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22.03.19 / Verstrahltes Land / Die 5G-Mobilfunktechnologie wird als Heilsbringer gepriesen – Gesundheitsrisiken werden ausgeblendet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-19 vom 22. März 2019

Verstrahltes Land
Die 5G-Mobilfunktechnologie wird als Heilsbringer gepriesen – Gesundheitsrisiken werden ausgeblendet
D. Jestrzemski

Am Ausbau des 5G-Funknetzes verdient die Bundesregierung kräftig mit. Den Preis zahlen die Bürger durch mögliche Gesundheitsschäden.

Am 19. März fand in Mainz die erste Lizenzversteigerung der Bundesnetzagentur für das 5G-Mobilfunknetz statt. Versteigert wurden Frequenzen in den Bereichen 2 Gigahertz (GHz) und 3,4 GHz bis 3,7 GHz. 5G steht für die fünfte Generation der Telekommunikation. Der schnellere Mobilfunkstandard ist zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Industrie. Die noch bestehenden Funklöcher wird er nicht schließen können. Auffällig war, dass die Politik es vorgezogen hat, sich an der seit Monaten schwelenden gesellschaftlichen Debatte über mögliche Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt durch 5G nicht zu beteiligen.

Auch den sogenannten Leitmedien war dieser Aspekt offenbar zu heiß. Am 12. Januar wurde die überfällige öffentliche Diskussion über mögliche gesundheitliche Risiken durch 5G im „Berliner Tagesspiegel“ angestoßen. Symptomatisch für den Umgang der Politik mit dem Thema ist die Aussage des Kabinettschefs des EU-Gesundheitskommissars Vytenis Andriukaitis, der erklärte, „die Anwendung des Vorsorgeprinzips“ auf die Mobilfunktechnologie sei „eine zu drastische Maßnahme“.

Dabei war die Versteigerung erst der Anfang. Der kommende Mobilfunkstandard soll auch Mikrowellen im Millimeterbereich nutzen. Für den Hochfrequenzbereich von 26 GHz wird bereits ein Antragsverfahren erarbeitet. Später sollen Frequenzen bis zu 60 GHz hinzukommen.

Hochfrequenzwellen im Millimeterbereich haben eine geringere Reichweite, daher müssten neue Antennen für jeweils sieben bis acht Häuser in der Nähe jedes Turms installiert werden. Prognosen belaufen sich auf bis zu 750000 Standorte. In der Folge würde sich die jetzt schon erhebliche Hintergrundstrahlung vor allem für Personen in dicht besiedelten Stadtgebieten nochmals stark erhöhen. 

Im Internet kursieren Petitionen, in denen ein Moratorium beim Ausbau von 5G gefordert wird. Die Unterzeichner verweisen auf Studien mit beunruhigenden Ergebnissen. 5G-Strahlung im Millimeterbereich koppelt sich über die Haut in den Organismus ein und verursacht nachweislich Zellstress. Das sei der Boden für Entstehung und Verstärkung aller Krankheiten von Herz-Kreislaufstörungen bis zu Krebs, warnt etwa der renommierte Schweizer Mobilfunkexperte Niels Kuster. 

Auch Mediziner des „Ärztearbeitskreises digitale Medien Stuttgart“ fordern in einem offenen Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer einen Ausbaustopp. Auf Nachfrage der PAZ räumte ein Mitarbeiter des Ministeriums ein, dass noch Forschungsbedarf bestehe, besonders für den Bereich ab 26 Gigahertz.

Der Aufbau von 5G würde jedoch stattfinden, die Grenzwerte würden eingehalten. Doch die Grenzwerte beziehen sich nur auf die Wärmewirkung von Hochfrequenzstrahlen, nicht aber auf deren nichtthermischen Effekte in lebenden Zellen, erläutert Franz Adlkofer, der von 2000 bis 2004 ein EU-Forschungsprojekt leitete, das sich mit der biologischen Wirkung elektromagnetischer Felder befasste. Außerdem seien die Grenzwerte im Sinne der Industrie zu hoch angesetzt. Adlkofer und der Biologe Ulrich von Weizsäcker unterzeichneten mit mehr als 400 Wissenschaftlern und Ärzten einen Appell für ein Moratorium beim Ausbau von 5G an die UN, die Weltgesundheitsorganisation und führende Politiker in aller Welt. Sie sind besorgt wegen der „dramatischen, sich überstürzenden Entwicklung“.

Nicht zuletzt im Hinblick auf Kinder und kleine Lebewesen wie Insekten müssten industrieunabhängige Forschungen zunächst den Nachweis erbringen, dass durch die Implementierung von 5G keine irreversiblen negativen Konsequenzen für lebende Organismen entstehen. Eine Antwort ist ausgeblieben. 

Für die Bundesregierung war die Versteigerung erneut ein Mil­liardengeschäft, für die Mobilfunkindustrie soll es das erst noch werden. Mit einem voluminösen PR-Aufgebot werben die Anbieter bei ihren Privatkunden für Anwendungen wie sekundenschnelles Streaming von Videos. 

Relevant sind die enorm kurzen Reaktionszeiten von 5G jedoch nur für die Industrie. Den Autobauern soll es eine Datenübertragung in Echtzeit ermöglichen. Benötigt werden daher eigentlich nur eigene 5G-Netze für große Firmen. Dennoch, nach dem Willen von Politik und Industrie soll Deutschland mit an der Spitze stehen im globalen Konkurrenzkampf bei den Schlüsseltechnologien. 

Die 5G-Befürworter wollen die Vernetzung der Verkehrsangebote vor allem in Großstädten durchsetzen. Dazu gehören das autonome Fahren mit autonomem Navigieren, autonome S-Bahnen und Busse und auch die Erfassung aller Verkehrsteilnehmer zur Lenkung der Bewegungsströme. Millionen Geräte sollen durch Smart Home und hunderttausende autonome Autos über WLAN und 5G vernetzt werden. 

Ausgeblendet wird, dass der Energieverbrauch durch den Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur explodieren wird. Immer mehr Menschen stellen sich allerdings die Frage, welchen Preis sie am Ende für Smart City werden zahlen müssen. Er könnte sehr hoch sein.