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15.02.19 / Cortés und die Eroberung Mexikos / Spaniens Gier nach Gold zerstörte das Reich der Azteken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-19 vom 15. Februar 2019

Cortés und die Eroberung Mexikos
Spaniens Gier nach Gold zerstörte das Reich der Azteken
Klaus J. Groth

Am 18. Februar vor 500 Jahren brach Hernán Cortés zur Eroberung Mexikos auf. Das ehemalige Reich der Azteken wurde spanisches Vizekönigreich und erlangte erst 1821 die Unabhängigkeit.

Der Plan des Montezuma ging nicht auf. Als Cortés am 21. April 1519 mit seiner Flotte an der Ostküste Mexikos eintraf, empfingen ihn die Abgesandten des Aztekenherrschers mit kostbaren Geschenken, Gold, Edelsteinen und Federschmuck aus den Urwäldern Mexikos. Montezuma wollte den spanischen Konquistador mit den Gaben bewegen, das Land wieder zu verlassen. Er erreichte das Gegenteil. Die Vermutung der Spanier hatte sich bestätigt: Mittelamerika war unendlich reich an Gold und anderen Schätzen. Cortés versenkte seine Schiffe als deutliches Signal, dass er bleiben wolle. Die Landung in Veracruz war der Beginn der Eroberung Mexikos. 

Hernán Cortés, 1484 im westspanischen Medellín geboren, stammte aus niedrigem Adel. Er war später der Günstling und Sekretär des Gouverneurs auf Kuba, Diego Velázquez. Zum Dank für seine Dienste erhielt er ein Repatimiento, das er für sich ausbeuten durfte. Er ließ die Einheimischen nach Gold suchen und erwarb ein Vermögen. Bei Velázquez fiel er in Ungnade, weil er der Tochter einer vornehmen Familie die Ehe versprochen hatte, sie aber nicht heiraten wollte. Der Gouverneur ließ ihn ins Gefängnis werfen. Cortés heiratete Catalina Suárez, und der Frieden schien wieder hergestellt. Im Auftrag von Velázquez sollte der Zwangsvermählte das bislang unerforschte Mittelamerika erkunden. Gewarnt von Vertrauten vor dem maßlosen Ehrgeiz seines Sekretärs zog der den Auftrag zurück. Doch Cortés ignorierte den Befehl. Mit seinem Flaggschiff „Santa Maria de Concepción“, drei Karavellen, sieben Brigantinen und 600 Männern verließ er heimlich Kuba. Auf Yukatán, dem Herrschaftsgebiet der Maya, stieß er auf Widerstand, als er Trinkwasser aufnehmen wollte. Cortés zerstörte die Stadt der Maya und nahm zum Zeichen ihrer Unterwerfung 20 Sklavinnen entgegen. Unter den Frauen befand sich die Prinzessin Malinche. Sie wurde seine Dolmetscherin, Beraterin und Geliebte. Ohne die Klugheit und das Wissen dieser Frau wäre Cortés niemals so erfolgreich gewesen, schreibt Bernal Díaz, der Chronist der Zerstörung des Aztekenreichs.

Die Azteken waren ein kriegerisches Volk mit einer großen Armee. Sie unterjochten kleinere Stämme und machten sie tributpflichtig. Den Hass der Totonaken und Tiaxcalteken machte sich Cortés zunutze. Er überredete sie, sich dem Heer der Spanier anzuschließen. Am 16. August 1519 brach Cortés mit 500 Fußsoldaten, 15 Reitern, 30 Armbrustschützen, sechs Kanonen und 400 Kriegern der Totonaken zum Texcoco-See im Nordwesten Mexikos auf, wo sich der Regierungssitz Montezumas befinden sollte. Weitere 2000 Krieger der Tiaxcalteken stießen dazu. Unterwegs gerieten sie in einen Hinterhalt der Azteken. Cortés spricht in einem Brief an König Carlos I. von 50000 feindlichen Soldaten, die er besiegt habe. Im August kamen die Spanier am Texcoco-See an. Mitten im See und nur über Dämme zu erreichen, lag Tenochtitlán, die Hauptstadt der Azteken. Montezuma hieß den Konquistador willkommen. Díaz berichtet, dass die Indios Cortés für ihren Gott Quetzalcoatl hielten. So konnte er ungefährdet das Land und die Goldbergwerke erkunden lassen. 

Entsetzen löste bei den Spaniern der Besuch eines Tempels aus. Die Wände waren blutverschmiert. Priester verbrannten gerade drei noch zuckende Herzen, die Geopferten lagen mit aufgeschnittener Brust daneben.

Zum Schrecken über die Grausamkeit der Indigenen kam eine Nachricht aus Veracruz, wo Cortés einige seine Männer zurück­gelassen hatte. Sie waren tot, von Azteken ermordet. Cortés ließ die Täter nach Tenochtitlán bringen. Unter der Folter gestanden sie, dass Montezuma ihr Auftraggeber war. Der Kazike wurde gefangengenommen und gezwungen, sich der spanischen Herrschaft zu unterwerfen. 

Cortés berichtete seinem König, inzwischen Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, in mehreren Briefen über den Fortschritt der Kolonialisierung Neuspaniens. Er erhielt keine Antwort. Velázquez intrigierte am Hof in Madrid gegen ihn und behauptete, der Eroberer Mexikos zahle nicht das der Krone zustehende Fünftel aller Schätze und Einnahmen. Von Kuba aus sandte er 18 Kriegsschiffe an die mexikanische Küste, um Cortés gefangenzunehmen. Die Strafexpedition scheiterte kläglich. Cortés ließ den Befehlshaber enthaupten. Als er wieder in Tenochtitlán eintraf, hatten sich die Azteken gegen die Besatzer erhoben. Montezuma war von seinen eigenen Untertanen als Verräter schwer verwundet worden. Er starb wenig später. 

Die Spanier versuchten, sich nachts aus der Stadt zu retten, wurden aber eingeholt. Wieder behaupteten sie sich dank ihrer militärischen Überlegenheit. Nach weiteren Kämpfen drang Cortés bis zur Hauptstadt vor und riegelte die Dämme ab. Zur Hungersnot der Eingeschlossenen kam eine verheerende Blatternepidemie. Der Widerstand der Indios brach zusammen, das Ende des Aztekenreichs war besiegelt. Cortés ließ die zerstörte Stadt wiederaufbauen und setzte Beamte zur Verwaltung der Kronkolonie ein. Die Spanier wurden aufgefordert, ihre Frauen aus der Heimat zu holen. Cortés selbst holte seine ungeliebte Catalina nach Mexiko. Malinche verheiratete er mit einem Untergebenen. Missionare strömten ins Land. Wer sich nicht bekehren lassen wollte, wurde versklavt. Schätzungsweise 20 Millionen Indios starben in der Zwangsarbeit und an eingeschleppten Krankheiten. Schwer mit Gold beladene Schiffe verließen den Hafen Veracruz. Die Krone verlangte ständig Nachschub. Karl V. finanzierte mit dem Reichtum Mexikos seine Kriege in Europa. Der Mönch Bartolomé de Las Casas verurteilte die Ausbeutung der Indios aufs Schärfste und dokumentierte die Verbrechen der Spanier in seinen Schriften. 

Hernán Cortés fand keine Ruhe. Er stritt jahrelang erfolglos vor spanischen Gerichten um die Erstattung der Kosten für seine späteren Feldzüge nach Honduras und Kalifornien. Verbittert starb er am 2. Dezember 1547 im spanischen Sevilla.