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22.02.19 / Hieb- und stichfest / Stuttgart und Rothenburg im ritterlichen Kampf um die beste Schwerter-Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-19 vom 22. Februar 2019

Hieb- und stichfest
Stuttgart und Rothenburg im ritterlichen Kampf um die beste Schwerter-Ausstellung
Helga Schnehagen

Als Kriegswaffe hat das Schwert seit Ende des Dreißigjährigen Krieges ausgedient. Seine Symbolkraft hat es bis heute nicht verloren, wie die Ausstellung „Faszination Schwert“ im Alten Schloss des in Stuttgart ansässigen Landesmuseums Württemberg beweist.

Ob beim Ritterschlag durch die Queen oder als ultimative Waffe im Kampf Gut gegen Böse in der Populärkultur: In Computerspielen, Action- und Fantasyfilmen greifen der Vampirjäger Blade, der Highlander oder Conan der Barbar auf das Schwert zurück, wenn es gilt, ihre Widersacher auszuschalten – in modernster Form Jedi-Ritter mit dem Laserschwert.

Von Anfang an war das Schwert mehr als nur eine tödliche Waffe. Es ist Prestigeobjekt oder wertvolles Markenprodukt, aber auch Symbol für Macht, Gerechtigkeit und Freiheit, Kultobjekt und Opfergabe. „Vor allem die Verzierungen mit glücksbringenden Symbolen, die Deponierung an besonderen Orten oder die verschiedenen Arten stellen Schwerter der Bronze- und Eisenzeit in einen magisch-kultischen Kontext“, erklärt Kurator Thomas Hoppe. Besonders bedeutsam seien hier Deponierungen im Boden, in Gewässern oder im Moor. Dabei werden die Opfergaben durch Vergraben, Versenken oder Verbrennen der menschlichen Sphäre entzogen und den Göttern zugänglich gemacht.  „Basierend auf der Idee, etwas zu geben mit der festen Erwartung etwas zurück zu erhalten wird geradezu mit den Göttern gehandelt“, sagt Hoppe.

Ein anderes Beispiel ist die Darstellung Otto von Bismarcks, wie er als Schmied der deutschen Einheit der Germania das Schwert Unitas überreicht. Die Sonderausstellung „Faszination Schwert“ präsentiert über 340 ausgewählte Objekte, darunter 142 Schwerter, Repliken und Originale, die bis zu 3600 Jahre alt sind, und taucht ein in die materiellen wie ideellen Facetten der Waffe. 

38 Leihgeber beteiligen sich an der Ausstellung. Die nicht minder faszinierende Waffensammlung der Stiftung Baumann aus Rothenburg ob der Tauber ist nicht darunter. Seit 20 Jahren macht sie dessen Reichsstadtmuseum zu einem besonderen Anziehungspunkt. Die fast 1000 exquisiten Objekte, in der Hauptsache Kriegs- und Jagdwaffen von der Steinzeit bis zum 19. Jahrhundert, verblüffen in Technik und Machart durch ihre außergewöhnliche Qualität. 

Herausragende Beispiele in Rothenburg sind das Jagdensemble der französischen Königin Marie Antoinette, das Jagdgewehr mit Säbel von Jérôme Napoleon oder der Duellpistolenkasten des Fürsten Klemenz von Metternich – alle von Le Page, den unbestrittenen europäischen Meistern des Büchsenmacherhandwerks. Ein Schmuck­stück ist auch die um 1760 gefertigte Steinschlossbüchse Fried­richs des Großen. Auf dem Lauf prangen neben seinem Bildnis die in Gold eingelegten Initialen „FR – Fridericus Rex“.

Unter den Hieb- und Stichwaffen findet man bronzezeitliche Vollgriffschwerter von 1300 bis 1200 v. Chr., nordische Schwerter von 300 bis 400 n. Chr., mittelalterliche Ritter- und Kreuzritterschwerter sowie Prachtexemplaren aus Gotik und Renaissance. Die Rothenburger Dauerausstellung ist eine wertvolle Ergänzung zur Stuttgarter Sonderausstellung. 

„Faszination Schwert“ läuft im Stuttgarter Alten Schloss bis 

28. April, geöffnet Dienstag bis Freitag von 10 bis 17, sonnabends und sonntags bis 18 Uhr. Info:  www.landesmuseum-stuttgart.de. Das Reichsstadtmuseum, Klosterhof 5, in Rothenburg o.d.T., ist bis Ende März täglich von 13 bis 16 Uhr und von April bis Oktober von 10 bis 17 Uhr geöffnet: www. reichsstadtmuseum.rothenburg.de