19.04.2024

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01.03.19 / Rheinisches Allerlei / Düsseldorf erinnert an die Gründung der Künstlergruppe »Junges Rheinland« vor 100 Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-19 vom 01. März 2019

Rheinisches Allerlei
Düsseldorf erinnert an die Gründung der Künstlergruppe »Junges Rheinland« vor 100 Jahren
Siegfried Schmidtke

Das Jahr 1919: Der Krieg war vorbei, der Kaiser hat­te abgedankt, Deutschland war eine Republik geworden. Es war die Zeit für etwas Neues, Zeit zum Aufbruch. Diese Aufbruchsstimmung erfasste auch die Künstler im Rheinland. Einige von ihnen hatten den Ersten Weltkrieg als Frontsoldaten erlebt und kehrten traumatisiert in den Alltag zurück. Andere hatten sich – bereits im letzten Kriegsjahr 1918 – an Ausstellungen beteiligt und bemühten sich, die „junge rheinische Künstlerschaft“ zum Zusam­menschluss zu organisieren. 

Ende 1918 riefen Adolf Uzarski, Herbert Eulenberg und Arthur Kaufmann zur Gründung einer Künstlervereinigung auf. Am 

24. Februar 1919 schließlich wurde in Düsseldorf „Das Junge Rheinland“ gegründet. „Es war zu schön, um wahr zu sein“, soll der aus Brühl bei Köln stammende Surrealist Max Ernst später geäußert haben. Mit der unterschwellig mitschwingenden Ironie sollte er recht behalten.

Anders als der Name vermuten lässt, waren nicht nur junge Künstler aufgerufen, sich zusam­menzutun. Für die Mitgliedschaft waren „Jugendlichkeit und Ehrlichkeit des Schaffens“ verlangt. Jugendlichkeit wurde als „Stärke und Frische des künstlerischen Strebens“ verstanden. Das Alter der rund 400 Künstler, die der Vereinigung zwischen 1919 und 1933 angehörten, lag dann auch in einer Spanne von 19 bis über 60 Jahre.

Ähnlich groß war die stilistische Bandbreite. Sie reichte von Impressionismus, (Rheinischem) Expressionismus und Dada bis hin zu religiös motivierter Malerei. 15 Werke verschiedener Künstler zeigen im ersten Raum der Ausstellung die Vielfalt der Stile. Danach werden exemplarisch zwölf der 400 Künstler mit mehreren Werken vorgestellt. Die bekanntesten Namen dürften Max Ernst und Otto Dix sein.

Von Max Ernst stammt auch das Bild auf dem Ausstellungsplakat: Das „Skandal“-Gemälde „Die Jungfrau Maria verhaut den Menschensohn (Jesus) vor drei Zeugen“. Blasphemie pur – jedenfalls aus Sicht vieler Katholiken. Das Bild, das 1926 in einem Kölner Museum gezeigt wurde, erregte das katholisch geprägte Rheinland so sehr, dass der damalige Kölner Erzbischof Kardinal Schulte verlangt hatte, das Gemälde zu entfernen. Pikanterweise soll nicht die Züchtigung des Gottessohns den Erzbischof erregt haben (darin war und ist be­sonders die Katholische Kirche ja geübt), nein – Max Ernsts Freveltat wurde darin gesehen, dass er nicht nur den Heiligenschein des Jesus-Kindes zu Boden fallen ließ, sondern seine Signatur „Max Ernst“ darin verewigte.

Von Anfang an gab es Differenzen in der Künstlerschaft. Bereits 1923 spaltete sich die „Rheingruppe“ ab. Später verließen Max Ernst und Otto Dix die Düsseldorfer. 1932 war die letzte Ausstellung des „Jungen Rheinlands“ zu sehen. Die Nationalsozialisten lösten 1933 alle Künstlergruppen auf. Die Vereinigung der rheinischen Künstler war Geschichte. Max Ernst hatte recht: Es war zu schön, um wahr zu sein. 


Bis 2. Juni im Kunstpalast, Ehrenhof, 40479 Düsseldorf, Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr geöffnet. Eintritt: 10 Euro. Der Katalog kostet 29,80 Euro, www.kunstpalast.de