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08.02.19 / Ex-Diplomat entlarvt Entwicklungshilfe-Industrie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-19 vom 08. Februar 2019

Ex-Diplomat entlarvt Entwicklungshilfe-Industrie
Wolfgang Kaufmann

Wer immer noch nicht glauben mag, dass die Entwicklungshilfe für Afrika aus dem Fenster geworfenes Geld ist, dem sei das Buch „Afrika wird armregiert“ von Volker Seitz empfohlen. 

Der ehemalige deutsche Diplomat konnte jahrelang vor Ort beobachten, wie wenig zielführend Entwicklungshilfezahlungen in der Regel sind. Und Seitz nennt auch die Gründe dafür, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, was er sich als Ruheständler leisten kann: Der sinnlose „Wettlauf der Wohltäter“ lähme jede Eigeninitiative auf dem Schwarzen Kontinent; um dennoch gut dazustehen, errichte man „Potemkinsche Dörfer“; die afrikanischen „Eliten“ seien zumeist bis ins Mark korrupt und unfähig; Afrikanern fehle Zeitgefühl, Effizienzdenken und die Bereitschaft, sparsam mit ihren Ressourcen umzugehen; durch die Emigration finde ein ständiger Abfluss unverzichtbarer Arbeitskräfte statt, ebenso mangele es an Kooperationsbereitschaft und Solidarität zwischen den afrikanischen Staaten. Daraus zieht Seitz den eindeutigen Schluss: „Der Kolonialismus ist nicht die Ursache des Elends“, wie man in Afrika und den Gutmenschenkreisen des Westens permanent behaupte.

Als weiteres Problem nennt der Ex-Diplomat den Umstand, dass die Entwicklungshelfer häufig keine ausreichende Qualifikation für ihre Aufgabe mitbringen: Wer brauche denn schon 20-jährige Ex-Gymnasiasten mit viel Enthusiasmus, aber zwei linken Händen, welche den Afrikanern zeigen wollen, wie man Brunnen bohre? Und dann die „Entwicklungshilfeindustrie“: Diese sei überhaupt nicht an Verbesserungen in Afrika interessiert, weil das ihre vielen schönen Versorgungsposten überflüssig machen würde. Der Riesenapparat von bis zu 400 Nichtregierungsorganisationen lebe sehr gut vom „Elend in Afrika“, das die Legitimation für zahllose „ABM-Maßnahmen“ zugunsten von Entwick-lungshelfern darstelle.

Seitz Buch ist eine hervorragende Analyse der Gebrechen der Entwicklungshilfe, deren Quintessenz lautet: „Die Schlüsselrolle im Kampf gegen die Armut müssen die afrikanischen Regierungen selbst übernehmen.“ Auch wenn sich die vielen westlichen „Experten“ dann endlich einmal den rauen Wind des freien Arbeitsmarktes um die Nase wehen lassen müssten. 

Das Buch, dessen erste Fassung bereits 2009 erschien, aber umfassend aktualisiert und erweitert wurde, gehört in die Hand einer jeden Person, die irgendwie mit Entwicklungshilfe zu tun hat. Darüber hinaus hilft es dem mündigen Leser zu erkennen, wieso es absoluter politisch-ökonomischer Irrsinn ist, Armutsflüchtlinge aus Afrika als willkommene „Zuwanderer“ zu betrachten.

Volker Seitz: „Afrika wird armregiert oder wie man Afrika wirklich helfen kann“, dtv, München 2018, broschiert, 287 Seiten, 12,90 Euro