26.04.2024

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08.02.19 / Ursula Karusseit / Ihr Elbinger Herz schlägt nicht mehr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-19 vom 08. Februar 2019

Ursula Karusseit
Ihr Elbinger Herz schlägt nicht mehr
Jörg Bernhard Bilke

Im ehemaligen DDR-Regierungskrankenhaus in Berlin-Buch verstarb am 1. Februar die aus der Provinz Ostpreußen stammende Schauspielerin Ursula Karusseit mit einem Krebsleiden an  Herzversagen.

Geboren als Tochter eines Lehrers am 2. August 1939 in Elbing im ostpreußischen Regierungsbezirk Westpreußen wuchs sie nach der Vertreibung im Mecklenburgischen Parchim und in Gera in Thüringen auf, durchlief eine kaufmännische Lehre, arbeitete als Stenotypistin und Sachbearbeiterin, wirkte aber nebenbei auch in der Laienkabarettgruppe ihres Betriebes mit. An der Staatlichen Schauspielschule in Berlin-Schöneweide erhielt sie dann 1960 bis 1962 ihre Ausbildung. Engagements bekam sie anschließend am Deutschen Theater in Ostberlin, am Maxim-Gorki-Theater und für viele Jahre eine Festanstellung im Ensemble der Berliner Volksbühne. In der Ära des Schweizer Regisseurs Benno Besson, der in den Jahren 1969 bis 1977 an Ostberliner Theatern arbeitete, feierte sie dort große Erfolge als Theaterschauspielerin. Sie heiratete den Regisseur 1969, der gemeinsame, 1967 geborene Sohn Pierre Besson ist ebenfalls Schauspieler. Ursula Karusseit glänzt vor allem in den Stücken „Der Drache“ nach Jewgenij Schwarz im „Deutschen Theater“ und in „Der gute Mensch von Sezuan“ nach Bertolt Brecht an der „Berliner Volksbühne“. Wenige Jahre vor dem Mauerfall war sie so berühmt, dass sie zahlreiche Engagements an westdeutschen Bühnen annehmen konnte, so 1986 in Bertolt Brechts Theaterstück über den Dreißigjährigen Krieg „Mutter Courage“ am Kölner Schauspielhaus.

Schon 1963 trat sie in DEFA-Filmen auf. Über die DDR-Grenzen hinaus berühmt wurde sie 1968 in der Rolle der „Gertrud Habersaat“ in der fünfteiligen Fernsehserie „Wege übers Land“, in der Manfred Krug die männliche Hauptrolle spielte. Auch in dem antifaschistischen Filmepos über die Widerstandsgruppe um Harro Schulze-Boysen „WKLK an PTX – Die Rote Kapelle“ spielte sich eine tragende Rolle. Insgesamt hat sie seit 1968 in 40 Filmen gemimt, davon wurden 20 in der DDR und 20 in Westdeutschland gedreht. In der ARD-Ärzteserie „In aller Freundschaft“ hatte sie eine Festanstellung auf Lebenszeit und spielte seit 1998 die Kantinenleiterin Charlotte Gauss.

Zuletzt lebte sie in Senzig südlich von Berlin. Sie war seit 1968 in zweiter Ehe mit ihrem langjährigen Lebensgefährten, den Beleuchtungstechniker Johannes Wegner verheiratet. Im März soll ihre Autobiografie „Zugabe“ erscheinen.