23.04.2024

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01.03.19 / »Enthüllungsbuch« offenbart überwiegend Bekanntes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-19 vom 01. März 2019

»Enthüllungsbuch« offenbart überwiegend Bekanntes
Wolfgang Kaufmann

Es gibt Bücher, bei denen schon der Titel manipulativ daherkommt. Hierzu zählt „Inside AfD. Der Bericht einer Aussteigerin“ aus der Feder von Franziska Schreiber, einstmals Vorsitzende der Jungen Alternative in Sachsen, welche dann 2017 in den Bundesvorstand der AfD aufstieg. Die Partei ist schließlich keine Sekte oder kriminelle Organisation, aus der man „aussteigt“, um dann über ein für Außenstehende verborgenes Innenleben berichten zu können.

Das Werk, das „unter Mitarbeit“ des Berliner Ghost- und Co-Writers Peter Köpf entstand, kommt als dezidierte Schmähschrift gegen die AfD daher. In dieser Partei hoffte die etwas kindlich wirkende Studienabbrecherin Schreiber, die große politische Karriere zu machen. Allerdings platzte dieser Traum bald wie eine Seifenblase, weil Schreibers maßgebliche Orientierungsfigur Frauke Petry auf immer heftigeren Widerstand seitens der AfD-Basis stieß und nach dem Kölner Parteitag vom April 2017 weitgehend isoliert dastand. Hierfür macht die Verfasserin nun eine „schleichende Radikalisierung“ innerhalb der Partei beziehungsweise das angebliche Erstarken des „rechten Flügels“ um Björn Höcke und André Poggenburg verantwortlich: Die AfD sei sukzessive zum Sammelbecken für Rechtsextremisten verkommen.

Für die behauptete „Radikalität“ und „Fremdenfeindlichkeit“ kann Schreiber freilich keine Belege aus dem Parteiprogramm anführen. Deshalb munkelt sie immer wieder über „geheime Ziele“ und prophezeit, dass die Mitglieder der Jungen Alternative bald auch Straftaten begehen würden. Worauf sich diese Annahme genau stützt, verschweigt die 28-Jährige, die inzwischen auch die Frisur von Petry zu kopieren scheint, freilich. Ansonsten enthält ihr angebliches „Enthüllungsbuch“ kaum etwas, was nicht schon längst bekannt ist. Mit zwei Ausnahmen. Zum einen überraschte Schreiber die Öffentlichkeit mit der Schilderung von Treffen zwischen Petry und dem Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen. Zum anderen berichtete sie, dass der Thüringer AfD-Landesvorsitzende Höcke Reden des NS-Propagandaministers Goebbels analysiert und als Vorlage für seine eigenen Ansprachen verwendet habe. Letzteres weiterzuverbreiten wurde Schreiber jedoch im September 2018 vom Landgericht Halle untersagt. Dahingegen blieben ihre Behauptungen über die Maaßen-Petry-Gespräche im Raum stehen und trugen so mit dazu bei, dass Maaßen seinen Hut nehmen musste.

Das Buch ist wegen der weitgehend fehlenden inhaltlichen Substanz kaum zu empfehlen. Es sei denn, man liest es als Lehrstück, wie sich jemand selbst zu therapieren versucht, nachdem er politisch auf das falsche Pferd gesetzt hat.

Franziska Schreiber: „Inside AfD. Der Bericht einer Aussteigerin“, Europa Verlag, München 2018, gebunden, 219 Seiten, 18 Euro