. Insofern wäre jeder GMX-Nutzer gut beraten, sehr genau zu prüfen, ob er diesen „Service“ des Unternehmens tatsächlich nutzen will.