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22.03.19 / Der Fünf-Sterne-General im Weißen Haus / Trotz seiner deutschen Wurzeln entwickelte Dwight D. Eisenhower ein gespaltenes Verhältnis zu Deutschland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-19 vom 22. März 2019

Der Fünf-Sterne-General im Weißen Haus
Trotz seiner deutschen Wurzeln entwickelte Dwight D. Eisenhower ein gespaltenes Verhältnis zu Deutschland
Dirk Pelster

Nur fünf Männern haben die Vereinigten Staaten bislang den Rang eines General of the Army (Fünf-Sterne-Generals) verliehen. Einer von ihnen war der spätere US-Präsident Dwight David Eisenhower. In Erinnerung ist der vor 50 Jahren verstorbene Offizier mit den strahlend blauen Augen seinen Landsleuten daher auch eher als Soldat denn als Politiker. 

Am 14. Oktober des Jahres 1890 soll der 34. Präsident der Verei­nig­ten Staaten in der nordtexanischen Stadt Denison das Licht der Welt erblickt haben. Doch – ähnlich wie zuletzt bei Barack Obama – wurden die genauen Umstände der Geburt später vereinzelt in Zweifel gezogen. Nach der US-Verfassung muss der Inhaber des höchsten Amtes in den Vereinigten Staaten nämlich ein „natural born citizen“, also ein in den USA geborener Staatsbürger, sein. Eine Geburtsurkunde für Eisenhower lag in der zuständigen Gemeineverwaltung im texanischen Sherman jedoch zunächst nicht vor. Die Ausstellung dieses Dokuments ließ er erst als Präsidentschaftskandidat durch eine New Yorker Anwaltskanzlei betreiben. 

Eisenhowers Eltern waren beide deutschstämmig. Der ursprünglich deutsche Familienname Eisenhauer war bereits länger in die anglisierte Form Eisenhower überführt worden. Seine Freunde und Mitschüler machten sich jedoch nicht die Mühe, ihn bei seinem vollständigen Nachnamen zu rufen. Wie schon seine Brüder, wurde er nur kurz „Ike“ genannt. Dieser Spitzname sollte ihn sein Leben lang begleiten. 

Da der Familie das Geld für eine reguläre Hochschulausbildung fehlte, bewarb Eisenhower sich 1911 bei der altehrwürdigen Militärakademie in West Point. Den Ersten Weltkrieg verbrachte er in den Vereinigten Staaten, wo er am Aufbau der neuen Panzertruppe mitwirkte. Schnell stieg er in der militärischen Rangordnung auf, doch das Ende des Krieges bremste den weiteren Aufstieg des jungen Offiziers. Während seiner weiteren Laufbahn übte er verschiedene Tätigkeiten aus, die überwiegend beraterischen oder planerischen Charakter hatten. 

In den frühen 30er Jahren absolvierte er das von Bernard Baruch zur besseren Vernetzung von Wirtschaft und Militär gegründete Army Industrial College, an dem er auch eine Zeitlang arbeitete. Durch seinen Kontakt zu Baruch legte Eisenhower den Grundstein für seine weitere Karriere, denn der einflussreiche Finanzinvestor war bis in höchste US-amerikanische und britische Regierungskreise bestens vernetzt. Auch nach seiner Wahl zum Präsidenten traf er sich mit Premierminister Winston Churchill in Baruchs New Yorker Wohnung zu vertraulichen Gesprächen. 

Obwohl Eisenhower zuvor nie ein Truppenkommando inne hatte, wurde er nach dem Kriegseintritt der USA 1942 überraschend zum US-amerikanischen Oberbefehlshaber für Europa ernannt. Den Krieg führte er überwiegend vom Schreibtisch aus, und er hielt nur unzureichenden Kontakt zu seinen Kommandeuren, was ihm harsche Kritik einbrachte. 

