25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.03.19 / US-Energiebolzen singt Deutsch / Simply the Best – »Tina – Das Tina Turner Musical« bereichert Hamburgs Theaterszene

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-19 vom 22. März 2019

US-Energiebolzen singt Deutsch
Simply the Best – »Tina – Das Tina Turner Musical« bereichert Hamburgs Theaterszene
Andreas Guballa

Lange Löwenmähne, unbändige Energie und eine un­verwechselbare rockig-soulige Gänsehaut-Stimme – das ist Tina Turner. Die Rock-Königin gehört mit über 200 Millionen verkauften Tonträgern und zwölf „Grammy“-Auszeichnungen zu den größten Stars aller Zeiten. Ihre Lebensgeschichte ist jetzt als Musical im Operettenhaus am Spielbudenplatz an der Hamburger Reeperbahn zu sehen. 

Das Stück „Tina“ zeigt in schnellen Schnitten ihre An­fänge in Tennessee, wo sie als Anna Mae Bullock aufwächst, im Kirchenchor singt und unter der Trennung ihrer Eltern leidet. Und es verfolgt die ersten Erfolge als junge Frau mit Hits wie „A Fool in Love“, „Proud Mary“ und „Nutbush City Limits“, die sie mit Ike Turner sang. Der Sänger, den sie 1962 geheiratet hatte, förderte sie nicht nur, sondern nutzte sie aus  und misshandelte sie. Danach ist der Weltstar zu sehen, der mit 45 Jahren in den 1980er Jahren eine Solokarriere startete. 

Dieses pralle Leben und die Ge­schichte einer Frau, die Grenzen zwischen Kulturen überwand und gegen Vorbehalte ankämpfte, verdichteten Regisseurin Phyllida Lloyd („Mamma Mia – der Film“) und Autorin Katori Hall in enger Abstimmung mit Tina Turner mit viel Empathie in drei Stunden für die Musicalbühne. 

Die Inszenierung probiert dabei auch den schwierigen Spagat, in einem Unterhaltungsformat den Schattenseiten von Turners Le­ben gerecht zu werden. Vorangetrieben wird die Handlung durch die großen Welthits, die mit ihrer Lebensgeschichte verknüpft werden und zum Teil auf Deutsch übersetzt wurden, damit die Zuschauer nicht allzu sehr aus der Handlung gerissen werden.

Was im ersten Akt noch gut funktioniert, entpuppt sich im zweiten Akt schon mal als peinlich, wenn aus „I Can’t Stand The Rain“ ein „Regen fällt wie Blei“ oder aus „We Don’t Need Another Hero“ ein „Wir woll’n keinen neuen Helden“ wird. Verwunderlich ist, dass Tina Turner und ihr deutscher Ehemann Erwin Bach dem zugestimmt haben. 

Dass dieser Kraftakt trotzdem gelingt, ist Hauptdarstellerin Kristina Love zu verdanken. Es gibt keine Szene, in der sie nicht auf der Bühne steht, sich durch die verschiedensten Genres singt und tanzt, vom ernsten Dialog auf Konzertstimmung umschaltet und dabei die Körperspannung einer Tina Turner annimmt. Sie scheint mit ihrer Figur eins zu werden. Bewundernswert ist zudem, wie die 29-Jährige es schafft, ihrer Figur emotionale Tiefe zu geben. Überzeugend spielt sie die Entwicklung Tina Turners vom willigen Opfer bis zur selbstbewussten Frau – und interpretiert deren Lieder mit ihrer Wahnsinnsstimme auf ihre eigene Art. 

Alle anderen Darsteller fallen deutlich ab. Mandela Wee Wee hat es als Ike Turner schwer, gegen diesen Energiebolzen anzukommen. Die Härte von Tinas Mutter Zelma, noch auf dem To­tenbett, bringt Adisat Semenitsch gut auf den Punkt. Nikolas Heiber spielt mit Witz den Manager Roger Davies, der ab 1980 Tina Turners Weg an die Spitze bahnt. 

Fazit: „Tina – Das Tina Turner Musical“ hat alles, was eine gute Show braucht – eine dramatische Handlung, Lieder, die jeder kennt, und mit Kristina Love eine Hauptdarstellerin, welche die Turner glaubhaft in all ihren Facetten verkörpert. Das Stück ist momentan „simply the best“, was Hamburg auf der Musicalbühne zu bieten hat.


Karten von 59,90 bis 135,90 Euro unter der kostenpflichtigen Hot­line 01805-4444. Weitere Infos: www.stage-entertainment.de