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08.03.19 / »König« von Rheinsberg / Ein Kater ist die große Attraktion in dem Brandenburger Schloss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-19 vom 08. März 2019

»König« von Rheinsberg
Ein Kater ist die große Attraktion in dem Brandenburger Schloss
Bettina Müller

Besucher, die in das brandenburgische Städtchen Rheinsberg in der Meinung reisen, dort würde Friedrich der Große gefolgt von Kurt Tucholsky das Zepter in der Hand halten, die irren. Spätestens nach der Schlossbesichtigung beim traditionellen Lustwandeln durch den fürstlichen Park am Grienericksee weiß man, dass dem nicht so ist.

Irgendwann kommt er einem nonchalant entgegengestromert: ein stattlicher Kater mit rötlichem Fell, der sich den Besuchern freundlich von seiner Schokoladenseite zeigt. Hunden gegenüber verhält er sich eher stoisch, Kinder aber mag er sehr. Das Reich des Katers ist recht groß, er hat auf seinen täglichen Kontrollgängen viel zu tun.

Sein Besitzer, ein örtlicher Arzt, erwählte die Mischung aus amerikanischer und norwegischer Waldkatze einst aus mehreren Tieren, weil sie so hochmütig drein schaute und sich durch vornehme Zurückhaltung ohne Gefallsucht auszeichnete. Das Verhalten des Tieres imponierte dem Mann, „das ist besonders“, dachte er sich, und Katzi, wie das Tier zunächst noch hieß, durfte beim Arzt und seiner Familie in unmittelbarer Nähe des Schlosses einziehen. 

Doch dem tierischen Freigeist wurde seine neue Behausung schnell zu klein, das Abenteuer lockte und Katzi zog es immer häufiger nach draußen. Er sah das Schloss, der Park erschien ihm wie ein einziger Traum, überall gab es so viel zu entdecken, und dann die gute Luft, das hält jung. Und so übernahm Katzi kurzerhand das Regiment im Rheinsberger Park, legte sich einen royalen Namen zu („Sheldon Schlosskatzi“) und wurde zum Liebling der Besucher, aber auch von Facebook, wo der Kater mittlerweile eine Fangemeinde von nahezu 6300 Freunden hat, die voller Spannung seine Abenteuer verfolgen und auf neue Fotos hoffen, welche die Fans von dem fotogenen Tier hochladen. 

Bei Regen braucht man den eingefleischten Junggesellen eher nicht im Park zu suchen, nasses Fell mag er nicht. Gute Chancen, ihn zu treffen, haben die Touristen vor allem im Sommer bei den Freiluftkonzerten im Schlosshof, denn Sheldon ist kultiviert und mag klassische Musik, und natürlich geht er auch gerne mal ins Kurt-Tucholsky-Museum. 

Als eine Art unkonventioneller „Rheinsberg-Botschafter“ für die Tourismus-Branche weiß er, was sich gehört. Und seit Tucholsky einst 1924 in „Die Katz“ eine Königsberger Katze („Kenn Se Keenichsbarch? Das is ’ne Stadt – wissen Se“) hatte sprechen lassen, gehört dieser zu Sheldons Lieblingsautoren.


Sheldons bravouröser Einsatz für seine Stadt hat sich gelohnt: Die touristische Internetseite von Rheinsberg führt ihn mittlerweile unter der Rubrik „Persönlichkeiten“: www.rheinsberg.de/persoenlichkeiten-rheinsberg.html