16.04.2024

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01.03.19 / Frei gedacht / Vergewaltigt im Namen Gottes!

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-19 vom 01. März 2019

Frei gedacht
Vergewaltigt im Namen Gottes!
Eva Herman

Es sind Horror-Meldungen, die derzeit aufhorchen lassen: So hatte der Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, zu den Missbrauchsfällen der katholischen Kirche wieder einmal Stellung genommen. Wörtlich sagte er Ende vergangenen Monats beim sogenannten Antimissbrauchsgipfel im Vatikan: „Akten, die die furchtbaren Taten dokumentieren und Verantwortliche hätten nennen können, wurden vernichtet oder gar nicht erst erstellt.“ Nicht die Täter, sondern die Opfer seien „reglementiert“ und ihnen sei „Schweigen auferlegt“ worden. Weiter äußerte Marx: „Festgelegte Verfahren und Prozesse zur Verfolgung von Vergehen wurden bewusst nicht eingehalten, sondern abgebrochen oder außer Kraft gesetzt, die Rechte von Opfern wurden gleichsam mit Füßen getreten und sie der Willkür Einzelner ausgeliefert.“ Dies seien alles Geschehnisse, die dem zutiefst widersprächen, „wofür die Kirche stehen sollte“.

Wir sprechen hier in der Regel von hilflosen Kindern und Jugendlichen, die „der Willkür Einzelner ausgeliefert“ waren. Und heute auch noch sind. Schutzbefohlene, die von kranken und machthungrigen Tätern gedemütigt, gequält und vergewaltigt wurden. Und deren Seelen fürs Leben zerstört wurden. Dieser tragische Moment, wo wieder einmal „aufgearbeitet“ wird im Windschatten der Massenmedien, ist es wert, festgehalten zu werden, um über all das Elend nachzudenken, das von gewissenlosen, machthungrigen Leuten schon immer „im Namen Gottes“ verübt wurde. Ist es ein Wunder, dass heute kaum noch jemand die Kirche von Gott trennen kann? Zahllose Menschen sind es, die sich enttäuscht vom Schöpfer abwenden, weil sie glauben, ihn mit der irdischen Institution gleichsetzen zu müssen, die sich ja selbst als Platzhalter auf Erden betrachtet. Doch wir dürfen niemals vergessen: Die Kirche braucht Gott (als Geschäftsmodell), aber Gott braucht die Kirche nicht.

Und was wurde im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte, Jahrhunderte, Jahrtausende nicht schon alles „im Namen Gottes“ verbrochen. Da fanden grausame Zwangschristianisierungen mit Feuer und Schwert durch Karl den Großen und Rom im 8. und 9. Jahrhundert statt, der damals nahezu alle heute zu Europa gehörenden Länder ausgesetzt waren. Viele Menschen starben damals. Sie wurden gedemütigt, gequält, vergewaltigt. Auch wurden den Völkern die eigene Identität und ihre Wurzeln ausgerissen, denn sie durften ihre Traditionen, in der freien Natur zu beten, nicht mehr ausüben. An die zahllosen Opfer denkt heute kaum noch jemand, während Karl der Große von Politik und Medien immer noch beziehungsweise schon wieder als „Vater Europas“ hochgejubelt wird. Der regelmäßig verliehene Karlspreis zu Aachen ruft uns den blutigen Machthaber dann auch jedes Mal wieder ins Gedächtnis. Über die vielen Toten von einst spricht niemand bei den hohen Feierlichkeiten in Aachen.

Auch Inquisition und schwere Folter gegen Naturgläubige wurden später von Kirche und Staat ausgeübt, kräuterkundige oder hellsichtige Menschen landeten kurzerhand auf dem Scheiterhaufen, während Klerikale in monotonem Leiergesang lateinische Töne herunterbeteten, womit sie oft die peinvollen Schreie der Opfer übertönen wollten. Vorher wurden letztere häufig ebenso gedemütigt, gequält, vergewaltigt. Wenige Jahrhunderte später dann kam der weiße Mann und kolonialisierte den Rest der Welt, wieder „im Namen Gottes“. Abermals wurde gedemütigt, gequält, vergewaltigt. Millionen und Abermillionen Menschen wurden bestialisch ermordet, ganze Urvölker ausgerottet.

