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01.02.19 / Eroberungen im Perserreich / Der Iran öffnet sich den Touristen aus dem Westen – Archäologische Stätten wie Persepolis als Lockmittel für Reisende

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-19 vom 01. Februar 2019

Eroberungen im Perserreich
Der Iran öffnet sich den Touristen aus dem Westen – Archäologische Stätten wie Persepolis als Lockmittel für Reisende
Helga Schnehagen

Dass der Iran ganz entspannt zu bereisen ist, widerspricht dem weithin verbreiteten Bild. Obwohl sich das weltoffene und freundliche Wesen der Iraner inzwischen herumgesprochen haben sollte. 

Der Iran ist ein überwältigendes Reiseland: sehr groß, sehr alt, sehr bedeutend, aber bis auf die Wintermonate auch sehr heiß. Anstrengend ist in erster Linie daher nicht die Kleiderordnung mit obligatorischer Kopfbedeckung für Frauen, sondern die lang anhaltende Sommerhitze. Die Folge sind Klimaanlagen allerorten. 

Im Freien allerdings kann man der Wärme nicht entfliehen. Noch Mitte September steigt das Thermometer in Teheran, Hamadan, Bisotun, Khorramabad, Izeh, Isfahan, Persepolis oder Shiraz auf 30 bis 35 Grad. In Shushtar klettert es sogar auf 46 Grad (Stand 2018). Wer hitzeempfindlich ist, sollte November bis Februar zur Reisezeit wählen. 

Knapp fünfmal so groß wie Deutschland zählt die Islamische Republik Iran mit mehr als 

82 Millionen Einwohnern zu den 20 bevölkerungsreichsten Ländern der Erde. 1976, noch zu Schah-Zeiten, sollen es 33,7 Millionen Menschen gewesen sein, die in dem Vielvölkerstaat lebten. 

Um die kulturelle Vielfalt einordnen zu können, ist eine gewisse Vorbereitung unerlässlich. Denn unsere Epochen- und Stil-Begriffe sind im mittleren Osten kaum anwendbar. Was man hier zur Orientierung braucht, sind die Namen von Völkern, Herrschern und Dynastien: von den Elamern, der ersten Hochkultur im Iran mit eigener Schrift ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr., bis zur letzten Pahlavi-Dynastie mit Schah Mohammad Reza, der sich als König der Könige in der Nachfolge der Achämeniden sah und mit Kaiserin Farah 1979 das Land verlassen musste, um der Islamischen Re­publik Iran Platz zu machen. 

„Welcome to Iran! Where do you come from? Photo?“ – „Willkommen im Iran! Woher kommen Sie? Foto?“, begrüßen einen freundlich die Einheimischen. Die eifrigsten Touristen sind die Iraner selbst, und die kontaktfreudigsten Mädchen und Frauen. Das Handyfoto mit dem Fremden fürs soziale Netz ist offensichtlich ein Muss. Mit Großfamilie, Teppich, Wasserkocher, Teekanne und Zelt durchqueren sie ihre Republik von Nord nach Süd und West nach Ost, von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. 

Die Verkehrsdichte ist nicht nur in Teheran und Isfahan im wahrsten Sinne atemberaubend. Sie führt auch bereits dazu, dass schon mindestens in einer Provinzstadt auf zweiter Etage eine Straße auf Stelzen entsteht.

Wie alle Touristen fahren auch die Iraner von einem UNESCO-Welterbe zum nächsten. Aus Europa kommen vor allem Deutsche. Nach dem iranischen Kalender waren es im Jahr 2016/17 genau 61541 (Quelle: Iran Cultural Heritage, Handicrafts and Tourism Organization). Die Fremden erobern im Reisebus, die Einheimischen im Auto die 23 Kultur- und Naturstätten, die bis jetzt auf der internationalen Liste stehen. 

Jede Reise durch das große Land bietet trotz guter Straßen naturgemäß nur einen flüchtigen Einblick und eine geografisch verbindbare Auswahl. Dabei muss man aufpassen, dass man beim schnellen Ritt durch die Jahrtausende die Steigbügel nicht verliert. In Choga Zanbil, der um 1250 v. Chr. gegründeten heiligen Stadt des Königreichs Elam, steht man zirka 40 Kilometer südöstlich von Shuchta, dem alten Susa, plötzlich staunend vor einer großartig erhaltenen Zikkurat, einem Tempelturm wie man ihn vor allem aus Babylonien kennt.

Nahe Izeh im Südwesten des Landes beeindrucken in Kul-e-Farah sechs elamische Felsreliefs, die vielleicht um 700 v. Chr. in den Fels geschlagen wurden. Fünf Kilometer nordöstlich der Stadt Kermanschah im West-Iran ziehen inmitten des Zagros-Gebirges große Felsreliefs aus der Ära des Sassanidenreichs (226 bis 650 n. Chr.) die Kurden der Region in ihren Bann. 

In Bisotun, 30 Kilometer östlich von Kermanschah, findet man sich allein auf weiter Flur vor dem bedeutendsten aller Felsreliefs wieder, mit dem der achämenidische Großkönig Dareios der Große seine Herrschaft (521 bis 486 v. Chr.) legimitierte. Die Inschrift in Altpersisch, Elamisch und Babylonisch hat die gleiche Bedeutung für die Entzifferung der Keilschrift wie der Stein von Rosetta für ägyptische Hieroglyphen. Nur lesen kann man die in einer Felsspalte in 66 Meter Höhe angebrachten Schriftzeichen von unten nicht. Möglicherweise war das vor 2500 Jahren anders. 

Damit ist man unweigerlich bei den Achämeniden angekommen, die im Iran nicht nur das erste persische Großreich, sondern auch das erste Weltreich der Geschichte schufen. Elam war im 6. Jahrhundert v. Chr. darin aufgegangen, Alexander der Große beendete die Herrschaft 330 v. Chr. Sein Glanzlicht ist bis heute die mit rund 125000 Quadratmetern größenwahnsinnige und in ihrer Art einzigartige Palastanlage Persepolis 57 Kilometer nördlich von Shiraz. Von Dareios dem Großen begonnen, brannten sie die Truppen Alexanders des Großen nieder. Doch selbst ihre Ruinen mit ihren zahllosen Reliefs – man spricht von 3000 – machen noch heute demütig angesichts der einstigen Pracht und Macht. 

Persepolis war der Ort, an dem die rund 30 Völker des Weltreiches zu Nouruz, dem noch immer um den 20. März gefeierten Neujahrsfest, ihren Tribut ablieferten. Jedes einzelne Volk ist am Treppenaufgang zum Apadana, der prachtvollen Empfangshalle, kunstvoll verewigt. Systematisch wieder zum Leben erweckt hat Persepolis der deutsche Archäologe Ernst Herzfeld, der von 1931 bis 1934 für das Oriental Institute der Universität von Chicago die Ausgrabungen leitete. 

Der Schah ließ Persepolis großzügig restaurieren, um dort 1971 mit der „größten Party auf Erden“, wie der „Spiegel“ später einmal titelte, das Todesjahr von Kyros dem Großen zu feiern, jenem Achämeniden, der das altpersische Königreich zum Weltreich machte. Der Dokumentarfilm von diesem Ereignis wurde zur Legende. Selbst junge Iraner, die damals noch gar nicht geboren waren, sprechen einen darauf an. Die Sehnsucht nach der Rückkehr in die Weltgemeinschaft ist unüberhörbar.


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