26.04.2024

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22.02.19 / Von »Baba Jaga« und »Teufelchen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-19 vom 22. Februar 2019

Von »Baba Jaga« und »Teufelchen«
Ch. Rinser-Schrut

Alexander Afanasjew ist der Grimm der russischen Märchen. Er hat Texte aus dem 18. und 19. Jahrhundert veröffentlicht. Anders als die Gebrüder Grimm hat er nur zehn Märchen selbst gesammelt, die meisten Texte übernahm er aus den Beständen der Kaiserlich-Russischen Geografischen Gesellschaft. Vom Schriftsteller Wladimir Iwanowitsch übernahm er dessen gesamte Aufzeichnungen regionaler und volkssprachlicher Ausdrücke, Sprichwörter, Redensarten und Märchen. 

Die vorliegende Auswahl wurde von Werner von Grimm auf Grundlage der 1922 in Berlin erschienenen russischen Ausgabe ins Deutsche übersetzt und von seiner Schülerin Imogene Delisle-Kuppfer herausgegeben. Im Nachwort geht sie auf die Biografien des Sammlers Afanasjew sowie des Übersetzers von Grimm ein und erwähnt erzählerische Besonderheiten der gut 90 russischen Märchen.

Das Taschenbuch ist eine günstige Variante eines Buches, und das merkt man. Die Seiten müssen sehr auseinandergedrückt werden, damit man auch die Buchstaben in der Mitte gut lesen kann, worunter der Buchrücken leidet. Dem Leser offenbart sich eine besondere Märchenwelt mit der Hexe Baba Jaga, Teufelchen, vielen Fabelwesen und einem Erzähler, der in den deutschen Märchen gänzlich fehlt. So endet beispielsweise das Märchen „Sieben Semjone“: „Ich packte sie (die Mütze) und warf sie zu Boden. Seht – nun habe ich gar nichts mehr!“ Dem Leser wird suggeriert, der Autor habe die Geschichte selbst erlebt oder beobachtet. Auch wenn die russischen Märchen sich, bezogen auf Protagonisten und Sprache von den deutschen Märchen sehr unterscheiden, sind sie dennoch lesenswert, ermöglichen sie doch einen Zugang zur Seele des russischen Volkes.

Alexander N. Afanasjew: „Die schönsten russischen Märchen“, Insel Verlag, Berlin 2018, Taschenbuch, 381 Seiten, 10 Euro