29.03.2024

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08.03.19 / Eine Jahrhundertausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-19 vom 08. März 2019

Eine Jahrhundertausstellung
Vera Lengsfeld

Darf man so früh im Jahrhundert von einer Jahrhundertausstellung   sprechen? Man darf, denn es handelt sich um eine Schau, die so nie wieder zu bewundern sein wird. Die rund 100 Exponate in der Gemäldegalerie sind aus Museen und Privatbesitz aus Europa und den USA zusammen-getragen: der National Gallery, dem British Museum in London, dem Louvre in Paris, dem Prado in Madrid, der National Gallery  in Washington und natürlich aus Italien, wo die beiden Renaissance-Künstler her-kommen.

Andrea Mantegna und Giovanni Bellini sind ein Künstlerpaar, wie es selten  in der Geschichte zu finden ist. Mantegna entstammt einer Tischlerfamilie in Padua, Bellini wurde, wenn auch als wahrscheinlich uneheliches Kind, in die            berühmte Malerfamilie Jacobo Bellinis hineingeboren. Während Mantegna schon früh durch sein außerordentliches Talent auffiel, wurde Bellini von seinem Vater gefördert, bis er das Malerhandwerk beherrschte. Am Anfang des Rundgangs hängt ein Frühwerk Mantegnas, das von seinem Genie zeugt. Das Bildnis des Heiligen Markus hat er mit 17 Jahren gemalt. Es verblüfft durch seine Raumillusion. Von Mantegnas Selbstbewusstsein  zeugt, dass er seinen Namen auf einem gemalten Papierzettel am unteren Bildrand platzierte. Es war sicherlich seinem frühen Ruhm zu verdanken, dass Mantegna in die venezianische Künstlerfamilie Bellini einheiraten durfte.Er wurde nicht nur Ehemann seiner Schwester, sondern Bellinis großes Vorbild. Bellini setzte sich intensiv mit dem Werk  Mantegnas auseinander. Er eignete sich seinen Malstil an, übernahm dessen Kompositionen. Das ging bis zum Abpausen von ganzen Figurengruppen, die dann zu einem eigenen Gemälde wurden. Erstmals hängen Original und Kopie von „Die Darbringung Christi im Tempel“ nebeneinander. Dabei ist zu sehen, dass es bei Bellini nicht beim bloßenKopieren geblieben ist. Er entwickelte einen eigenen, prägenden Malstil: Leuchtende Farben, stimmungsvolle Landschaften, feierliche Kompositionen werden zu seinem Markenzeichen.

Die Wege der beiden Künstler trennten  sich. Mantegna wurde zum Hofmaler der Markgrafen von Mantua berufen, Bellini zum gefragtesten Maler seiner Heimatstadt Venedig. Aber die beiden bleiben in Verbindung. Mantegnas letztes Werk, ein Fresko, wurde von Bellini vollendet.

Bis zum 30. Juni ist die Ausstellung zu sehen.