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15.02.19 / Beeinflussung als Berufung / Influencer sollte man werden – Dieser noch ganz junge Karrieretypus kann in den sozialen Netzwerken Millionen verdienen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-19 vom 15. Februar 2019

Beeinflussung als Berufung
Influencer sollte man werden – Dieser noch ganz junge Karrieretypus kann in den sozialen Netzwerken Millionen verdienen
Stephanie Sieckmann

Der englische Ausdruck Influencer (influence = beeinflussen) steht für eine Berufsgruppe, die mit den neuen sozialen Medien heranwuchs. Für sie macht es sich bezahlt, wenn man Markenprodukte fremder Unternehmen im Internet geschickt platziert.

Was vom Wortklang her an Influenza, also eine echte Grippe erinnert, ist weit mehr als ein kurzlebiger Virus der digitalen Welt. Influencer sind sehr gefragte Meinungsmacher und Multiplikatoren. „Es gibt zahlreiche nationale und internationale Influencer, die das als Geschäft betreiben und gut davon leben können“, sagt Roland Schweins, Geschäftsführer des Unternehmens Styleranking Media in Düsseldorf. Der Mann kennt sich aus mit Influencern, seine Agentur vermittelt die passenden Köpfe aus der Szene an Unternehmen.

Und was tun diese Influencer den ganzen Tag lang für ihren Erfolg? Influencer stellen täglich Inhalte in Form von Blog-Texten, Fotos und oder Videos online auf den verschiedenen Kanälen bei Facebook, Instagram, Twitter, Pinterest, Snapchat oder Flickr. Was Inhalt genannt wird, kann belanglos aussehen. Der eine widmet sich 367 Tage im Jahr der Frage „Was koche ich heute?“ und zeigt sich Tag für Tag beim Einkaufen und Kochen. Viele widmen sich dem Thema „Was ziehe ich an?“ oder „Womit sehe ich schick aus?“. Dabei zeigen sie sich mit Markenprodukten und sprechen Produktempfehlungen aus. 

Je interessanter sich ein In­fluencer in Szene setzt, desto mehr wächst seine Anhängerschaft. Wirkt ein Influencer sehr authentisch, wird er von seinen Anhängern, die Follower genannt werden, als Experte auf seinem Gebiet wahrgenommen. Damit ist er in der Lage, die Meinung seiner Leser und Seitenbesucher zu beeinflussen. An diesem Punkt wird ein Influencer interessant für ein Unternehmen. 

„Hochwertige Bilder sind heute genauso selbstverständlich wie technisch auf dem neuesten Stand zu sein“, erklärt Schweins. Wer Influencer werden will, muss über eine sehr gute Ausrüstung verfügen, exzellente Fotos erstellen und täglich neue Inhalte auf seinen Kanälen einstellen. Im Klartext: Influencer zeigen täglich neue Bilder von sich selbst. Der eine zeigt sich beim Fitness-Training, der andere beim Wandern oder beim Aufräumen. Damit sich Erfolg einstellt, muss der Influencer Durchhaltevermögen zeigen bei seinem Sieben-Tage-Job. 

„Es dauert lange, bis man eine Anzahl von Followern aufgebaut hat, die so hoch ist, dass man mit seinem Auftritt für Unternehmen interessant wird“, sagt Schweins. Das ist natürlich genau der Reiz an der Sache. Denn erst dann, wenn der angehende Influencer im Internet eine große Gemeinde für sich und sein Thema gesammelt hat, wird es zu Kooperationen kommen, die Geld bringen.

Wie groß die Zahl der Leser und Nutzer sein muss, hängt von der thematischen Ausrichtung ab und davon, welche Kunden in Frage kommen. 

Wer im Bereich Mode auf sich aufmerksam machen möchte, muss inzwischen eine sehr große Konkurrenz in Kauf nehmen. Mit 100000 regelmäßigen Lesern kann man zwar erste Kooperationen erhoffen, interessant wird ein Influencer jedoch erst mit mindestens 500000 Abonnenten und mehr. Wer sich dagegen eine kleine Nische sucht, kann durchaus auch mit einer kleinen, aber passgenauen Abonnentenschaft einen Coup landen und eine Kooperation abschließen. 

Um den Beruf des Influencers etwas zu präzisieren, muss man ihn gegen VIPs und Testimonials abgrenzen. VIPs sind bekannte Persönlichkeiten wie Show- und Musikstars oder Musiker, die aufgrund ihres eigentlichen Berufs einen großen Bekanntheitsgrad haben. Auch sie sind teilweise sehr aktiv in den sozialen Netzwerken, zeigen sich mit Produkten und Marken und arbeiten für das eine oder andere Unternehmen als Influencer. Ein gutes Beispiel dafür ist Lena Meyer-Landrut. Sie ist hauptberuflich Sängerin, ist aber auch in den sozialen Medien sehr aktiv und gilt daher als Influencerin.

Testimonials sind von Unternehmen ausgewählte Personen, die per Vertrag Produkte des Un­ternehmens zur Verfügung ge­stellt bekommen, sie verwenden und sich damit zeigen. Oft sind dies Sportler. Fußballer oder Tennisspieler zeigen in der Regel eine Marke exklusiv vor. Uhrenhersteller setzen zum Beispiel gerne auf Testimonials.

Studien haben gezeigt, dass rund ein Drittel der über 14-Jährigen Empfehlungen, die von In­fluencern in den sozialen Medien ausgesprochen werden, als glaubwürdiger einstufen als Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften. Für die Unternehmen ist das eine sehr schöne Bestätigung für ihre Strategie, Influencer in das Marketing einzubinden. Sie wollen besonders die junge Zielgruppe erreichen. Rund 42 Prozent der 17 Millionen Nutzer von Instagram sind in den 20ern. Da lohnt es sich zu investieren. Die Analyse-Plattform Influencer DB nennt Ausgaben in Höhe von drei Milliarden Euro, die Unternehmen im vergangenen Jahr allein bei Instagram investiert haben. 

Und was verdient ein Influencer dann so? „Es gibt Influencer, die ernähren ein gesamtes Team mit ihrem Auftritt“, weiß Schweins. Zu den bestverdienenden gehören in Deutschland zum Beispiel die 16-jährigen Zwillinge Lena und Lisa, die gemeinsam unter LeLi firmieren, und Bianca Claßen mit ihrem Auftritt Bibi’s Beauty Palace. Sie hat allein bei Instagram 6,3 Millionen Abonnenten, bei Youtube hat sie rund 5,5 Millionen Abonnenten. Die Haupteinnahmequellen für In­fluencer ergeben sich aus den bezahlten Anzeigen-Inhalten. Auch ein mittelmäßig erfolgreicher Influencer bekommt dabei schon mal für ein einziges Foto mehrere 1000 Euro. 

Allerdings bewegen sich In­fluencer häufig auf einem schmalen Grad. Wer in seinen kommerziellen Videos oder auf Fotos Markenwerbung betreibt, ohne diese als solche zu kennzeichnen, kommt mit dem Gesetz in Konflikt. So wurde kürzlich eine Bloggerin vom Berliner Landgerichts wegen Schleichwerbung verurteilt. Der Einfluss, den Influencer ausüben, kann sie teuer zu stehen kommen.