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22.02.19 / Chaos trotz neuer Ortsumgehung / Neun Kilometer der Südtangente freigegeben – dennoch leidet Allenstein unter Lkw-Verkehr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-19 vom 22. Februar 2019

Chaos trotz neuer Ortsumgehung
Neun Kilometer der Südtangente freigegeben – dennoch leidet Allenstein unter Lkw-Verkehr
Dawid Kazanski

Die Arbeiten an der Allensteiner Südumgehung schreiten voran. Anfang Februar wurde ein neun Kilometer langer Abschnitt  für den Autoverkehr freigegeben. Eine Entlastung der Innenstadt bringt er jedoch noch nicht.

Die neue Straßenader verfügt über eine spiegelglatte Asphaltfläche, zwei Richtungsfahrbahnen mit jeweils zwei Fahrspuren und breite Randstreifen. An der feierlichen Eröffnung nahmen Vertreter der Generaldirektion für Landesstraßen und Autobahnen und der Verkehrsaufsicht des Bauträgers sowie örtliche Parlamentarier teil. Die Strecke führt von Jomendorf bis nach Fittigsdorf und verbindet die dicht bewohnten Wohnblocksiedlungen mit dem Industriegebiet an der Towarowa- und der Karl-Rönsch-Straße, wodurch sowohl die Verbindung zwischen den südlichen und östlichen Stadtteilen, als auch die Durchfahrt durch Allenstein wesentlich verbessert und beschleunigt wurde. 

Einerseits ist das eine wichtige Erleichterung für alle Stadtbewohner, die in der Regel über 

45 Minuten auf verstopften Straßen von ihren Wohnungen zur Arbeit pendeln mussten. Andererseits passiert gerade ausgerechnet das, was viele befürchtet hatten: Viele Lkw-Fahrer nutzen die Gelegenheit, den Weg Richtung Warschau abzukürzen und stürmen das Stadtviertel Jomendorf. Die schweren Lastwagen tragen zur Verkehrsbelastung wichtiger  Straßen bei, verursachen Staus und werden auf Dauer die gut erhaltene Asphaltdecke der Sikorskiego- und Ploskiegostraße beschädigen. 

Die Umgehung, die mit dem Ziel gebaut wurde, die Stadt vom Durchgangsverkehr zu befreien, führt paradoxerweise gerade dazu, dass Laster nun in Bereichen fahren, wo es sie früher nicht gab. Angesichts kritischer Stimmen wurde auch der Stadtpräsident auf das Problem aufmerksam. Piotr Grzymowicz kündigte an, dass die Verkehrsaufsichts- und Polizeibeamten die Situation genau überwachen würden. Falls sich die zahlreichen Lastkraftwagen als besonders lästig für andere Verkehrsteilnehmer auswirkten, beabsichtige er, Maßnahmen zur Änderung der Verkehrsorganisation zu ergreifen, etwa mit einem Fahrverbot für Laster in den südlichen Stadtteilen. Vieles deutet jedenfalls darauf hin, dass sich die Angelegenheit mit den schweren Transportfahrzeugen im Stadtraum mit der Fertigstellung der Strecke vom Knoten Jomendorf bis zum Knoten Allenstein-Süd bei Thomsdorf von selbst lösen wird. Erst nach der Fertigstellung dieses Abschnitts werden die Lkw-Fahrer Allenstein umfahren können, ohne die Stadtgrenzen zu überschreiten. 

Allerdings gibt es einige Hindernisse, die Probleme bereiten, den fünf Kilometer langen Abschnitt für den Autoverkehr freizugeben. Das Gelände bei Groß Bertung, entlang dem die Route verlaufen soll, ist sumpfig und instabil. Wegen des Gewichts der massiven Konstruktionselemente senkt sich der Boden bereits ab. Zwar wurde das Baugelände mit Stabilisierungspfählen verstärkt und es wurde ein Damm aufgeschüttet, aber die Oberfläche rutscht auf einer Bauabschnittslänge von 100 Metern weiterhin ab. Wahrscheinlich müsse man beim Straßenbau umfangreichere Festigungmaßnahmen anwenden, die Entscheidung bleibe jedoch abzuwarten, bis eine fachliche Expertise angefertigt worden sei, erklärte Karol Glebocki, Sprecher der Generaldirektion für Landesstraßen und Autobahnen. Die gesamte Umgehungsstraße soll Ende April in Betrieb genommen werden. 

Die Allensteiner hoffen, dass der geplante Abschlusstermin der Bauarbeiten eingehalten wird und dass sie sich dank der neuen Umgehungsstraße in der nahen Zukunft ohne Staus in der Stadt fortbewegen können. Für den Bau einer nördlichen Umgehungsstraße setzen sich sowohl Kommunalpolitiker als auch lokale Selbstverwaltungsorgane ein. Nach deren Willen soll diese in nächster Zukunft gebaut werden. Da aber bislang keine Gelder aus dem Staatshaushalt für diesen Zweck  bewilligt wurden, liegt die Realisierung dieses Projekts noch in weiter Ferne. Bislang können die Einwohner der nördlichen Stadtteile und der anliegenden Ortschaften von einer Nordumgehung nur träumen.