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22.02.19 / Königsberg versinkt im Schnee / Wie im vergangenen Jahr: Schneeräumdienste kommen ihrer Verpflichtung kaum nach

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-19 vom 22. Februar 2019

Königsberg versinkt im Schnee
Wie im vergangenen Jahr: Schneeräumdienste kommen ihrer Verpflichtung kaum nach
Jurij Tschernyschew

Nach heftigem Schneefall und anschließendem Tauwetter erlebte Königsberg einen Verkehrskollaps. Der öffentliche Personennahverkehr kam zum Erliegen und Fußgänger mussten Pfützen und schmutzige Haufen  von schmelzendem Schnee umrunden. Von den Rädern vorbeifahrender Autos aufgewirbelte  Matschfontänen spritzten Fußgänger und Wartende an Bushaltestellen voll. 

Zuvor hatte es noch einmal heftig geschneit. Arbeiter des Räumdienstes hatten zwar die Gehwege freigeschoben, indem sie die Schneemassen zu Haufen zusammenschoben, aber von der Straße war der Schnee nicht rechtzeitig weggeräumt worden. Die schlecht durchdachte Konstruktion der Bürgersteige ohne Gefälle trägt dazu bei, dass das Schmelzwasser nicht in das Abwassersystem abfließt, sondern auf den Gehwegen und der Fahrbahn stehen bleibt. So bilden sich überall, auch auf den Straßen im Zentrum, die erst vor Kurzem erneuert wurden, Pfützen. Vor allem ältere Menschen stellt das vor Herausforderungen. Oft versinken sie knöcheltief im Wasser beim Versuch, die Straße zu überqueren.

Nicht überall in der Stadt ist gefegt worden. Ausgerechnet die Gehwege vor der Christi-Erlöser-Kathedrale auf dem Hansaplatz waren nicht geräumt. Nach Angaben der Königsberger Diözese der Russisch-Orthodoxen Kirche war es zu den Schneemassen wegen eines Ausfalls der Räumtechnik gekommen. Neue Teile für die Ausrüstung seien zwar bestellt, aber noch nicht geliefert worden. 

Auch der Maschinenpark des städtischen Unternehmens „Tschistota“ (Sauberkeit), das für die Straßenreinigung zuständig ist, war ausgefallen. Die Stadt musste deshalb Reinigungsgeräte anderer Unternehmen anfordern.

Bei einer Sitzung in der Verwaltung wurde entschieden, die Finanzmittel für das städtische Unternehmen aufzustocken. Von dem zusätzlichen Budget könnten 28 Räumgeräte gekauft und die Gehälter von Hausmeistern erhöht werden. Letztere erhalten zurzeit umgerechnet knapp 179 Euro im Monat. In der Stadt sind 200 Hausmeisterstellen unbesetzt.

Im vergangenen Jahr hatte es schon einmal eine Räumdienstkrise gegeben, und schon damals wurden zusätzliche Mittel für den Kauf von Räumtechnik gewährt. Bürgermeister Alexej Silanow sagte dazu: „Heute geben uns die Einwohner der Stadt eine schlechte Bewertung wegen des Zustands von Straßen, Gehwegen und der Reinigung. Und trotz der allgemeinen Bemühungen haben wir ein solches Resultat. Wir haben für 100 Millionen (1,3 Millionen Euro) im vergangenen Jahr neue Technik gekauft. Wir können den Menschen nicht erklären, warum wir Geräte gekauft haben, dies aber keinen Effekt auf die Reinigung der Stadt hat.“

Die Leiter der städtischen Behörden konnten sich selbst vom mangelhaften Räumdienst ein Bild machen. Aus den Fenstern ihrer Büros blicken sie auf den Hansaplatz. Rund um das Verwaltungsgebäude türmten sich Schneeberge, es gab schmelzende Bäche und Matsch auf den Bürgersteigen. Man möge sich vorstellen, wie es in abgelegeneren Stadtteilen aussieht, wenn die Behörden schon vor ihren eigenen Büros nicht für eine ordnungsgemäße Reinigung der Straßen sorgen können.