19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.02.19 / Lupi und hellal / Wenn der Flecklmann zweimal klingelt – Fasching in der Oberpfalz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-19 vom 22. Februar 2019

Lupi und hellal
Wenn der Flecklmann zweimal klingelt – Fasching in der Oberpfalz
Markus Bauer

Einen bodenständigen Fa­sching, ganz ohne Prinzenpaar, Elferrat und Garde – das gibt es noch. Und zwar in Lupburg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz: Seit 50 Jahren existiert hier der Maschkerer-Verein und organisiert keine Prunk-, sondern die Maschkerersitzung, keinen Faschings-, sondern den Maschkererumzug. Und es gibt hier auch keinen Elferrat, sondern eine Marktgrafschaft.

In Lupburg ist auch der Fleck oder Flecklmann beheimatet, eine Figur, die möglicherweise bis in die Pestzeit zurückreicht. Ebenso hat in Lupburg das Ausspielen von Personen eine lange Tradition. Schließlich waren es die „Bunten Abende“ des Liederkranzes und des Sportvereins in den 1960er Jahren, die Xaver Maier mit einigen Mitstreitern im Jahr 1968 zur Gründung des LMV (Lupburger Maschkerer-Verein) motivierten.

Offizieller Gründungstag war der 11. November 1968. Das Präsidium bestand aus zwei Präsidenten, dem Geld-, Schreib- und Laufminister sowie dem Hofmarschall. Darüber hinaus gab es einen Elferrat und das „Fußvolk“. Und eine vier junge Frauen zählende Damengarde. 

Als Hauptaufgabe sah der Verein die Organisation einer Veranstaltung mit mehreren Ausspielnummern am Unsinnigen Donnerstag im Saal eines örtlichen Gasthofs. Dadurch war man vom Wetter unabhängig und konnte ein umfangreicheres Programm ge­stalten. Leider musste die erste Inszenierung wegen eines Un­glücksfalles abgesagt werden. 

Doch am Unsinnigen Donnerstag 1970 stieg die erste Sitzung des LMV und war bei 250 Sitzplätzen ausverkauft. Sie umfasste neben Begrüßungen durch die Präsidenten, einer Schunkelrunde und dem Gardemarsch vier Vorträge in der Bütt und vier Sketche, darunter auch den bis heute bekannten Dauerbrenner „Kirchturm und Burg“.

Seit 1980 gibt es am „Ruaßigen Freitag“ eine zweite Aufführung. Im Fasching 1992 entstand der neue Schlachtruf „Lupi, Lupi und hellal“. Der neue Hofmarschall stellte sich mit dem Satz „Lupi, Lupi und hellal – i bin der neue Hofmarschall“ vor. Zwei Jahre später wurden die Gardemädchen neu eingekleidet, ihr Kostüm an die Maskerade des Fleck angelehnt. 

Eine prägende Neuerung vollzog sich 1995. Die gesamte LMV-Vorstandschaft erhielt ein neues Outfit – und neue Tätigkeitsbenennungen: Obermarktgraf (bisher Ertser Präsident), Marktgraf (Zweiter Präsident), Marktkämmerer (Geldminister), Marktschreiber (Schreibminister), Marktkurier (Laufminister), Hofnarr (Hofmarschall), Zeremonienmeister (Technischer Direktor). Darüber hinaus unterstützte fortan eine fünfköpfige Dienerschaft (Ausschuss) die Vorstandschaft.

Auch Musik und Gesang gehören selbstverständlich zur Maschkerer-Sitzung. In diesem Kontext entstand im Jahr 2002 der LMV-Song „Mir san halt echte Lupburger Maschkerer“, der in jenem Jahr – live natürlich – seine Uraufführung erfuhr und seither jedes Jahr bei den Sitzungen (meist zum Finale) zu hören ist.

Beim LMV gibt es auch einen Orden – eine Abbildung des Fleckl­manns. Verliehen wird dieser Orden jedoch ausschließlich an Vereinsmitglieder für langjährige Aktivität. Jedes Jahr stellt der LMV ein dreieinhalbstündiges Programm auf die Bühne, beide Aufführungen sind meist schon lange vorher ausverkauft.