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22.03.19 / Das Boeing-Desaster / US-Flugzeughersteller nach zwei Abstürzen in Folge unter Druck

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-19 vom 22. März 2019

Das Boeing-Desaster
US-Flugzeughersteller nach zwei Abstürzen in Folge unter Druck
Peter Entinger

Seit mehr als 50 Jahren stellt der US-Flugzeugbauer Boeing die 737 her. Besonders für Mittelstrecken ist die Maschine besonders beliebt, Millionen von Deutschen fliegen mit ihr in Urlaub. In der vergangenen Woche meldeten mehrere Fluggesellschaften, zu deren Flotte die neue Boeing 737 Max 8 gehört, dass sie ihre Jets am Boden lassen. Offiziell war stets von einer Vorsichtsmaßnahme die Rede. Es ist aber nicht das erste Mal, dass Boeing Probleme mit einem neuen Modell hat.

Innerhalb von wenigen Monaten sind zwei Maschinen des gleichen Typs abgestürzt. Am 10. März war eine fast fabrikneue Maschine der Fluglinie Ethiopian Airlines nur wenige Minuten nach dem Start nahe der Hauptstadt Äthiopiens, Addis Abeba, verunglückt. Ende Oktober war eine Lion-Air-Maschine in Indonesien abgestürzt, ebenfalls kurz nach dem Start. Bereits damals wurden Probleme mit dem Autopiloten als mögliche Ursache ausgemacht. Insgesamt kamen dabei 346 Menschen ums Leben. 

Die Sperre des deutschen Luftraums für das Boeing-Modell gilt vorläufig für drei Monate. Bis einschließlich 12. Juni dürfe kein Flugzeug des Typs Boeing 737 Max 8 und Max 9 über der Bundesrepublik fliegen, erklärte die Deutsche Flugsicherung.

Die Auswirkungen sind erst einmal gering. Der weltgrößte Reisekonzern TUI legt infolge des Flugverbots in Großbritannien seine 15 Flugzeuge vom Typ Boeing 737 Max 8 vorübergehend still. Der Konzern will den Ausfall dieser Boeing-8-Flotte auch durch das Fremdchartern von Flugzeugen kompensieren. „Für Deutschland ist das Thema ja bisher nicht relevant, weil wir hier noch keine Maschinen dieses Typs haben. In anderen Ländern gibt es jedoch schon Maschinen. Dort wurden jedoch heute schon alle Flüge über Ersatzkapazitäten bereitgestellt und Flugzeuge dazu ge­least“, sagte TUIfly-Sprecher Aage Dünhaupt gegenüber dem Reiseportal „Travelbook“.

Für den US-Konzern Boeing, bisher der weltweit größte Herstelle von Militär- und Personenflugzeugen, ist die Angelegenheit eine Katastrophe. Alle Flugzeuge des Typs 737 haben zusammen in den vergangenen 50 Jahren mehr als 20 Milliarden Passagieren transportiert. 

Die von Boeing beim Modell 737 Max eingeführte MCAS-Software (Maneuvering Characteristics Augmentation System) soll einen Strömungsabriss bei einem zu hohen Anstellwinkel des Flügels verhindern. Es galt als Weltneuheit, die das Fliegen noch effizienter machen sollte. 

Doch wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ auf seiner Online-Seite kürzlich unter Berufung auf US-Medien berichtete, hätten mehrere Piloten übereinstimmend erklärt, dass sich die Nase der Boeing 737 Max kurz nach dem Start überraschend gesenkt habe – nur wenige Sekunden nachdem sie den Autopiloten eingeschaltet hätten. Sicherheitsexperten nehmen die Ähnlichkeit der beiden jüngsten Abstürze besorgt zur Kenntnis – warnen aber davor, schnell zu viele Parallelen zwischen den beiden Unfällen zu ziehen. 

Der US-Flugzeughersteller Boeing selbst gab bisher keine Stellungnahme zu der möglichen Ursache ab. Das Unternehmen twitterte, es sei „zutiefst traurig, vom Tod der Passagiere und der Besatzung zu erfahren“.