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08.02.19 / Neuschwansteinwüste / In der Türkei verschandelt eine neue Geisterstadt die Landschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-19 vom 08. Februar 2019

Neuschwansteinwüste
In der Türkei verschandelt eine neue Geisterstadt die Landschaft
H. Tews

Nicht zwei, nicht fünf oder zehn, nein: 587 nahezu identische Schlösschen sind es, die in eine nordtürkische Kulturlandschaft hineingebaut wurden. Und alle stehen leer. 

Was an Disneyland oder an eine Filmkulisse erinnert, ist ein ehrgeiziges Ferienhausprojekt, mit dem ein türkischer Investor gut betuchte Touristen vornehmlich aus den Ölstaaten zum Kauf bewegen wollte. Zwischen 350000 und 500000 Euro sollte solch ein Ferienschloss kosten. Nicht ein einziges von den ursprünglich 732 geplanten Mini-Schlössern wurde verkauft. Wegen der türkischen Wirtschaftskrise ist der Investor pleitegegangen, und der Ferienort Burj al Babas nahe der historischen Gildestadt Mudurnu ist zur Geisterstadt geworden.

Dass hier je Leben einziehen wird, darf bezweifelt werden. Eine Ferienidylle in einem solchen Ort mit identischen Häusern ohne See, Meer oder hohe Berge wird sich nur schwer einstellen. Dafür ist Ärger programmiert, wenn man nachts die Haustür verwechselt und ein fremder Schlossherr einen empfängt. Davon abgesehen hat der an deutschen Burgen erinnernde Baustil kulturhistorisch überhaupt nichts mit der Türkei zu tun. Merkwürdige Welt: Man exportiert den Islam und importiert dafür christliches „Mittelalter“.