27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.02.19 / Über-Trump und Unter-Kim / Palermo feiert USA/Nordkorea-Abkommen auf sizilianische »Art«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-19 vom 08. Februar 2019

Über-Trump und Unter-Kim
Palermo feiert USA/Nordkorea-Abkommen auf sizilianische »Art«
Helga Schnehagen

Palermo auf Sizilien verlängert sein Jahr als Kulturhauptstadt Italiens über 2018 hinaus mit einer eindrucksvollen Persiflage auf die Politik. Der Nachschlag mit dem Titel „Pyongyang Rhapsody – The Summit of Love“ – Der Liebes-Gipfel – befindet sich in der Halle eines ehemaligen Gewerbegebiets, das heute als Cantieri Culturali alla Zisa kulturell genutzt wird. Auf dem einstigen Fabrikgelände befindet sich auch das deutsche Goethe-Institut. 

Das historische Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas oberstem Führer Kim Jong-un am 12. Juni 2018 in Singapur war eines der überraschendsten und wichtigsten politischen Ereignisse des vergangenen Jahres. Sieben Mo­nate später wird die Abrüstungsvereinbarung beider Länder in Palermo auf ihre Art gefeiert: Die Künstler Max Papeschi und Max Ferrigno haben das Treffen der beiden Führer als Konfrontation von grotesken Über-Ichs auf eine surreale Bühne gestellt.

Papeschi, der 1970 in Mailand geborene Digitalkünstler, ist kein Unbekannter. Nach Erfahrungen als Autor sowie Theater- und Fernsehregisseur wandte er sich Ende 2008 der zeitgenössischen Kunst zu. Bereits 2016 parodierte er in Zusammenarbeit mit Amnesty International durch multimediale Installationen den koreanischen Führer. 

Ferrigno, der 1977 in Casale Monferrato im Piemont geborene Acrylmaler, war Innenarchitekt und Dekorateur, bis er zum Popsurrealisten wurde und mit Kinderfiguren die Welt der Erwachsenen wachrüttelte. 

Führen die Künstler auf der einen Seite Kim Jong-un als heilige Kali, eine hinduistische Göttin des Todes und der Zerstörung, vor, so ist auf der anderen Seite Trump als Gott Ra des Geldes zu sehen. Ruft Trump rechts ein Monopoly mit der Bezeichnung Nordkorea auf, antwortet ihm das Gänsespiel um Trumps Amerika. Wirft Nordkorea das Parfum „Kim Poison“ (Kims Gift) auf den Markt, hält Trump mit „Gold Perfume“ dagegen.

Unübertrefflich ist die geniale Verwandlung zweier weltbekannter Meisterwerke. In Leonardo da Vincis „Letztem Abendmahl“ wird Jesus durch Trump ersetzt. Von allen verlassen mutterseelenallein am Abendmahlstisch, findet sich der „allmächtige“ Präsident in einer kosmischen Leere wieder. In Botticellis Meisterwerk „Geburt der Venus“ nimmt Kim die Stelle der römischen Liebesgöttin auf der Muschel ein, nur umgeben von Klonen seines Schülers, des Basketballspielers Dennis Rodman. Die Ironie in den beiden verfremdeten Bildern macht den als Realität gepriesenen Frieden besonders nach­drücklich zur Farce. Oder können sie ihn retten?

„Pyongyang Rhapsody – The Summit of Love“ läuft bis 24. März im ZAC – Cantieri Culturali della Zisa, Museum für Moderne Kunst, Via Paolo Gili 4, I-90138 Palermo/Sizilien, geöffnet Diens­tag bis Sonntag 9.30 bis 18.30 Uhr, Eintritt frei.