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08.03.19 / Copernicus’ Katze / Haar im Buch beweist: Der Astronom war ein Tierfreund

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-19 vom 08. März 2019

Copernicus’ Katze
Haar im Buch beweist: Der Astronom war ein Tierfreund
Erik Lommatzsch

Reist man heute nach Frauenburg und mag Nicolaus Copernicus durch einen Besuch seines Grabes ehren, so kann man sicher sein, auch wirklich vor den Überresten des großen Astronomen zu stehen. Das war nicht immer so. 

Mit seinem Namen verbindet sich der Begriff der „Copernicanischen Wende“ oder sogar „Revolution“. Das erst in seinem Todesjahr 1543 gedruckte Werk „De revolutionibus orbis coelestium“ markiert den Übergang vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild. In Frauenburg wurde er Domherr, er praktizierte auch als Arzt. Der gebürtige Thorner starb im Alter von 70 Jahren. Prominent bestattet wurde er nicht. Zwar gab es ein Epitaph im Dom, aber wo ge­nau er begraben lag, war lange un­bekannt. Bereits Napoleon ließ nach dem Grab suchen – erfolglos.

Nach der letzten Jahrtausendwende machten sich polnische Archäologen ans Werk, ein An­haltspunkt waren die verschiedenen Altäre im Dom. In Frauenburg gibt es davon zwölf, es hieß, dass Copernicus bei dem Altar hätte beigesetzt werden müssen, für den er als Kanoniker „zuständig“ gewesen war. Ein Skelett entsprechenden Alters wurde gefunden, mit einem kieferlosen Schädel. An dieser Stelle kam der Archäologe Jerzy Gassowski nicht weiter. 

Um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, musste der Zoologe und Genetiker Wieslaw Bogdanowicz zu Rate gezogen werden. Zunächst galt es festzustellen, ob alle Teile des Skeletts wirklich zusammengehörten – was beim Fund des Skeletts des Renais­sance-Dichters Petrarca einst nicht der Fall gewesen war. 

Das Frauenburger Skelett hingegen gehörte eindeutig zu einer Person. Wie konnte man aber nun sicher sein, dass es sich wirklich um Copernicus handelte? Der Schädel half nicht weiter. Bei Petrarca war bekannt, dass er als Kind durch einen Eseltritt verletzt worden war, was bei der Identifikation half. Von Copernicus gab es allerdings nicht einmal ein zu Lebzeiten entstandenes Porträt.

Hier war wieder der Genetiker gefragt, der allerdings Vergleichs­material braucht. 2007 etwa konnte durch eine solche Studie festgestellt werden, dass die Za­rentochter Anastasia, entgegen einer langjährigen Legende, 1918 gemeinsam mit ihrer Familie ermordet und nur etwas abseits bestattet worden war. 

Im Fall von Copernicus waren jedoch weder Nachkommen noch Überreste verstorbener Angehöriger ausfindig zu machen. Der Zufall half. Die Schweden hatten bei einer ihrer Invasionen im 

17. Jahrhundert auch eine Bibliothek mitgehen lassen. In Uppsala  fand sich ein Buch, welches durch handschriftliche Einträge dem Besitz des Copernicus zuzuordnen war. In diesem Buch wiederum stieß man auf neun Haare – und damit genug Erbgut, um die Übereinstimmung mit dem Skelett feststellen zu können. Im Mai 2010 wurde Copernicus dann, unter großem Aufwand, abermalig und endgültig in Frauenburg beigesetzt. In besagtem Buch fand sich übrigens auch das Haar einer Katze. Ob der Astronom Liebhaber von launischen Haustieren war?