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08.02.19 / Wem gehört die Stadt? / Über 1000 Mieter wurden in Hamburg befragt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-19 vom 08. Februar 2019

Wem gehört die Stadt?
Über 1000 Mieter wurden in Hamburg befragt

Aufgrund des Baubooms gibt es aktuell 42 Millionen Wohnungen in Deutschland, eine Million mehr als 2014. Nach Schätzungen fehlen in den Groß- und Mittelstädten trotzdem mindestens 1,9 Millionen bezahlbare Wohnungen. 

Wer sind die Besitzer der Wohn­immobilien in einer Großstadt wie Hamburg? Wegen der intransparenten Eigentümerstrukturen auf dem Immobiliensektor startete das Journalistennetzwerk „Correctiv“ im vergangenen Frühjahr gemeinsam mit dem „Hamburger Abendblatt“ eine Befragung Hamburger Mieter unter dem Titel „Wem gehört die Stadt?“ 1019 Personen beteiligten sich und luden im Internet Angaben über ihr Mietverhältnis und die Wohnungseigentümer hoch. Mittels der vertraulich behandelten Belege konnten mehr als 15000 Wohnungen privaten Eigentümern zugeordnet werden. Die Ergebnisse wurden veröffentlicht.

Demnach sind 443000 Wohnungen im Besitz von privaten Eigentümern mit unterschiedlichem Hintergrund. Mehr als jede beziehungsweise jedes dritte der 707000 Wohnungen und Häuser, die in Hamburg vermietet werden, gehört der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Saga oder einer Genossenschaft. Mit fast 132000 Wohnungen ist die Saga der drittgrößte Wohnungskonzern Deutschlands. Den vorliegenden Angaben nach geht das Unternehmen bei den Mieterhöhungen fast bis zur festgesetzten Obergrenze. Somit hat die Stadt am starken Anstieg der Mieten kräftig mitverdient.

Das Recherchenetzwerk argumentiert, dass diejenigen, die unter den hohen Mieten ächzen, die Mietpreise über die Pensionskassen selbst mit angetrieben haben. Per Rundumschlag wird dem „Otto Normalverbraucher“ Renditegier unterstellt. Doch das ist verfehlt. Vielmehr investieren die Versorgungseinrichtungen in Eigenregie wegen des extrem niedrigen Zinsniveaus in Immobilien. Kleinanleger, die sich mit Einlagen an Immobilienfonds beteiligen, sind meist von Banken und Sparkassen dementsprechend beraten worden. 

Nach Auswertung sämtlicher Grundstücksverkäufe der letzten sieben Jahre ergab sich zudem der Befund, dass die Stadt Baugrund auch an Firmen in Steueroasen verkauft hat.D.J.