20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
15.03.19 / Wer mag Reiche? / Vergleichende Studie in vier westlichen Industrienationen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-19 vom 15. März 2019

Wer mag Reiche?
Vergleichende Studie in vier westlichen Industrienationen
Peter Entinger

Zumindest die Deutschen, aber auch andere westliche Völker mögen ihre Reichen nicht. Diesen Schluss lässt eine kürzlich veröffentliche vergleichende Studie des FDP-nahen Soziologen, Historikers, Unternehmers, Immobilienexperten und Autors mehrerer Bücher über den Kapitalismus, Rainer Zitelmann, zu. Der Studie zufolge halten nämlich 62 Prozent der Bundesbürger Reiche für egoistisch, 56 Prozent für materialistisch und 50 Prozent für rück­sichtslos. 

55 Prozent glauben, dass die Beziehungen der Eltern entscheidend dafür seien, ob jemand reich wird. Kein anderer Grund für Reichtum wurde so häufig genannt. 41 Prozent meinen, dass die meisten Reichen schlicht durch eine Erbschaft und nicht durch eigenen Verdienst zu ihrem Vermögen gekommen seien. 47 Prozent erklärten, dass Reiche erfolgreich seien, weil sie mehr riskiert hätten als andere. 43 Prozent sehen in den jeweiligen Geschäftsideen und Talenten die Ursache für den Reichtum.

Die Befragungen wurden von den Instituten Allensbach und Ipsos Mori in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten durchgeführt. In jedem Land wurden dafür 1000 Personen befragt. Als Maßstab für Reichtum wurde ein Vermögen von mindestens einer Million Euro beziehungsweise Britischen Pfund oder US-Dollar ohne Einbeziehung von Wohneigentum genommen. Den Befragten wurden 15 Fragen mit Dutzenden Unterpunkten zu ihrer Einstellung zu Wohlhabenden gestellt. 

„Anhand von mehreren Fragen haben wir eine Skala gebildet, die zeigt, wie stark Menschen Sozialneid empfinden“, erklärte Allensbach-Sprecher Thomas Petersen. Basierend auf Ergebnissen der wissenschaftlichen Neidforschung wurde Neid definiert als Haltung, die auf eine Schlechterstellung des Beneideten zielt, auch wenn der Neider dadurch selbst keine Vorteile hat.

In Deutschland stimmte die Hälfte der Befragten der Aussage zu, dass nach immer mehr Macht strebende sogenannte Superreiche schuld an vielen Problemen der Welt seien, „an Finanzkrisen oder humanitären Krisen“. Das war ein etwa doppelt so hoher Anteil wie in Großbritannien und den USA. In Frankreich waren 33 Prozent der Befragten dieser Ansicht. Trotzdem sei mit 34 Prozent die Gruppe der Befragten, die einen ausgeprägten Sozialneid gegen Reiche empfindet in Frankreich am größten, dicht gefolgt von Deutschland mit 33 Prozent. In den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich sind es 20 beziehungsweise 18 Prozent. Generell sei in den angelsächsischen Ländern die Sicht auf die Reichen deutlich positiver als in Frankreich und Deutschland, heißt es in der Analyse Zitelmanns. 

Das überrascht nicht wirklich. Interessanter ist schon, dass in Deutschland die Jüngeren ein positiveres Bild von den Reichen haben als die Älteren, während es in den Vereinigten Staaten umgekehrt ist. Beispielweise stimmten dem Satz, Reiche seien „gut im Geldverdienen, aber in der Regel keine anständigen Menschen“, lediglich 15 Prozent der über 60-jährigen US-Amerikaner zu, aber immerhin vier Zehntel der unter 30-Jährigen.