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01.03.19 / »Eigene große Leute« / Königsberger setzen sich für Abramowicz-Platz in ihrer Stadt ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-19 vom 01. März 2019

»Eigene große Leute«
Königsberger setzen sich für Abramowicz-Platz in ihrer Stadt ein
Jurij Tschernyschew

Am 31. Januar wurde während eines Benfizkonzerts in Danzig auf den Bürgermeister der Stadt, Pawel Adamowicz, ein Attentat verübt. Nach nur einem Tag erlag er im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen  (die PAZ berichtete). Am 19. Januar verabschiedeten sich die Danziger während einer Trauerfeier von ihrem beliebten Bürgermeister.

Fast gleichzeitig erschien in Königsberg auf der Seite des Internetportals „change.org“ eine Petition, zu der aktive Königsberger mit dem Vorschlagaufgerufen hatten, die nach dem russischen Generalfeldmarschall Kutusow benannte Körteallee zu Ehren des ermordeten Bürgermeisters der benachbarten polnischen Stadt umzubenennen. Seinen Namen solle auch der Luisenplatz [Platz der russisch-polnischen Freundschaft] tragen.

Die Initiative wurde wie folgt begründet: „In den Jahren, in denen Adamowicz Danzig geleitet hat, ist es für Königsberg zu einer echten Partnerstadt geworden. Und das nicht nur auf dem Papier, sondern tatsächlich – in dieser Zeit wurden enge kulturelle, sozialökonomische, touristische und freundschaftliche Bande zwischen beiden Städten und ihren Bewohnern gewoben. In vielem war das das Ergebnis politischer Offenheit, der Partnerschaft und Gastfreundschaft, die Pawel Adamowicz ausübte, dank seinem großen persönlichen Bestreben, einen Dialog zwischen Polen und Russland aufzubauen.“ Bis jetzt haben 2500 Menschen die Petition unterschrieben.

Und so verwundert auch die Reaktion der Königsberger auf das tragische Ereignis nicht. Am Tag von Adamowicz’ Tod waren die Seiten der Königsberger in den sozialen Netzwerken mit Mitleidsbekundungen an ihre Nachbarn in Danzig gefüllt, so, als ob diese Tragödie sich in ihrer eigenen Stadt ereignet hätte. Unzählige Menschen teilten ihre Gedanken darüber mit, dass in den Jahren, in denen Adamowicz Bürgermeister von Danzig war, die Stadt den Königsbergern nähergekommen sei. In hellen Erinnerungen berichteten sie von ihren persönlichen positiven Erfahrungen. Zehntausende Bürger des Königsberger Gebiets kennen Danzig. Sie verbringen gerne ihre Freizeit, die Ferien und Feiertage in der Hansestadt. Sie fahren dorthin für Einkäufe, Konzerte, erholen sich an der Ostsee oder fliegen vom Danziger Flughafen aus für wenig Geld zu allen möglichen Zielen Europas.

Adamowicz hat sich mehrfach gegen die Aussetzung des Kleinen Grenzverkehrs zwischen Russland und Polen ausgesprochen, der zwischen 2012 und 2016 galt. Er unterstützte eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Polen und Russland, er ließ in der Stadt Informationstafeln auf Russisch aufstellen und hatte im Internet einen persönlichen Blog auf Russisch.

Es ist interessant, wie die Königsberger Stadtregierung auf die Petition reagierte. Der Chef des Stadtrats, Andrej Kropotkin, sagte: „Wir haben unsere eigenen Bürgermeister, eigene große Leute.“ Viele Städter nahmen die Äußerung des Stadtrats mit Sarkasmus auf. Es sei bemerkenswert, dass von Seiten der Königsberger noch nie der Vorschlag kam, eine Straße nach einem ehemaligen Bürgermeister ihrer Stadt zu benennen. Wahrscheinlich deshalb, weil kein einziger Bürgermeister jemals so viel für seine Stadt getan habe, wie Pawel Adamowicz für Danzig. 

Der verstorbene Bürgermeister war von den Danzigern sechsmal in Folge direkt gewählt worden. Jeder, der in den vergangenen 

20 Jahren einmal in Danzig war, wird bestätigen können, dass die Stadt prosperiert und sich zum Positiven verändert hat. 

Zuvor hatte Bürgermeister Alexej Silanow gesagt, dass, falls der Umbenennungsvorschlag an die Stadtverwaltung von Königsberg gerichtet würde, er in der zuständigen Kommission in Betracht gezogen würde. Seine persönliche Meinung gab er jedoch nicht preis.