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22.03.19 / Blankoscheck für Polen gegen Deutschland / Vor 80 Jahren gab Neville Chamberlain namens seiner und der französischen Regierung im Unterhaus eine Garantieerklärung ab

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-19 vom 22. März 2019

Blankoscheck für Polen gegen Deutschland
Vor 80 Jahren gab Neville Chamberlain namens seiner und der französischen Regierung im Unterhaus eine Garantieerklärung ab
Wolfgang Kaufmann

Vor 80 Jahren gaben Großbritannien und Frankreich eine Garantieerklärung zugunsten Polens ab, um sich der Loyalität dieses Verbündeten zu versichern und Adolf Hitler davon abzuhalten, die fortwährenden polnischen Provokationen mit Krieg zu beantworten. Hierdurch wurde Warschau ermutigt, seinen Konfrontationskurs gegenüber Deutschland zu verschärfen.

Die am 11. November 1918 gegründete Zweite Polnische Republik war das, was man heutzutage einen lupenreinen Schurkenstaat nennen würde. So kündigte Warschau 1934 den Minderheitenschutzvertrag mit den Alliierten, von dessen Unterzeichnung immerhin die Gewährung der staatlichen Unabhängigkeit Polens abgehangen hatte. Ebenso verstieß Polen gegen den Briand-Kellogg-Pakt von 1928 und den polnisch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 25. Juli 1932, indem es der Tschechoslowakei ungeachtet schärfster Warnungen aus Moskau 1938 Teile des Teschener Industriegebietes und des Arwa-Zips-Streifens entriss. Dabei war das nicht der einzige bewaffnete Konflikt, den Warschau gegen seine Nachbarn anzettelte. Man denke nur an die „Aufstände“ und Kriege gegen Deutschland und den Sowjetstaat (1919–1921) sowie Litauen (Herbst 1920) zwecks Vergrößerung des polnischen Territoriums.

Gegenüber dem Dritten Reich zeigte sich die Regierung in Warschau selbst dann noch höchst unversöhnlich, nachdem Hitler und der polnische Marschall Józef Pilsudski Anfang 1934 einen Nichtangriffspakt geschlossen hatten, der zehn Jahre gelten sollte und die friedlich-einvernehmliche Lösung der bestehenden bilateralen Probleme vorsah. Fünf Mal versuchte Deutschland im Anschluss daran, in der Frage der Rückangliederung des autonomen Freistaats Danzig und der Eröffnung exterritorialer Zugangswege ins abgetrennte Ostpreußen eine beide Seiten befriedigende Kompromisslösung zu finden. Zum Beispiel, indem es Polen die formelle Anerkennung seiner Gebietserwerbungen in Oberschlesien, Westpreußen und Pommern sowie die Verlängerung des Hitler-Pilsudski-Paktes bis 1959 anbot. Ausgerechnet Hitler ging sogar so weit, dem polnischen Außenminister Józef Beck im Januar 1939 bei Gesprächen auf dem Obersalzberg zu versichern, das Reich brauche ein starkes Polen im Osten als Bollwerk gegen den Bolschewismus.

Dass Warschau derart unversöhnlich auftreten konnte, lag vor allem an der Unterstützung durch Frankreich, das Deutschland mithilfe einer sogenannten Kleinen Entente einzukreisen versuchte. Bereits am 19. Februar 1921 hatten beide Staaten einen Bündnisvertrag abgeschlossen, in dem sie sich verpflichteten, im Falle von Angriffen durch Dritte gegenseitig militärischen Beistand zu leisten. 

