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15.02.19 / Von großen Genies denken lernen – Anleitung zum guten Denken im Alltag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-19 vom 15. Februar 2019

Von großen Genies denken lernen – Anleitung zum guten Denken im Alltag
D. Jestrzemski

Lässt sich die Denkweise herausragender Genies wie Sokrates, Einstein, Freud oder Charles Darwin entschlüsseln, und wenn ja, wie könnte man als normal begabter Mensch im Alltag von ihrer Kreativität und ihrem Scharfsinn profitieren? Diese auf den ersten Blick ungewöhnliche Frage stellten sich die Berliner Autoren Theresa Bäuerlein und Shai Tubali. 

Tatsächlich kamen sie aufgrund ihrer Analysen und Vergleiche zu spannenden Erkenntnissen, die sie in ihrem Buch „Quer denken, besser denken. Was wir von den klügsten Köpfen der Geschichte lernen können“ präsentieren. Ihre Protagonisten fanden die Autoren in der Galerie der großen Philosophen und Wissenschaftler. Sie entschieden sich nicht nur für einige der bekanntesten historischen Genies, sondern trafen ihre Wahl auch nach persönlicher Präferenz. In der Liste der zehn großen Denker, denen sie jeweils ein Kapitel widmen, stehen daher neben Sigmund Freud („Der Ausgräber“) und Fried-rich Nietzsche („Denken, das nicht bequem sein will“) auch die hierzulande wenig bekannte US-amerikanische Genetikerin Barbara McClintock („Organisches Denken“) sowie der Philosoph und Astronom Giordano Bruno („Denken im Kontext“), dem in der Geschichte nicht der gleiche Stellenwert eingeräumt wird wie Galileo Galilei. 

Der in Israel geborene Shai Tubali befasst sich unter anderem  mit buddhistischer Spiritualität. Von dieser Sichtweise her hat er wichtige Aspekte asiatischen Ursprungs in die Diskussion eingebracht – schon Einstein verdankte manche seiner intuitiven Einsichten der Meditation.

Androgynität ist ein Motiv, das in Leonardos Malereien immer wieder zutage tritt. Ebenso führten auch Leonardos Linkshändigkeit und seine Spiegelschrift Wissenschaftler zu der Vermutung, dass es zwischen der rechten und der linken Gehirnhälfte des Universalgenies eine Verbindung gegeben haben müsse. 

Und was haben wir Normalsterblichen davon? Die Autoren ermutigen ihre Leser, ähnlich wie Leonardo („Denken aus jeder Perspektive“) zu versuchen, eine andere Perspektive einzunehmen als die gewohnte. Zweifellos werde jeder Denkapparat von solcher „Gehirngymnastik“ profitieren. Unser oft als unruhig empfundenes Denken sei ein zielloses Vor-sich-her-Plappern im Kopf, das so leicht nicht abzustellen sei, heißt es im Kapitel über die Philosophin und politische Theoretikerin Hannah Arendt („Aktives Denken“). Denken im Sinne von Arendt aber sei „eine freiwillige Handlung, bei der man alle seine geistigen Kräfte sammelt, um etwas zu verstehen“. In jedem Moment bewusst allein und selbstständig zu entscheiden lasse sich bis zu einem gewissen Grad einüben. Mit dem Gehirn verhalte es sich sonst nämlich nicht anders als mit der natürlichen Faulheit des Körpers, der keine Lust hat, sich im Fitnessstudio anzustrengen. 

In diesem Sinne ist festzustellen, dass es den Autoren mit ihrer gut begründeten Ermunterung zu mehr Flexibilität des Geistes tatsächlich gelingt, die Lücke zwischen dem Denken der Genies und ihrer Leser zumindest etwas kleiner erscheinen zu lassen. Möge sich das auch im Alltag der Aspiranten auswirken. 

Barbara Bäuerlein/ Shai Tubali: „Quer denken, besser denken. Was wir von den klügsten Köpfen der Geschichte lernen können“, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2018, broschiert, 287 Seiten, 10 Euro