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15.03.19 / Industrie in der Metropole / Der neue Trend in der Wirtschaft hat viele Gründe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-19 vom 15. März 2019

Industrie in der Metropole
Der neue Trend in der Wirtschaft hat viele Gründe

Mit der fortschreitenden Globalisierung der Wirtschaft schien es so, als würde sich die verarbeitende Industrie aus den deutschen Großstädten verabschieden. Für eine Verlagerung nach Osteuropa oder China sprechen oftmals die niedrigeren Lohnkosten. Innerhalb Deutschlands zahlt sich eine Industrieansiedlung auf der „Grünen Wiese“ oftmals durch günstige Grund-

stückspreise und Anreize der regionalen Wirtschaftsförderung aus. Wirtschaftswissenschaftler haben allerdings in den letzten Jahren auch Anzeichen für eine Reindustrialisierung großer Städte in Deutschland festgestellt. Bereits im letzten Jahr legten zum Beispiel Martin Gornig, Honorarprofessor an der TU Berlin und Forschungsdirektor Industriepolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Axel Werwatz von der TU Berlin, eine Untersuchung vor. Festgestellt hatten die Forscher, dass im Zeitraum von 2012 bis 2016 die Zahl von Firmengründungen im verarbeitenden Gewerbe in den großen Metropolen Deutschlands deutlich höher lag als im Rest des Landes. Besonders deutlich war diese Entwicklung am Beispiel Berlins erkennbar. Nach Angaben Gornigs gab es in der deutschen Hauptstadt zwischen 2012 und 2016 jedes Jahr mehr als 250 Gründungen im Bereich des verarbeitenden Gewerbes. 

Zum Teil ist diese Entwicklung auf einen Wandel in der Industrie und neue Fertigungstechniken zurückzuführen. Viele der in den letzten Jahren entstandenen Unternehmen sind auf digitale Technologien ausgerichtet und haben einen weit geringeren Flächenbedarf als ihn bislang die klassischen Industriebetriebe hatten. Damit können sich diese Unternehmen einen Standort in einer Millionenmetropole leisten. Obendrein profitieren die Firmen dann von der räumlichen Nähe zu Kunden, aber auch zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Als weiterer Faktor kommt das immense Reservoir an Fachkräften in den großen Metropolen hinzu. Eine Umfrage der EU-Statistikbehörde Eurostat spricht zudem dafür, dass gründungswillige Universitätsabsolventen ihre eigene Firma gern an ihrem alten Studienort aufbauen. Insgesamt gleicht der Andrang der innovativen Firmen nach Berlin offenbar den Weggang von Verarbeitungsbetrieben mit großem Flächenbedarf mehr als aus. Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, dass die deutsche Hauptstadt nach München ihren Rang als zweitgrößte Industriestadt Deutschlands behaupten konnte. Forscher bescheinigen der Stadt sogar das langfristige Potenzial, wieder ganz an die Spitze zu rücken. Ein Pluspunkt Berlins ist, dass die Industrie hier breiter aufgestellt ist als in der bayrischen Metropole.N.H.