Hätten die USA die Ankündigung, ihre Streitkräfte aus Syrien abzuziehen, umgesetzt, wäre ein Machtvakuum entstanden, das die übrigen Akteure im Kriegsgebiet sofort für sich zu nutzen versucht hätten. Ganz so einfach, wie Donald Trump es sich gedacht hat, ist ein Rückzug nicht zu bewerkstelligen. Zum einen, weil der Islamische Staat (IS) zwar herbe Verluste hat hinnehmen müssen und weitgehend aus Syrien verdrängt wurde, aber noch nicht endgültig besiegt ist, zum anderen, weil es nach einer Niederlage für die USA aussehen würde und, als ob man Russland den Sieg lassen würde.
Dafür, dass Russland nicht zögern würde und gemeinsam mit dem Iran und der Türkei nach einer Lösung für die Machtverteilung im Nachkriegs-Syrien suchen wird, sprechen die angekündigten Treffen. Eines hat bereits im Januar stattgefunden, ein weiteres ist für Mitte Februar in Sotschi geplant.
Während Russland vor allem an der Region im Westen Syriens gelegen ist, in der das Land Militärstützpunkte unterhält, stehen für die Türkei die Kurdengebiete an seiner Südgrenze im Vordergrund. Ginge es nach Recep Tayyip Erdogan, ließe er seine Armee am liebsten bis tief in die syrischen Kurdengebiete einmarschieren, doch davon halten ihn sowohl sein NATO-Partner USA als auch Russland ab.
Die Kurden werden ein Zankapfel im Syrienkonflikt bleiben. Von Verhandlungen mit deren gemäßigten Vertretern wird die Zukunft des Landes maßgeblich abhängen. Aus Furcht vor Angriffen der Türken und weil sie sich vom Westen im Stich gelassen fühlen, verhandeln die bisher mit den USA verbündeten Kurden-Milizen mit dem Assad-Regime. Erdogan wird sich wohl oder übel sowohl mit Assad als auch autonomen Kurdengebieten abfinden müssen. MRK
(siehe auch Seite 6)