20.04.2024

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01.03.19 / Ungelenkes Schönreden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-19 vom 01. März 2019

Ungelenkes Schönreden
Hermann Paul Winter

Die Generalsekretärin der ARD, Susanne Pfab, gibt vor, die Aufregung über das „Framing Manual“, das auf ein Gutachten der umstrittenen Linguistin Elisabeth Wehling zurück­geht, nicht zu verstehen. In einem Interview interveniert sie, der Titel „Manual“ sei missverständlich. Es handle sich weder um eine Handreichung im Rahmen einer neuen Kommunikationsstrategie noch um eine Sprach- oder Handlungsanweisung an die Mitarbeiter, sondern um eine interne Arbeitsunterlage für Workshops. Vorüberlegungen zu manipulativen Sprachregelungen sind jedoch bereits der erste integrative Bestandteil einer Kommunikationsstrategie. 

Nicht zuletzt die Tatsache, dass das Manual zum streng gehüteten Geheimnis der Senderfamilie wurde, untermauert diesen Schluss. Die ARD lehnte die Veröffentlichung des Papiers stets ab. Geradezu peinlich mutet angesichts dessen der Satz des ARD-Chefredakteurs Rainald Becker an, der nach (!) Bekanntwerden des „Arbeitspapiers“ bekundete: „Wir haben nichts zu verbergen.“ 

Pfabs Vorwurf, die Kritiker würden das Manual falsch interpretieren, wirft ein fragwürdiges Licht auf den Umgang mit Kritik in der ARD. Wie sollte man Wörter wie „Informationskapitalismus“ oder „Profitzensur“, mit denen das Workshop-Papier die privaten Sender betitelt, fehlinterpretieren? 

Diese Begriffe, so Pfab, lehne sie ab. Nicht jedoch die im Papier vorgeschlagene Formulierung „Argumentieren Sie stets moralisch!“ Es sei schließlich zwischen Moral und Moralisieren zu unterscheiden. Worin der Unterschied besteht, wird sodann deutlich: Mit ihrem Satz „Die Gemeinwohlorientierung steht bei der ARD im Mittelpunkt“ macht Frau Pfab die öffentlich-rechtlichen Sender zu den Guten, die privaten zu den Bösen. Den Unterschied zwischen Moral und Moralisieren hätte sie nicht besser vorführen können. 

Man muss das Manual der ARD ernstnehmen. Nicht nur, weil die Sender schon seit Jahren auf Framing setzen, wenn es um kritische Themen geht. Niemandem ist das plötzliche Auftauchen des Wortes „Schutzsuchende“ in der „Tagesschau“ entgangen, als sich Kritik an Merkels Grenzöffnung regte.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde uns nach dem Krieg von den Alliierten verordnet – zum Schutz vor einem erneuten Staatsfunk. Um diese gute Idee zu bewahren, sollten die ARD ihre Sprachmanipulationen aufgeben und zu ihrem eigentlichen Auftrag zurückkehren. Eine unmissverständliche Distanzierung vom Manual seitens der Intendanten wäre angezeigt gewesen, nicht aber ungelenkes Schönreden.