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15.02.19 / Touristenattraktion und Wallfahrtsort / Spanien streitet über die Zukunft von Francos pompöser Ruhestätte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-19 vom 15. Februar 2019

Touristenattraktion und Wallfahrtsort
Spanien streitet über die Zukunft von Francos pompöser Ruhestätte
Michael Foedrowitz

Jedes Jahr besuchen mehrere Hunderttausend Menschen Santa Cruz del Valle de los Caídos, die meisten wohl aus Neugier, viele aber auch, um an jedem 

20. November dem 1975 verstorbenen Staatschef Francisco Franco die Ehre zu erweisen. Die Mehrheit der Spanier jedoch steht diesem Monument skeptisch gegenüber, befürwortet sogar einen Abriss. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez bevorzugt eine Umwidmung, und in Spanien findet ein reger Diskurs zu diesem Thema statt. Man könne es sich als Demokratie nicht leisten, Denkmäler für Diktatoren zu betreiben, so Sánchez.

Das Parlament hatte im September 2018 der Umbettung der Gebeine Francos und des spanischen Faschistenführers José Antonio Primo de Rivera, der nach einem Putschversuch gegen die zweite spanische Republik 1936 hingerichtet worden war, zugestimmt. Doch es gibt Gegenwehr, so vom Abt Santiago Cantera von der Benediktinerabtei des Heiligen Kreuzes im Tal der Gefallenen. Dann sagte Cantera, er würde einer Umbettung Francos zustimmen, wenn der König dies anordnen würde. Erst kürzlich gab er wieder seine Weigerung bekannt.

Bei einer Umbettung würde Franco seine letzte Ruhestätte in der Almudena-Kathedrale finden, wo seine Familie eine eigene Grabstätte besitzt. Carlos Osoro, Kardinal in Madrid, würde sich dem nicht entgegenstellen.

Eigentlich hätte die Grabstätte eine Pyramide sein sollen, größer als die Cheops-Pyramide in Ägypten, doch das wäre dann für einen strenggläubigen Katholiken doch etwas zu übertrieben gewesen: die Grabstätte des spanischen Diktators Franco nahe des Escorial im Tal der Gefallenen im Guadarrama-Gebirge, geschmückt mit einem riesigen Betonkreuz und einer großen unterirdischen, in den Fels gehauenen Krypta.

Am 1. April 1940 wurde ein Dekret verabschiedet, in Cuelgamuros ein Denkmal für die Gefallenen des Spanischen Bürgerkrieges zu errichten. Der Architekt der Mehrzahl der mit dieser Gedenkstätte verbundenen Bauten war Diego Méndez, der im Jahre 1950 die Leitung der Baumaßnahmen übernahm. Sein Vorgänger Pedro Muguruza Otano hatte wegen einer Erkrankung die Bauleitung 1949 aufgeben müssen. Die Ideen zu dem Denkmal kamen mehrheitlich von Franco selbst, der schon zu Lebzeiten seine Inszenierung als Toter vorbereitete.

Der Bau wurde 1941 begonnen und 1959 vollendet. Am 1. April 1959 wurde die Anlage schließlich eingeweiht.

Das Betonkreuz ist von seiner Basis aus 150 Meter hoch und damit das größte Kreuz der Welt, die unterirdische Krypta in Form eines Kreuzes hat eine Länge von 263 Metern. Papst Johannes XXIII. weihte sie am 7. April 1960 in den Rang einer Basilika. Die Krypta überragte die Baumasse „seines“ Petersdoms. Im Umkreis von Madrid war die Stätte von Beginn an ein Touristenziel ersten Ranges. Und bis heute können in der Basilika Trauungen abgehalten werden.

Das ist die eine Seite, der historische Horror die andere. Über 20000 Zwangsarbeiter, die während des Bürgerkrieges gefangen genommen worden waren, muss-ten diese Stätte errichten, die über 30000 Gefallene aufnehmen sollte, von denen nur zwei Drittel bekannt sind und unter denen sich auch Franco-Gegner befinden. Angeblich waren die Arbeitskräfte Verurteilte, die durch die Teilnahme am Bau Hafterleichterungen und Straferlass erhalten konnten. Die Aushöhlungsarbeiten für die Krypta begannen 1940. Dabei traten zahlreiche technische Schwierigkeiten auf, sodass man später die Deutschen um ihre Expertise bat, da die gerade selbst ihre Rüstungsindustrie unter die Erde bringen wollten und beispielsweise gut mit der Trockenlegung der Tunnel vertraut waren. Ebenfalls bot die Standfestigkeit des Kreuzes Grund zur Sorge, auch hier konnten die Deutschen mit Rat aushelfen. Aber auch später traten Probleme auf: An den Wänden hingen zwischen zwei Kapellen acht große Wandteppiche, die aber wegen der starken Feuchtigkeit des Felsens schnell verrotteten. Das Problem wurde insofern gelöst, als man die Originale durch Kopien ersetzte.

Beigesetzt unter einer 52 Meter hohen Kuppel sind hier Franco, der am 20. November 1975 starb und drei Tage hier später beigesetzt wurde, und Rivera. Franco ließ die Gräber der eigenen Gefolgsleute im Bürgerkrieg auf den Friedhöfen öffnen und in das Tal der Gefallenen überführen. Die Angehörigen wurden aber nicht gefragt, ob sie damit einverstanden sind. Kein Wunder, dass das Tal der Gefallenen zum Tal der Faschisten geworden ist, wo mancher Besucher mit erhobener rechter Hand die alten Kameraden grüßt und dem „Caudillio“ Franco huldigt.