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08.02.19 / »Kaputtgespart« / Warum der Staat angeblich externe Berater benötigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-19 vom 08. Februar 2019

»Kaputtgespart«
Warum der Staat angeblich externe Berater benötigt

Trotz eines großen Beamtenapparates tut sich der Bund offenbar schwer mit der Durchführung von Großprojekten. Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ kürzlich aufdeckte, fließen aus diesem Grund pro Jahr mehr als drei Milliarden Euro in die Kassen von Unternehmensberatern. Es geht dabei um „Global player“ wie Roland Berger, McKinsey oder die Boston Consulting Group.

Besonders im Bereich der Digitalisierung tut sich die Bundesregierung offenbar schwer. Dem „Spiegel“-Bericht zufolge wurden alleine 47 Millionen Euro an Consultingfirmen gezahlt, um der Regierung dabei zu helfen, bis 2022 ein Onlinebürgerportal mit 575 Verwaltungsleistungen aufzubauen. Knapp 20 Millionen Euro erhalte die McKinsey-Tochter Orphoz für Beratungsleistungen rund um das sogenannte Onlinezugangsgesetz. Und für die Modernisierung der Bundesnetze flossen in den Jahren 2016 und 2017 laut Bundesinnenministerium bereits mehr als 36 Millionen Euro an Beratungsfirmen. Eingesetzt werden die Unternehmensberater in vielen Bereichen, von der Verkehrs- bis hin zur Asylpolitik und Verwaltung der Immigration. 

Angesichts der Größe des Staatsapparates im Allgemeinen und der Ministerialbürokratie im Besonderen stellt sich die Frage, warum der Staat die externen Berater benötigt. In der Tat hat es in den vergangenen Jahren in vielen Ministerien einen massiven Stellenabbau gegeben. „Die weitverbreitete Ansicht, alle Stellen seien doppelt oder dreifach besetzt, ist falsch“, sagte Innenminister Horst Seehofer. Er sieht den Einsatz der „Externen“ zwar kritisch, hält ihn aber derzeit erklärtermaßen für alternativlos. Man habe gerade im Bereich der Digitalisierung viele neue Mitarbeiter eingestellt, diese benötigten aber Zeit zur Einarbeitung. Gerade in IT-Projekten sei der Einsatz von Externen oft sinnvoll, da es sich um zeitlich befristete Aufgaben in spezialisierten Bereichen handele, sagte Seehofer gegenüber dem „Spiegel“. 

Wie das Nachrichtenmagazin weiter berichtet, würden selbst ehemalige hochrangige Berater auf Distanz zur aktuellen Praxis gehen. „Die Verwaltung wurde kaputtgespart, die ministerielle Seele ist weg“, erklärte Markus Klimmer, der in Deutschland für McKinsey einst das Geschäft mit der öffentlichen Hand (Public Sector) maßgeblich aufgebaut hat. „Der Politik bleibt kaum noch eine andere Wahl, als sich auf Berater zu verlassen. Das System ist pervertiert“, sagte Klimmer. Und dies geschähe mittlerweile auch auf Kosten der Kompetenz. „Das Public-Sector-Geschäft ist so groß geworden, dass es die Hasardeure anzieht.“ Denn wer für die Aufgaben im eigenen Haus nicht genügend Kompetenz besitze, sei eben auch nicht in der Lage, die „Externen“ zu kontrollieren. Allein in den vergangenen sieben bis acht Jahren habe sich das Gesamtvolumen der Aufträge ungefähr verdoppelt.

P.E.