Ist es noch ein Wunder, dass kaum mehr jemand in die Kirche gehen will? Zugegeben, es gibt selbstverständlich einzelne Mitglieder dieser Organisation, die Gutes tun wollen und dies auch tun. Mit bestem Vorsatz für Hilfe und Unterstützung, die man dem Nächsten gewähren will. Doch wie kann es sein, dass die Kirche so viele Menschenseelen auf dem Gewissen hat? Was läuft da schief? Eines ist sicher: Dies ist und war niemals der Plan des Höchsten, sondern hierbei handelt es sich einzig und allein um Entscheidungen durch Menschen, getroffen in der Verantwortung ihres jeweils eigenen freien Willens. Da gibt es kein Rausreden. Wer an die Reinkarnation glaubt, wer die Karmalehre als selbstverständlich bestehend in sein Lebenskonzept mit einbezieht, der ahnt, was den Tätern alles noch bevorsteht, egal, zu welcher Zeit sie die Hand hoben gegen andere Menschen. Man stellt sich die Frage: In welcher Welt leben wir eigentlich? Wie soll der Mensch je glücklich werden angesichts dieser unvorstellbaren Verbrechen?

Der Gottessohn Jesus kam vor über 2000 Jahren auf die Erde, um den Menschen die Wahrheit aus dem Licht zu bringen. Dies war vielen jedoch unbequem, vor allem jenen Priestern, den Pharisäern und Sadduzäern, die sich in den Tempeln schon bequem eingerichtet hatten. Der Nazarener mit seinen klaren Worten, die er zu den Menschen von Gott, seinem Vater, sprach, störte die damals gut eingenisteten Klerikalen, die sich ihre Daseinsberechtigung eben nicht nur mit lichtvollem Wollen und Wirken geschaffen hatten. Ihre berufliche Existenz wurde durch Jesus nun gefährdet, dem große Teile des Volkes willig zu folgen begannen. So hatte schon der wandernde Prophet Johannes der Täufer, der Christus vorausging, um die Menschen auf den Kommenden aufmerksam zu machen, die Pharisäer und Sadduzäer mit wüsten Beschimpfungen aus dem Tempel gejagt, in dem Christus erwartet wurde. Johannes’ zornige Worte wie „Ihr Schlangenbrut, Ihr Otterngezücht“ werden bis heute zitiert. Auch Jesus hatte schnell erkannt, mit wem er es hier zu tun hatte. Sein Urteil tat er offen kund: „Lasset sie fahren! Sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube.“ Trotz der Sendung des Gottessohnes, den man später dann ebenfalls blutig ermordete, hat sich am Gebaren der Allianz von Kirchenfürsten und Staat bis heute kaum etwas verändert.

Vieles geht mir durch den Kopf beim Durchlesen all dieser Missbrauchsmeldungen. Da schreiben die Medien jetzt auch, dass an der berühmten hessischen Odenwaldschule viel mehr Kinder missbraucht worden seien, als bislang bekannt. Das gehe aus zwei Studien hervor, die gerade vorgestellt wurden. Bis zu 900 Jugendliche sollen an dem ehemaligen Elite-Internat zwischen 1966 und 1989 sexuell missbraucht worden sein. „Die dort über Jahrzehnte praktizierte sexuelle und emotionale Ausbeutung von Schülerinnen und Schülern lässt keine andere Diagnose zu als die eines manipulativen, selbstherrlichen und schäbigen pädagogischen Systems, in dem alle Kinder und Jugendlichen massiven Entwicklungsrisiken ausgesetzt wurden“, sagte Florian Straus vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP), der an einer der Studien mitgearbeitet hatte.

Es stimmt, diese Täter gehörten nicht zum engen Kirchenkreis, sie waren vielmehr „lockere 68er“ die unser Land „befreien“ wollten von allen „Normen und Zwängen“. Doch kann es wirklich sein, dass weder Behörden noch andere Institutionen hiervon niemals etwas mitbekommen haben wollen? Bei 900 Opfern?! Papst Franziskus versprach übrigens am Ende des Antimissbrauchskongresses ein Ende der „Abscheulichkeit“. Doch wie er das konkret erreichen will, ist und bleibt unklar.