23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.02.19 / Feuerzeichen am Strand / Woran sich die Nordfriesen aufwärmen – Biikefeuer an der Nordsee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-19 vom 15. Februar 2019

Feuerzeichen am Strand
Woran sich die Nordfriesen aufwärmen – Biikefeuer an der Nordsee
Andreas Guballa

Am 21. Februar heißt es wieder „Maaki di biiki ön“, auf hochdeutsch: „Zünde die Biike an“. Dann werden an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste die Feuer entfacht. Das sogenannte Biikebrennen ist einer der ältesten nordfriesischen Bräuche und soll laut alter Tradition den Winter vertreiben. Seit 2014 steht das 

Biikebrennen im nationalen Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO. 

Heute ist die Veranstaltung ein Touristenmagnet und eine willkommene Saisonverlängerung für die Gastronomie und Hotellerie. Denn hinterher geht es heute meistens zum Grünkohlessen mit Kassler, Schweinebacke und süßen Kartoffeln in die gemütlichen Gaststuben der Ortschaften. Teepunsch und Grog gehören selbstverständlich dazu. Das gab es bei den Anfängen dieses Brauches sicherlich noch nicht.

Die Biike (Sylter Friesisch für „Feuerzeichen“) geht auf heidnische Zeiten zurück. Schon vor 2000 Jahren sollte der Opfer­brand die bösen Geister des Winters vertreiben und die neue Saat schützen. Auf den Inseln und Halligen diente das Biikefeuer später zur Verabschiedung der Walfänger. Die zurückgebliebenen Frauen zündeten die Feuer entlang des Strandes an, um den seefahrenden Männern ein Geleit zu geben.

Die heute üblichen großen Feuerstöße werden erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts aufgeschichtet, als auch die Nordfriesen begannen, ihre „guten Stuben“ mit Weihnachtsbäumen zu schmücken. Inzwischen ist das Feuer an vielen Stätten der Westküste Volksfest und Touristenattraktion zugleich. Die Feuer werden an den einzelnen Orten von unterschiedlichen Bräuchen begleitet. So werden noch Strohpuppen verbrannt, oder die Feierlichkeiten werden, wie auf Sylt, auf den 22. Februar ausgedehnt. Zu Ehren des Schutzpatrons der Fischer sind das der Petritag und früher auch noch der sogenannte „Thingtag“, der Gerichtstag. 

Anlässlich des diesjährigen Biikebrennens lädt das Multimar-Wattforum in Tönning am 21. Fe­bruar zur „Langen Nacht der Biike“ ein. Ab 17 Uhr stehen die Türen für einen kostenfreien Besuch der Erlebnisausstellung über „Wale, Watt und Weltnaturerbe“ offen. Um 17.30 Uhr verteilt die Tönninger Feuerwehr Fackeln an die Kinder. Der leuchtende Fackelzug wandert dann zum 500 Meter entfernt liegenden Biikeplatz am Tönninger Hafen. Nach der traditionellen Biikerede wird gegen 18.15 Uhr das große Feuer aus Reisig und Holz entfacht.

Im Anschluss lohnt es sich, erneut ins Multimar-Wattforum zu kommen. Das dortige Restaurant bietet passend zur „Langen Nacht der Biike“ ein deftiges Grünkohl-Buffet zum Preis von 15,90 Euro an. Danach bietet sich ein Besuch des Walhauses an, denn rechtzeitig zur „Langen Nacht der Biike“ hat die Walausstellung ein neues, riesiges Exponat bekommen: das echte Skelett eines Grindwals. Das viereinhalb Meter lange Tier war am 24. Oktober 2018 am Strand von St. Peter-Ording tot angespült worden. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen am Kadaver wurde das Skelett für das Multimar-Wattforum aufbereitet, wo es neben Pottwal, Zwergwal und Schweinswalen unter der Decke des Walhauses schwebt. Grindwale kommen regelmäßig im Nordatlantik vor. In der südlichen Nordsee sind sie seltene Irrgäste.

Weitere Veranstaltungsorte des Biikebrennen 2019 finden sich auf www.nordseetourismus.de. Infos zum Multimar-Wattforum: www.multimar-wattforum.de