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01.02.19 / »Zusammen Heimat sein« / Die Friedländer-Kaffeerunde verbindet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-19 vom 01. Februar 2019

»Zusammen Heimat sein«
Die Friedländer-Kaffeerunde verbindet

Burghaun-Steinbach – Bereits zum elften Mal lud die „Friedländer-Kaffeerunde“ im Hünfelder Land zum Neujahrsempfang. Im vollbesetzten Saal des Landgasthofs „Zum Adler“ überbrachte die Hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler (LBHS) Margarete Ziegler-Raschdorf rund 80 anwesenden Gästen die Neujahrsgrüße der Landesregierung.

Offiziell besteht die „Friedländer Kaffeerunde“ seit dem Jahr 1990, ihre Ursprünge reichen jedoch weit zurück bis in die 1950er Jahre. Viele der 1200 Heimatvertriebenen, die 1946 aus Stadt und Kreis Friedland im nordböhmischen Isergebirge nach Hünfeld verbracht worden waren, hatten damals mit ihren regelmäßigen Treffen begonnen. Bis heute finden sich an jedem Dienstag zwischen 15 und 25 Friedländer in trauter Runde ein. 2006 ist das Ehepaar Monika und Franz Hanika hinzugestoßen. Zwei Jahre darauf hatten beide erstmals zu Jahresbeginn Gäste zu sich nach Hause eingeladen, um Filme von ihren Reisen in die alte Heimat vorzuführen. Während die Eltern von Monika Hanika selbst aus Friedland stammen, ist der 74jährige Franz Hanika gebürtiger Egerländer. Als Leiter der Friedländer Heimatstube in Hünfeld im Landkreis Fulda ist er der Heimat seiner Schwiegereltern jedoch eng verbunden. Aufgrund der stetig wachsenden Zahl der Teilnehmer der Neujahrstreffen, reichte das eigene Heim bald nicht mehr aus. So werden die Treffen seit 2013 in Gaststätten organisiert. Inzwischen kommen in zunehmender Zahl auch zahlreiche Freunde, Nachbarn und Angeheiratete ohne Vertreibungshintergrund zu den jährlichen Empfängen.

Das von den Eheleuten Hanika organisierte und gestaltete Neujahrstreffen 2019 ging weit hinaus über ein fröhliches Miteinander bei Kaffee, Tee, Kuchen, Wurst und Brot. In einem anregenden Lichtbildervortrag berichtete die aus München angereiste Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Dr. Zuzana Finger, den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern von grenzüberschreitenden deutsch-tschechischen Projekten zum Erhalt sakraler Bauten und deutscher Friedhöfe in der Tschechischen Republik. Gemeinsam vom Land Bayern und der Sudetendeutschen Landsmannschaft finanziert, bemüht sich die Heimatpflegerin darum, das kulturelle Erbe der Deutschen aus und in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien zu dokumentieren, zu bewahren und zu fördern. Dabei zählt vor allem die grenzüberschreitende Kulturarbeit zu ihren wichtigsten Aufgaben.

Ergänzt wurde das Programm zur Freude der Anwesenden durch musikalische Beiträge aus dem Egerland sowie verschiedene Mundartvorträge. Zur Kurzweil der Anwesenden wurden Dialekte aus dem Isergebirge, dem Egerland und aus Hessen einander gegenübergestellt. Die hessische Landesbeauftragte sprach dem Ehepaar Hanika ihren herzlichen Dank aus: „Nur, wenn die Kultur und das Brauchtum der alten Heimat gelebt und gepflegt werden, bleiben sie der Nachwelt erhalten. Veranstaltungen wie diese haben einen erheblichen Anteil daran, die Erinnerung an das geistige Erbe der Vertreibungsgebiete zu pflegen. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Vorbereitung und bin begeistert, wie viele Heimatvertriebene und gleichermaßen Einheimische so großes Interesse und Freude an diesem Nachmittag haben“, erklärte Margarete Ziegler-Raschdorf. Das Treffen wirke nicht nur verbindend und identitätsstiftend auf den Kreis der Betroffenen, sondern führte diese darüber hinaus auch mit den Einheimischen zusammen. Beide Seiten kämen zusammen, könnten ihre Erfahrungen austauschen und ihre jeweilige Heimat besser kennen und verstehen lernen. Dies wurde auch von Monika Hanika ausdrücklich betont: „‚Zusammen Heimat sein‘, das wollen wir nicht nur am heutigen Tag, sondern es möglichst auch weiterhin immer wieder aufs Neue in die Tat umsetzen.“LBHS