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01.03.19 / Auch nicht besser als Öl / Grundstoff für E-Batterien wirft Probleme auf – Abbau ökologisch problematisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-19 vom 01. März 2019

Auch nicht besser als Öl
Grundstoff für E-Batterien wirft Probleme auf – Abbau ökologisch problematisch
Wolfgang Kaufmann

Lithium ist unverzichtbar für den Bau von Elektrofahrzeugen. Allerdings könnte sich dieser neue Schlüsselrohstoff bald als ebenso problematisch erweisen wie das Erdöl.

Das Leichtmetall Lithium, das in der Natur nicht in reiner Form, sondern nur in diversen chemischen Verbindungen wie Lithiumcarbonat und Lithiumhydroxid vorkommt, fand zunächst keine größere wirtschaftliche Verwendung. Das änderte sich, als sich das Element Anfang der 1990er Jahre als idealer Bestandteil von Akkumulatoren herausstellte. Die Lithium-Ionen-Akkus glänzen durch eine hohe Lebensdauer und Energiedichte bei relativ geringem Gewicht. Zudem verläuft das Wiederaufladen unkomplizierter als bei anderen Stromspeichern. Aus diesem Grunde kommen sie auch in Elektroautos zum Einsatz. Für Fahrzeuge mit E-Antrieb werden bis zu 50 Kilogramm Lithium benötigt.

Aufgrund der politisch gewollten Zuwächse bei der Elektromobilität ist die Nachfrage nach Lithium in den letzten Jahren enorm gestiegen. Und das treibt auch den Preis für den Rohstoff in die Höhe. 2005 kostete die Tonne Lithium lediglich 1460 US-Dollar, während die Kunden im Vorjahr zeitweise schon bis zu 16500 Dollar zahlen mussten. 

Doch es gibt noch ein weiteres Problem. Lithium gehört zwar nicht zu den seltenen Bestandteilen der Erdkruste, aber seine Förderung ist keineswegs einfach. Deshalb existieren mittlerweile Zweifel an der ausreichenden Verfügbarkeit des Leichtmetalls, wenn die Zahl der produzierten Elektrofahrzeuge in dem Maße steigen sollte wie prognostiziert. In diesem Fall dürfte sich die Nachfrage nach Lithiumcarbonat und Lithiumhydroxid bis 2035 mehr als verdreifachen. Dann bestünde die Gefahr, dass die Länder, in denen diese Rohstoffe gewonnen werden, nicht mehr mit der Produktion nachkommen. Zudem decken die bisher bekannten Lagerstätten den zu erwartenden Bedarf nur bis etwa 2050. Dann müssten technische Alternativen zum Lithium-Ionen-Akku verfügbar sein.

Außerdem sind da noch die politischen Unwägbarkeiten: China und die westlichen Industrienationen liefern sich ein Rennen um den Zugriff auf die Lithium-Vorkommen außerhalb des Reichs der Mitte. Der Ausgang ist ungewiss. Die außerchinesischen Vorkommen liegen zum Teil in eher instabilen Ländern wie Simbabwe, Afghanistan, dem Kongo und Bolivien. Bolivien, in dem es möglicherweise mehr Lithium gibt als irgendwo sonst auf dem Globus, gilt als Mischform zwischen Demokratie und Diktatur. Boliviens Präsident ist bereits seit 2006 der Vorsitzende der sozialistischen und kapitalismuskritischen Partei Movimiento al Socialismo (MAS), Evo Morales. Das gemahnt an das Beispiel des Erdölexporteurs Venezuela, der unter der Herrschaft der ebenfalls sozialistischen Partido Socialista Unido de Venezuela (PSUV) ins absolute Chaos stürzte.

Und zu guter Letzt verursacht der Abbau von Lithium auch erhebliche Umweltschäden, was besonders bei der oberirdischen Gewinnung von Lithiumhydroxid aus Salzseen der Fall ist. Hier beißt sich die Katze dann quasi in den Schwanz: Die angeblich umweltfreundliche Elektromobilität schafft ihrerseits ganz neue Umweltrisiken, die denen bei der Förderung und Verwendung des fossilen Energieträgers Erdöl kaum nachstehen.