Während des Verlaufes der militärischen Auseinandersetzung veränderte sich seine Haltung zum Land seiner Vorfahren. In zahlreichen überlieferten Schriftstücken und Gesprächen machte er aus seinem Hass gegen die Deutschen keinen Hehl. Mehrfach gab er an, möglichst viele von ihnen töten zu wollen. Eine besondere Stärke erreichte seine Aversion gegen den Kriegsgegner, als er nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 feststellen musste, dass das nationalsozialistische Regime nach wie vor großen Rückhalt in der Bevölkerung hatte. 

Viele Deutsche mussten diesen Hass mit dem Leben bezahlen. Nicht nur während der zahlreichen Terrorangriffe alliierter Flugzeuge auf deutsche Städte, auch nach dem Krieg ging das Sterben weiter. Völkerrechtswidrig ließ Eisenhower für nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 in  Gefangenschaft geratene deutsche Soldaten den Status der „Disarmed Enemy Forces“ (DEF, entwaffnete feindliche Streitkräfte) einführen. Letzteren wurde damit ihr Anspruch auf Behandlung als Kriegsgefangene versagt. Zehntausende starben an Hunger und unzureichender medizinischer Hilfe, obwohl genügend Versorgungsgüter bereitstanden. Zudem war Eisenhower ein Verfechter des für die US-amerikanischen Truppen in Deutschland geltenden Fraternisierungsverbotes. Den GI war es untersagt, selbst mit deutschen Kindern zu sprechen. Als er in seiner späteren Funktion als Oberbefehlshaber der NATO gegenüber Bundeskanzler Konrad Adenauer eine Ehrenerklärung für die Soldaten der Wehrmacht abgab, tat er dies ebenfalls nur mit Widerwillen und aus dem politischen Kalkül, dem von seinem Land geführten Bündnis einen eigenen Truppenbeitrag der Bundesrepublik zu ermöglichen.

Hingegen gänzlich unkritisch war seine Einstellung zunächst gegenüber der Sowjetunion. Entgegen dem Rat seiner Offiziere ließ er 1945 den weiteren Vormarsch an der Elbe stoppen, um Josef Stalin den Triumph der Eroberung Berlins zu überlassen. Den Vorschlag von Wehrmachtgeneral Alfred Jodl, nur gegenüber den Westalliierten zu kapitulieren, wies Eisenhower zurück und drohte den Deutschen die Wiederaufnahme des Bombenkrieges an. Nach dem Ende der Kampfhandlungen lieferte er die russischen Kriegsgefangenen in Deutschland an die Sowjetunion aus. Viele von ihnen entzogen sich der erzwungenen Rückkehr in die rote Diktatur durch den Freitod. 

Sein Verhältnis zu dem einstigen Verbündeten änderte sich erst mit dem einsetzenden Kalten Krieg, der auch seine gesamte, von 1953 bis 1961 dauernde Präsidentschaft prägen sollte. Zunächst bemühte sich der siegreiche Kandidat der Republikaner, den von seinem demokratischen Amtsvorgänger ererbten Koreakrieg unter Kontrolle zu bekommen. Nachdem sich die Containment-Politik Harry S. Trumans zur Eindämmung des kommunistischen Einflusses auf dem internationalen Parkett als unzureichend erwiesen hatte, gingen die USA mit der Rollback-Doktrin unter Eisenhower dazu über, diesen aktiv zurückzudrängen. Angesichts des zwischenzeitlich von der Sowjetunion erreichten Stands an nuklearer Rüstung wurde diese Politik schließlich durch das Prinzip der friedlichen Koexistenz der beiden Supermächte abgelöst. 

Innenpolitisch punktete Eisenhower mit einem umfassenden Straßenbauprogramm. Durch eine moderate Wirtschafts- und Sozialpolitik erlebten die US-Amerikaner ein Jahrzehnt anhaltender Prosperität. In seiner vielbeachteten Abschiedsrede warnte der Präsident hellsichtig vor den Gefahren des Einflusses des militärisch-industriellen Komplexes auf Staat und Gesellschaft der USA, einem unheimlichen Machtgefüge, dem er freilich den größten Teil seines Lebens selbst treu gedient hatte.