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08.03.19 / »Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte« / Ausstellung von Familienfotos im Allensteiner Haus Kopernikus zeigt, wie sich die Stadt verändert hat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-19 vom 08. März 2019

»Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte«
Ausstellung von Familienfotos im Allensteiner Haus Kopernikus zeigt, wie sich die Stadt verändert hat
Dawid Kazanski

Am 25. Februar fand im Allensteiner Haus Kopernikus die Eröffnung der Ausstellung „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Familienfotos der deutschen Minderheit” statt. 

Im Fokus der Ausstellung, deren Ideengeber der Historiker Ralf Meindl vom Institut für Auslandsbeziehungen war, stehen Fotografien, die aus den privaten Archiven der Familien Black, Naguschewski, Angrik, Dombrowski, Heidrich, Poek und Kochanek kommen. Die Ausstellungstafeln wurden mit ausführlichen Erläuterungen sowohl in deutscher als auch in polnischer Sprache versehen, die den Betrachtern ausgewählte Familiengeschichten näherbringen. 

Die zweisprachige Bereitstellung der Textinhalte verhalf dazu, dass die Ausstellungseröffnung auf großen Widerhall stieß. Wie Meindl bei der Eröffnungsrede unterstrich, erschienen zuweilen Bilder von unbekannten Familienmitgliedern nicht so interessant zu sein. Man schaue sich lieber Fotos von eigenen Verwandten an, aber bei genauerer Betrachtung von Abbildungen fremder Personen stelle sich heraus, dass die Fotos viel über die Zeitperiode verrieten, in der sie entstanden seien. Man müsse nur lernen, sie sich entsprechend anzusehen, denn nicht nur die Menschen im Vordergrund, sondern auch die Hintergründe der Bilder, also die verewigte Umgebung, könnten viel über die Geschichte der Stadt, der Region oder sogar Europas erzählen.

Es lässt sich nicht bestreiten, dass die dargestellte Zusammenstellung von Familienfotografien Einblicke darin gibt, wie sich die Stadt Allenstein im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Ein Beispiel dafür ist eine Abbildung des im Jahr 1902 in der Wilhelmstraße errichteten Gebäudes, das dem angesehenen Allensteiner Bürger  Xaver von Naguschewski gehörte und bis heute besteht. Ein anderes Foto aus der Sammlung der Familie Naguschewski belegt, dass dort, wo sich jetzt der Zentrale Park mit vielen Grünflächen befindet, damals ein großer Garten und Acker war. Man erfährt dabei, dass Naguschewski, indem er 1912 viele Bäume pflanzte, eine Oase mitten in der Stadt anlegte, die nach 1945 weiterhin ein Rückzugsort war, wo sich Deutsche unbehelligt treffen konnten. 

Viele der ausgestellten Fotos halten die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wach, es werden beispielsweise die Brüder Naguschewski in Soldatenuniformen gezeigt. Anhand der auf einer Fotografie festgehaltenen Leichenumbettung auf den Soldatenfriedhof in Bartossen bei Lyck erinnert man sich auch an die Schrecken des Krieges, an dessen Opfer sowie an deutsche Soldaten, die in den Kämpfen fielen und in Massengräbern oder auch nur notdürftig am Straßenrand bestattet wurden. Zum Glück konnten die wiedergefundenen, exhumierten sterblichen Überreste der im Ersten und Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet Ostpreußens gefallenen Soldaten auf dem deutschen Ehrenfriedhof in Bartossen ihre letzte Ruhestätte finden. 

Zu betonen ist, dass die Ausstellung indirekt vermittelt, wie die Großmächte USA, England und Sowjetunion am Kriegsende aufgrund der in Jalta und Potsdam gefassten Beschlüsse die Schick-sale vieler Familien mitbestimmten. In diesen Familiengeschichten spiegeln sich die große Weltgeschichte und deren Auswirkungen auf das Leben von Bewohnern Ostpreußens wider. Für viele Deutsche bedeuteten die politischen Entscheidungen der Alliierten, dass sie von einem Tag auf den anderen Bürger Polens wurden. Zwar flohen viele von ihnen in die Bundesrepublik oder in die DDR, manche, wie Apotheker Eugen Heidrich, wurden mit dem Einmarsch der Roten Armee erschossen, andere verschleppte man nach Sibirien, aber diejenigen, die in ihrer ostpreußischen Heimat verblieben, waren gezwungen, sich mit den neuen Umständen zurechtzufinden. 

Die Fotodokumentation beweist auch, dass Deutsche in der Nachkriegszeit mit Polen, die wegen der Grenzverschiebungen oft aus östlichen Gebieten nach Ostpreußen zogen, meistens gut auskamen und friedlich miteinander lebten. Die Kinder aus deutschen und polnischen Familien besuchten dieselben Schulen, nahmen an denselben Ferienlagern teil, verbrachten gemeinsam ihre Freizeit, wuchsen zusammen auf, um letztendlich, abgesehen von ihrer  Herkunft, eine Ehe zu schließen. 

Infolge der Verbesserung der politischen Beziehungen zwischen den Nachbarstaaten konnten in Polen die Organisationsstrukturen der Deutschen Minderheit aufgebaut werden. Ein Beleg dafür ist eine Fotografie, die Walter Angrik, den Gründervater der Allensteiner Gesellschaft Deutscher Minderheit, bei der Eröffnung des alten Sitzes der Organisation im Jahre 1991 zeigt.