23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.02.19 / Tief geschürft / Dippoldiswalde und Freiberg erinnern an 850 Jahre Bergbau im Erzgebirge – Neues Museum sowie eine Sonderausstellung eröffnet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-19 vom 15. Februar 2019

Tief geschürft
Dippoldiswalde und Freiberg erinnern an 850 Jahre Bergbau im Erzgebirge – Neues Museum sowie eine Sonderausstellung eröffnet
D. Jestrzemski

Die sächsische Silberstadt Freiberg feiert in diesen Tagen mit zahlreichen Veranstaltungen ihr 850. Bergbaujubiläum sowie die urkundliche Ersterwähnung des Ortsnamens vor 800 Jahren. 1168 meldeten Fuhrleute einen Silberfund im damaligen Christiansdorf, dem heutigen Freiberg. Das „große Berggeschrey“ markiert den Beginn des hochmittelalterlichen Bergbaus im Osterzgebirge. Der 1218 erstmals erwähnte Ortsname „Friberch“ spielt auf die Bergfreiheit des Dorfes an, also das Schürfrecht jedes Zuwanderers.

Aktuell aber zieht das 30 Kilometer östlich gelegene Städtchen Dippoldiswalde mit seinem be­reits am 23. August vergangenen Jahres eröffneten neuen Museum für mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge die Aufmerksamkeit auf sich. Die europaweit einzigartige Ausstellung im Schloss Dippoldiswalde bietet faszinierende Einblicke in die Lebenswelt der Bergleute über und unter Tage. Präsentiert werden Technologien und jüngst gefundene Geräte zur Förderung und Bearbeitung des in Dippoldiswalde und Niederpöbel geförderten Silbererzes. 

Als das Hochwasser im August 2002 unter Dippoldiswalde eine bis dahin verschlossene Bergbauwelt freispülte, erkannten Fachleute Spuren eines bis dahin in der Gegend unbekannten mittelalterlichen Silberbergbaus. Die Sensation war perfekt, da der mittelalterliche Bergbau an sich bis dahin ein weißer Fleck in der Forschung war. 

Ab 2008 führten Mitarbeiter des Dresdener Landesamts für Archäologie in Dippoldiswalde Untersuchungen in Stollensystemen des 12. und 13. Jahrhunderts durch, die bis in eine Tiefe von über 20 Meter reichten. Anlass waren Schäden durch Tagesbrüche, die unter der Leitung des Sächsischen Oberbergamtes Freiberg saniert wurden. Im Schlamm wurden gut erhaltene Haspeln und Fahrten (Leitern), Erztröge, Schaufeln und sogar dreibeinige Hauer-Stühlchen gefunden. Die ältesten Funde datieren aus der Zeit um 1185. 

Die Wissenschaftler nutzten die Gunst der Stunde und erklärten die Montanarchäologe zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit. Seit 2012 wird die Geschichte des Bergbaus im sächsischen und böhmischen Erzgebirge im Rahmen des groß angelegten, interdisziplinären Forschungsprojekts „ArchaeoMontan“ mit modernster Technologie erforscht. Das Projekt mit neun Partnern aus Sachsen und Tschechien erhält noch bis 2020 eine Förderung aus dem EU-Fonds für regionale Entwick­lung. 

Im neuen Dippser Bergbau-Museum visualisiert ein Film des Kulturvermittlers für das Erzgebirge, Petr Miksicek, den mittelalterlichen Bergbau. Bereits vor einem Jahr öffnete in der tschechischen Bergbaustadt Graupen [Krupka] das „Besucherzentrum Berglandschaft Krupka“ seine Tore. Die Besucher können sich hier über den Bergbau von Joachimstal [Jachymov] und Pressnitz [Presnice] informieren, wo im Mittelalter über Tage nach Erz geschürft wurde. 

Im Januar hat die Kultusministerkonferenz die Bewerbung der Montanregion Erzgebirge/Krušnohorí um den UNESCO-Welterbetitel beim Pariser Welterbezentrum angemeldet. Für das deutsch-tschechische Gemeinschaftsprojekt sind insgesamt 22 Stätten der Industriekulturlandschaft gelistet. 

Zuletzt machte Freiberg noch einmal mit einem Glanzpunkt in seinem Silberrausch-Jahr von sich reden. Im Stadt- und Bergbaumuseum startete Anfang Dezember die Sonderausstellung „Freibergs Silber – Sachsens Glanz“. Diese Schau läuft noch bis zum 3. März.