27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.02.19 / Besuch aus Nordkorea / Ex-Geheimdienstchef Kim Yong-chol traf CIA-Vizedirektor Bishop

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-19 vom 08. Februar 2019

Besuch aus Nordkorea
Ex-Geheimdienstchef Kim Yong-chol traf CIA-Vizedirektor Bishop
Friedrich-Wilhelm Schlomann

Ungeachtet der bisweilen angespannten Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea gibt es immer wieder geheime Kontakte zwischen den Geheimdiensten der beiden Staaten. Das jüngste Treffen fand am 18. Januar statt, als der stellvertretende Vorsitzende des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Koreas (PdAK) und frühere Geheimdienstchef, General Kim Yong-chol, offiziell unangemeldet in Washington eintraf, um mit dem stellvertretenden Direktor des US-amerikanischen Auslandsgeheimdienstes Central Intelligence Agency (CIA), Vaughn Bishop, zu verhandeln. 

Es waren nicht die ersten Gespräche im Rahmen des sogenannten Intelligence Channel (Geheimdienstkanal) zwischen den beiden Geheimdiensten. Im Jahre 2009 hatte der damalige US-Präsident Barack Obama angesichts des angespannten Verhältnisses zur Demokratischen Volksrepublik Korea den stellvertretenden CIA-Direktor Michael Morell beauftragt, eine direkte Verbindung zum nordkoreanischen Geheimdienst und damit zu den wahren Machthabern des Regimes aufzunehmen. Selbst hohen Persönlichkeiten des US-Nachrichtendienstes blieben die entsprechenden erfolgreichen Bemühungen unbekannt. 

Nach vorausgegangenen Begegnungen in Singapur unternahm ein Jahr später Joseph De Trani, CIA-Krisenmanager für Korea-Probleme, eine Reise nach Pjöngjang. Sein offizielles Angebot lautete massive US-Lebensmittelhilfe als Gegenleistung für die Beendigung der atomaren Aufrüstung. Es wurde nicht angenommen, aber immerhin konnte De Trani den Weg ebnen für Morell, den er im April 2012 nach einem Flug von Guam aus in die nordkoreanischen Geheimdienstkreise einführen konnte. 

Im Sommer 2014 reiste CIA-Direktor James Clapper offiziell in die Hauptstadt Nordkoreas, um unter anderem die Freilassung von US-Bürgern zu erwirken. Wichtiger war indes die Herstellung eines Intelligence Channel, in dessen Rahmen er längere Gespräche mit Kim Yong-chol führte, dem damaligen Direktor des wichtigsten Geheimdienstes Nordkoreas, des RGB. Indes gelang es ihm nicht, eine Audienz bei Nordkoreas Oberstem Führer Kim Jong-un zu bekommen. Auch seine Nachfolgerin Avril Haines reiste vom August 2013 bis zum Januar 2015 wiederholt nach Pjöngjang. 

Eine ernste Krise zwischen beiden Staaten entstand im August 2017 angesichts der Drohung des US-Präsidenten, den Nordteil der Halbinsel „mit Feuer und Flamme auszulöschen“. Es kam zum Treffen zwischen Andrew Kim, einem in Korea geborenen früheren CIA-Beamten, mit Vertretern des Geheimdienstes der Gegenseite. Beide dürften wesentlichen Anteil haben an Kim Jong-uns Neujahrsbotschaft 2018, in der er statt der Androhung von Gegenschlägen gegen die USA für eine gemeinsame Winterolympiade warb. Im März äußerten die Südkoreaner auf Anregung der nordkoreanischen Führungsspitze in Washington den Wunsch nach einem direkten Treffen der beiden Staatschefs. Das positive Echo Trumps überbrachte der damalige CIA-Direktor Mike Pompeo nach Pjöngjang. Nach intensiven Vorbereitungen kam es dann im August letzten Jahres in Singapur zu der bekannten Begegnung zwischen dem US-Präsidenten und Kim Jong-un.