Dahingegen war Großbritannien zunächst nicht bereit, als Schutzmacht des notorischen Unruhestifters Polen zu fungieren. Das änderte sich erst nach dem 16. März 1939, dem Tag, an dem Hitler die „Rest-Tschechei“ in ein Protektorat des Großdeutschen Reiches verwandelte. Nun befürchtete man in London, dass es bald auch zum Griff nach Danzig kommen werde – schließlich hatte sich Warschau ja immer noch keinen Millimeter auf Berlin zubewegt, was das Danzig- und Korridor-Problem betraf. Vielmehr verdoppelte der neue polnische Marschall Edward Rydz-Smigly die Truppenstärke seines Landes durch eine Mobilmachung und entsandte Kampfverbände in Richtung Danzig und Pommerellen, was zumindest dem Geist des deutsch-polnischen Nich­tan­griffs­­paktes von 1934 widersprach. Darin hieß es nämlich: „Unter keinen Umständen werden die Vertragsparteien zum Zweck der Austragung solcher Streitfragen zur Anwendung von Gewalt schreiten.“ Darüber hinaus entgegnete der polnische Botschafter in Berlin, Józef Lipski, am 26. März 1939 auf weitere Verhandlungsvorschläge des deutschen Reichsaußenministers Joachim von Ribbentrop, dass „er die unangenehme Pflicht habe, darauf hinzuweisen, dass jegliche weitere Verfolgung dieser deutschen Pläne, insbesondere soweit sie die Rückkehr Danzigs zum Reich beträfen, den Krieg mit Polen bedeuten“.

Nie zuvor war in den Verhandlungen zum Thema Danzig und Korridor das Wort „Krieg“ gefallen – und nun war der Pole der erste, der es in den Mund nahm und damit einen Tanz auf dem Vulkan eröffnete, der sein Land innerhalb weniger Monate in den Abgrund reißen sollte. Doch damit nicht genug: Während Lipski Deutschland vollmundig mit Krieg drohte, gelang es dem Machiavellisten Beck, in London den Eindruck zu erwecken, dass vielleicht doch eine Einigung mit Hitler möglich sei. Dies löste bei den Briten die Sorge aus, dass Polen plötzlich auf die Seite der Achse wechseln könnte. 

Deshalb gab Premierminister Neville Chamberlain am 31. März 1939 vor dem Londoner Unterhaus namens der britischen und französischen Regierung eilends folgende Erklärung ab: Sollte sich eine Situation ergeben, in der Polen zur militärischen Verteidigung seiner territorialen Unversehrtheit gezwungen sei, würden beide Mächte Polen in jeglicher Hinsicht Beistand leisten. 

Damit erhielt Warschau quasi eine Blankovollmacht, die Provokationen gegenüber Deutschland auf die Spitze zu treiben. Und das tat es dann auch. So wurde die deutsche Minderheit in Polen noch stärker als bisher drangsaliert, und die Grenzzwischenfälle sowie der Druck auf Danzig nahmen ebenfalls massiv zu. Hitler reagierte hierauf, indem er am 11. April 1939 befahl, einen Aufmarschplan gegen Polen auszuarbeiten. Außerdem kündigte er wenige Tage darauf den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt. Trotzdem hätte die Regierung in Warschau selbst am 30. August 1939 noch die Möglichkeit zum Einlenken gehabt, als sie ein deutsches 16-Punkte-Angebot erhielt, das abermals Vorschläge zur Lösung des Danzig- und Korridor-Problems beinhaltete. Doch Beck lehnte wiederum voller Arroganz ab – und zwar gegen den Rat vieler führender Diplomaten seines Landes. Daraufhin erfolgte am 1. September 1939 der Einmarsch der Wehrmacht.

Danach zeigte sich, was das britisch-französische Garantieversprechen und die danach noch hastig abgeschlossenen formellen Beistandsvereinbarungen wie die Kasprzycki-Gamelin-Konvention wert waren. Zwar erklärten die beiden Westmächte Deutschland tatsächlich am 3. September den Krieg, aber dann passierte keineswegs das, worauf man in Warschau gehofft hatte: Großbritannien beschränkte sich auf einige Luftangriffe und Seeoperationen und Frankreich begann im Anschluss an seine symbolische Offensive an der Saar einen „Sitzkrieg“ entlang der deutschen Westgrenze.