Seit gut 100 Tagen sitzt der deutsche Journalist Billy Six im Militärgefängnis El Helicoide der venezolanischen Hauptstadt Caracas, in dem der Geheimdienst Sebin seinen Sitz hat. Ihm werden unter anderem Spionage, Rebellion und das Verletzen von Sicherheitszonen vorgeworfen, wofür ihm 28 Jahre Haft drohen. Für die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) ist das Verfahren „eine Farce“. Die deutsche Botschaft steht nach Angaben des Auswärtigen Amtes „im ständigen, hochrangigen Kontakt“ mit dem venezolanischen Außenministerium und setzt sich für ein rechtsstaatliches Verfahren ein. Bisher ohne Erfolg. Der Fall ähnelt frappierend dem des „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel, der ein Jahr lang unter fadenscheinigen Vorwänden in der Türkei inhaftiert war. Damals überschlugen sich Medien, Politiker, Intellektuelle und Berufsverbände in Solidaritätsbekundungen und Forderungen nach sofortiger Freilassung. Im Fall Billy Six gibt es keinen kollektiven Aufschrei. Der ROG-Geschäftsführer Christian Mihr vermutet Six’ „politische Ausrichtung“ als Grund dafür. Der schreibt nämlich für „rechte“ Medien wie die „JUNGE FREIHEIT“ und die PAZ. „Aber das entwertet unsere Verteidigung nicht“, betont Mihr. So sollten das auch alle anderen sehen, die für Yücel gekämpft haben, und sich jetzt auch für Six einsetzen.