19.04.2024

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15.02.19 / Osten benachteiligt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-19 vom 15. Februar 2019

Osten benachteiligt
Theo Maass

Die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am 18. September 2016 brachten eine rot-rot-grüne Landesregierung ins Amt. Das Verkehrsressort ging an die Grünen, die als Senatorin die parteilose Regine Günther benannten. Ziel der neuen Verkehrspolitik war eine Bevorzugung des  öffentlichen Nahverkehrs und eine Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs. Leistungsstarker Träger sind hier die U- und S-Bahnen Berlins. Bereits 1929 plante die Berliner Stadtregierung einen sehr großzügigen Ausbau der U-Bahn. 

Schaut man sich die damaligen Pläne an, fällt vor allem auf, dass bis 1989 in Ost-Berlin kaum etwas von den damaligen Plänen umgesetzt wurde. Die Stadtteile Weißensee, Hohenschönhausen und Marzahn warten bis heute auf die unterirdischen gelben Züge. Wer morgens die Ost-West-Straßenzüge mit dem Auto befährt, steht im Stau. Statt U-Bahnen fahren dort Straßenbahnen als Alternative zum Auto. 

Das findet Frau Günther toll. Kein Wunder: Ihr bisheriger Werdegang als „Expertin“ für Klimawandel beim deutschen WWF (World Wide Fund for Nature) ließ keine verkehrspolitische Kompetenz erwarten. Selbst den neuen Flughafen BER möchte die Senatorin mit der Straßenbahn „erschließen“. Die SPD dringt nun darauf, durch U-Bahnbau einige Nahverkehrslücken zu schließen. Eine U-Bahn soll zum BER führen, aber auch die Linien 6 und 8 im Westteil will man um einige Stationen erweitern. 

Dabei gälte es eigentlich erst einmal, den Ostteil der Stadt auf Westniveau zu bringen. Der zu Walter Ulbrichts und Erich Honeckers Zeiten betriebene Ausbau der Straßenbahn nach Weißensee, Hohenschönhausen und Marzahn ist in dreierlei Hinsicht unattraktiv. Die Reisegeschwindigkeit der Straßenbahn beträgt nur 19 gegenüber den 36 Kilometer  in der Stunde der U-Bahn. Ein Straßenbahnzug transportiert zudem weniger Fahrgäste als  ein U-Bahnzug, und schließlich schränkt die Straßenbahn den Autoverkehr ein. 

Als am 2. Oktober 1967 im Westteil der Stadt die letzte Straßenbahn fuhr (damals regierte die SPD alleine),  trauerte ihr niemand hinterher. Wenn der rot-rot-grüne Senat tatsächlich eine verkehrspolitische Wende in Berlin veranlassen will, darf es nicht bei einigen U-Bahn-Streckenerweiterungen bleiben. 

Für eine Linie 10 wurden in der Vergangenheit bereits umfangreiche Bauvorleistungen erbracht. Sie soll vom Südwesten über die Stadtmitte (Alexanderplatz) nach Weißensee führen. Weiterhin ist eine Linie 11 geplant gewesen. Sie sollte vom Hauptbahnhof nach dem Ost-Berliner Plattenbauviertel Marzahn führen. Im Ostteil der Stadt verkehren auf den Trassen beider Linien  zurzeit noch Straßenbahnen.